Nicht wie angenommen das Klima Menschen rotteten viele Känguru-Arten aus
13.01.2025, 07:10 Uhr Artikel anhören
Künstlerische Darstellung, wie die Flora und Fauna der Naracoorte-Höhlen im Jungpleistozän ausgesehen haben könnte.
(Foto: Peter Schouten/-/dpa)
Im späten Pleistozän hüpften noch viel mehr verschiedene Kängurus durch Australien als heute. Eine Analyse fossiler Zähne zeigt, was sie fraßen. Daraus schließen Forscher auf ihr Schicksal.
Die zahlreichen Känguru-Arten, die bis vor 40.000 Jahren in Australien lebten, waren bei der Nahrungssuche wohl weniger wählerisch als man lange dachte. Ihr Aussterben im Jungpleistozän dürfte deswegen auch nicht auf klimabedingte Futterprobleme zurückzuführen sein, schlussfolgern Forscher im Fachblatt "Science". Vielmehr waren es vermutlich die Menschen, die nach ihrer Ankunft auf dem Kontinent einen Großteil der Megafauna durch Jagd ausrotteten.

Känguru-Schädel der Flinders University, die für die Studie untersucht werden: (v.l.n.r.) Protemnodon, Macropus, Procoptodon.
(Foto: Traci Klarenbeek/Flinders University/dpa)
Paläontologen der Flinders University sowie des Museum and Art Gallery of the Northern Territory (MAGNT) scannten für ihre Untersuchung 937 Zähne prähistorischer Kängurus aus dem Süden Australiens sowie von noch heute lebenden Kängurus. Anhand von mikroskopisch kleinen Abnutzungserscheinungen an den Zahnaußenseiten schlossen sie auf die Ernährung der Tiere.
Demnach fraßen die meisten der zwölf untersuchten ausgestorbenen Känguru-Arten eine Vielzahl von Pflanzen. "Diese Flexibilität in der Ernährung spielte wahrscheinlich eine Schlüsselrolle für ihre Widerstandsfähigkeit gegenüber Klimaveränderungen in der Vergangenheit", erklärte Erstautor Sam Arman. Die lange akzeptierte Behauptung, dass diese Kängurus wegen ihrer spezialisierten Futtervorlieben ausstarben, sei damit widerlegt.
Kängurus waren nicht wählerisch
"Paläontologen, zu denen auch ich gehöre, waren lange Zeit der Meinung, dass die kurzen, robusten Schädel von Kurzschnauzenkängurus darauf hindeuten, dass sie spezialisierte Laubfresser waren, also Pflanzenfresser, die sich hauptsächlich von Blättern und Zweigen von Sträuchern und Bäumen ernähren, im Gegensatz zu größeren Makropodinen, die hauptsächlich Gras fressen", ergänzte Co-Autor Gavin Prideaux. Die untersuchten Fossilien zeigten jedoch, dass zwar zwei der ausgestorbenen Kurzschnauzenkängurus reine Grasfresser waren, die meisten von ihnen aber Generalisten.

Exemplare aus der Victoria Fossil Cave (Teil der Naracoorte-Höhlen) werden im South Australian Museum präpariert, um Mikroabriebproben zu nehmen.
(Foto: S Arman/MAGNT & Flinders University/dpa)
Das Team um Arman nutzte für die Untersuchung fossile Zähne aus den Naracoorte-Höhlen im Süden Australiens. Diese stammen aus einer Zeit bis vor etwa 220.000 Jahren, wobei im untersuchten Zeitraum in der Region unterschiedliche Klimabedingungen herrschten, mal feucht-kühles und mal warm-trockenes.
Die Zahnmerkmale legten nahe, dass die Ernährungspalette der Tiere flexibel genug war, um auf klimabedingte Veränderungen der Vegetation zu reagieren, meinen die Autoren. Außerdem besetzten die drei ausgestorbenen Arten, die einen gewissen Grad an Spezialisierung aufwiesen, entgegengesetzte Enden des Nahrungsspektrums. "Sie können nicht gleichzeitig durch den Verlust einer bestimmten Nahrungsressource ausgestorben sein."
Als 90 Prozent der großen Tierarten ausstarben
Die Wissenschaftler schreiben weiter, dass in der Zeit von vor 65.000 bis 40.000 Jahren insgesamt 90 Prozent der großen Tierarten auf dem Kontinent verschwanden, die Hälfte davon Kängurus. Das entspreche genau der Zeit, in der sich Menschen erstmals in Australien ausbreiteten.

Der Paläontologe Sam Arman gräbt im Alcoota Scientific Reserve im Northern Territory Fossilien von Megafauna aus.
(Foto: N Ogilvie/MAGNT/dpa)
Da es sich bei den damals verschwindenden Tieren vor allem um große Arten handelte, sei es am wahrscheinlichsten, dass diese den Menschen zum Opfer fielen, welche sie als Nahrung nutzten. "Ihr Verlust und der vieler anderer großer Arten dürfte die Funktionsweise der australischen Ökosysteme in einer Weise beeinflusst haben, die wir erst jetzt zu begreifen beginnen", heißt es in der Studie.
Die Forscher würden ihre Untersuchungen gerne ausweiten. "Wir hoffen, weitere Datensätze von pleistozänen Ablagerungen in ganz Australien anzuschauen, insbesondere solche, die den Zeitraum zwischen 60.000 und 40.000 Jahren umfassen, als viele Megafauna-Arten ausstarben", sagte Arman.
Quelle: ntv.de, Doreen Garud, dpa