Dreck in der Atemluft Luftverschmutzung erhöht Covid-19-Anfälligkeit
13.01.2022, 15:08 Uhr
Die Luftqualität, wie hier in Turin, im Schatten der Alpen könnte besser sein.
(Foto: imago/Alexander Pohl)
Schadstoffe in der Luft kosten in Europa mehr als 400.000 Menschen vorzeitig das Leben. Angesichts des grassierenden Coronavirus ist interessant, ob es auch einen Zusammenhang zwischen Luftqualität und Covid-19-Fällen gibt.
Forschende haben untersucht, wie sich das langfristige Einatmen von verschmutzter Luft auf die Anfälligkeit für Covid-19-Erkrankungen auswirkt. Dafür wählte das Team um Professor Giovanni Veronesi von der Universität Insubrien die oberitalienische Stadt Varese. Die Forschenden stellten fest, dass Einwohner, die in Straßen mit erhöhten Werten von Luftschadstoffen wohnen, häufiger an Covid-19 erkrankten als Bewohner in Stadtteilen mit besserer Luft.
Die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler sammelt zunächst die Daten der in Varese lebenden Erwachsenen. Sie glichen Faktoren wie beispielsweise Alter, Geschlecht und Adresse mit bestätigten Covid-19-Fällen ab. Über die Adresse wurde die langfristige Belastung mit unterschiedlichen Luftschadstoffen wie Feinstaub, Stickoxide und Ozon errechnet. Das gelang mit Daten zur Luftqualität von 2018 für 97,4 Prozent der Einwohner. Insgesamt wurden bei den 62.848 Einwohnern bis März 2021 4408 Covid-19-Fälle registriert.
Mit ihren Berechnungen konnten die Forscher zeigen, dass mit jeder höheren Feinstaubkonzentration in der Luft um ein Mikrogramm je Kubikmeter auch ein Anstieg der Covid-19-Zahlen um 5,1 Prozent zu sehen ist. Dabei handelt es sich um Schwebeteilchen, die kleiner als 2,5 Mikrometer sind und auch als PM2,5 bezeichnet werden und denen die Einwohner von Varese langfristig ausgesetzt sind. Auch für Feinstaub mit größeren Teilchen, PM10 genannt, und andere Stoffe wie Stickstoffdioxid und -monoxid wurden ähnliche Ergebnisse berechnet. Für Ozon hingegen erhielten die Forschenden hingegen gegenteilige Ergebnisse.
Schlechte Luft, viele Infektionen
Varese liegt in der gleichnamigen Provinz am Fuß der Alpen. Die Region rund um die Po-Ebene zählt zu den Gebieten mit den schlechtesten Luftwerten in Europa. Dass Luftschadstoffe die Anfälligkeit für Atemwegserkrankungen und für Infektionen erhöhen, ist nicht neu und konnte wissenschaftlich schon mehrfach belegt werden. Auch die Verbreitung des Coronavirus beziehungsweise die Erkrankung an Covid-19 steht im Zusammenhang mit der Luftqualität, der Menschen langfristig ausgesetzt sind.
Die Autorinnen und Autoren der Studie, die in Occupational and Environmental Medicine veröffentlicht wurde, sind sich im Klaren darüber, dass die Luftverschmutzung im Zusammenhang mit einer Covid-19-Erkrankung nicht der wichtigste Risikofaktor ist. Dennoch weisen sie darauf hin, dass die Luftqualität in Varese zu 294 zusätzlichen Covid-19-Erkrankungen auf 100.000 Einwohner pro Jahr führte. Denkbar ist, dass es in Regionen mit noch schlechteren Werten, wie etwa in den Niederungen der Po-Ebene, erheblich mehr sein könnten.
Quelle: ntv.de, jaz