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Schutz vor schwerem Covid Neuer Test weist T-Zellen-Immunität nach

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T-Zellen-Immunität gegen Corona ist bislang nur sehr schwer messbar, obwohl sie für den Schutz vor schwerer Erkrankung viel wichtiger ist als Antikörper.

T-Zellen-Immunität gegen Corona ist bislang nur sehr schwer messbar, obwohl sie für den Schutz vor schwerer Erkrankung viel wichtiger ist als Antikörper.

(Foto: picture-alliance / dpa)

T-Zellen verhindern nach einer Impfung oder Infektion zuverlässig schwere Krankheitsverläufe. Allerdings sind sie nur schwer messbar- bis jetzt. Forschende präsentieren nun einen massentauglichen Test.

Spätestens seit Omikron ist klar: Der Impfschutz gegen Corona lässt mit der Zeit nach. Doch Experten betonen immer wieder, dass Geimpfte dennoch vor schweren Krankheitsverläufen geschützt sind. Das liegt vor allem an den gebildeten T-Gedächtnis-Zellen. Allerdings sind die schwer messbar - zumindest bis jetzt. Ein neuer Bluttest könnte unkompliziert Informationen über die Fähigkeit des Körpers zur Bekämpfung des Coronavirus liefern.

Nach einer Impfung oder einer natürlichen Infektion mit Sars-CoV-2 entwickeln Menschen Antikörper gegen das Virus. Sie können verhindern, dass Viren neue Zellen befallen, außerdem markieren sie die Krankheitserreger für andere Teile des Immunsystems wie etwa die Fresszellen. Eine Infektion wird so abgewehrt.

Antikörper sind jedoch nicht die einzigen wichtigen Akteure in der Immunantwort einer Person auf das Virus. Sie bestehe aus zwei Pfeilern, erklärt Christoph Neumann-Haefelin, Leiter der Arbeitsgruppe Translationale Virusimmunologie am Universitätsklinikum Freiburg. Dem ersten Schutzwall der Antikörper könne Omikron sehr gut entkommen. "Aber dann gibt es auch noch die T-Zellen, die die Krankheit kontrollieren, sobald das Virus eingedrungen ist." Für den Schutz vor schwerer Erkrankung ist diese sogenannte zelluläre Immunität wesentlich wichtiger als Antikörper.

Entscheidend ist dabei, dass die Impfung die wichtigen T-Zellen tatsächlich aktiviert hat. Bislang ließ sich das nur schwer herausfinden, da die Messung mit großem Aufwand verbunden war. Forschende des Mount Sinai Gesundheitssystems in New York haben nun eine vergleichsweise einfache Messmethode entwickelt und ihre Erkenntnisse im Fachjournal "Nature Biotechnology" veröffentlicht. Das Team um Antonio Bertoletti hat bereits gängige PCR-Testgeräte so angepasst, dass sie die Aktivierung von T-Zellen gegen Sars-CoV-2 messen können.

Ausmaß der Immunität beurteilen

Die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler identifizierten zunächst CXCL10-mRNA, eine Boten-Erbinformation, als Indikator dafür, ob die T-Zellen aktiviert sind. Eine Blutprobe von etwa einem Milliliter reicht aus, um die CXCL10-mRNA in einem PCR-Test mit dem Namen "dqTACT Assay" in etwas weniger als 24 Stunden nachzuweisen. Das in Europa bereits zertifizierte Gerät sei vergleichsweise günstig und Laborpersonal benötige nur wenig zusätzliche Schulung dafür, schreiben die Forschenden. Etwas kosten- und personalintensiver ist ein zweiter Ansatz mit dem Titel "TACTseq". Hier können mehr Gene überprüft und die Immunantwort damit noch feiner gemessen werden. Allerdings sei dieser Test etwas langsamer, teurer und benötige mehr Schulung für Laborpersonal.

"Die Messung der T-Zellen-Aktivierung ist entscheidend, um das volle Ausmaß der Immunität einer Person zu beurteilen", schreibt Co-Autor Ernesto Guccione. Corona-Varianten wie Omikron entziehen sich dem Großteil der neutralisierenden Fähigkeit von Antikörpern. Aber T-Zellen seien trotz der Mutationen immer noch in der Lage, das Virus zu erkennen, was Tests zur Messung von T-Zellen noch wichtiger macht, so Guccione.

Die Forscher hoffen, dass die beiden neu entwickelten Verfahren den Nachweis von T-Zellen-Immunität deutlich vereinfachen und damit massentauglich machen. Das könnte speziell für Menschen mit einer geschwächten Immunantwort wichtig sein. Dazu gehören etwa sehr alte Menschen oder Patienten, die Medikamente nehmen, die das Immunsystem schwächen.

(Dieser Artikel wurde am Mittwoch, 15. Juni 2022 erstmals veröffentlicht.)

Quelle: ntv.de, hny

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