Zitteranfall der Bundeskanzlerin Merkel hat Arzt zufolge noch Glück gehabt
18.06.2019, 17:09 UhrKurzer Schockmoment beim Empfang des ukrainischen Präsidenten Selenskyj: Angela Merkel fängt beim Abspielen der Nationalhymne plötzlich heftig an zu zittern. n-tv Gesundheitsexperte Dr. Christoph Specht benennt die Ursachen und gibt praktische Tipps im Umgang mit der Hitze.
n-tv: Wir haben die Bundeskanzlerin beim Empfang des ukrainischen Präsidenten sehr heftig zittern sehen. Ist das dann der Kreislauf oder was steckt dahinter?
Christoph Specht: Man sah relativ schnell: Etwas Neurologisches scheint es nicht zu sein. Dafür ging es zu schnell, dafür war es einfach zu heftig. Das war ja quasi wie ein Schüttelfrost wie bei einem Infekt. Was auch in diese Richtung geht, ist eine Entgleisung des Elektrolytsystems, der Balance. Genau das war hier wahrscheinlich passiert.
Die Kanzlerin sah wieder besser aus, nachdem sie drei Gläser Wasser getrunken hatte. Lag es daran?
Sie hatte einfach zu wenig getrunken, dann kann so etwas passieren. Anderen Leuten ergeht es noch viel schlechter. Die fallen eben dann um. Auch das hat es ja häufig gegeben, gerade bei solchen Paraden, wenn die Sonne scheint. Hier hatte sie quasi Glück gehabt und es war nur das Zittern.
Ist das dann auch eine Frage des Alters? Ist man empfindlicher bei Wassermangel, je älter man ist?
Es ist tatsächlich so. Es gibt Menschen, die reagieren sehr viel empfindlicher. Die brauchen wirklich ein genau austariertes System und wenn das ein bisschen durcheinanderkommt oder nicht mehr im Gleichgewicht ist, dann kann das passieren. Und in der Tat: Ältere haben damit eher zu kämpfen. Übrigens auch, weil das Durstgefühl bei Älteren nicht mehr so funktioniert. Und "älter", irgendwann fängt das ja mal an. Es geht so bei 50 los. Und man weiß bei richtig alten Menschen: Die trinken einfach zu wenig, weil sie das Gefühl für das Trinken nicht mehr haben.
Mit dem Durstgefühl ist das eine schwierige Sache. Wenn man selber nicht daran denkt: Was ist denn nun das Gesündeste? Sind es tatsächlich die zwei Liter, die man am Tag trinken soll?
Man hat sich ein bisschen davon verabschiedet, solche festen Regeln zu geben. Aber vom Prinzip stimmt es schon: Eineinhalb bis zwei Liter beim normalen Menschen sind schon richtig. Bei Temperaturen, wie sie jetzt vorherrschen, und im Hochsommer oder wenn man draußen ist und arbeitet, dann können aus zwei Litern natürlich locker vier, fünf Liter werden.
Also im Zweifel lieber mehr trinken?
Es ist immer die Frage, wie viel Hitze vorherrscht und was ich persönlich körperlich tue. Wenn ich in voller Montur bin, auch bei so einem Ereignis wie heute, da kann es natürlich sein, dass da selbst zwei Liter nicht reichen.
Die Fragen stellte Jule Gölsdorf.
Quelle: ntv.de, shu