WG mit Schlangen und Kröten Vogelspinnen pflegen Beziehungen zu anderen Arten
27.08.2024, 09:56 Uhr Artikel anhören
Vogelspinnen gab es bereits vor 350 Millionen Jahren auf der Erde.
(Foto: picture alliance/dpa)
Vogelspinnen gehören nicht zu den beliebtesten Tieren. Dabei sind die achtbeinigen Kreaturen gar nicht so gefährlich, wie sie oft dargestellt werden. Im Gegenteil: Sie pflegen sogar gute Beziehungen zu anderen Tierarten.
Für viele Menschen dürfte es sich wie eine Gruselgeschichte lesen: In einer Studie beschreibt ein Forschertrio systematisch, zu welchen Tierarten Vogelspinnen erstaunlich gute Beziehungen pflegen. Weltweit zählen dazu unter anderem Schlangen, Kröten, Ameisen und Geißelspinnen, wie das Team um Alireza Zamani von der finnischen Universität Turku im "Journal of Natural History" berichtet.
"Anscheinend sind Vogelspinnen nicht so gruselig und bedrohlich wie ihr Ruf", folgert Zamani. Aus der Analyse der teils durchaus komplexen Beziehungen zu manchen Arten leitet das Forscherteam ab, wozu die dichte Behaarung vieler Vogelspinnen dient.
Das Team untersuchte Vogelspinnen (Theraphosidae), zu der mehr als 1000 oft dicht behaarte Arten vor allem in Amerika, Afrika, Asien, Australien und Südeuropa zählen. Bisher sei bei Spinnen generell hauptsächlich das Verhältnis zu Parasiten, Fressfeinden und Beutetieren untersucht, nicht aber andere Beziehungen wie symbiotische, also solche zum beiderseitigen Nutzen. Dies trug das Team nun vor allem durch die gezielte Suche in Datenbanken zusammen, aber auch anhand eigener Erhebungen.
Dokumentiert sind demnach mehr als 60 Beispiele allein für Verbindungen von Vogelspinnen mit Froschlurchen, also Fröschen und Kröten. Diese reichen geografisch von den USA über Panama, Brasilien, Zimbabwe und Sri Lanka bis auf die Philippinen.
Vorteilhafte Wohngemeinschaft
Mitunter teilen sich die Tiere ihre Unterkunft. "Anscheinend profitieren die Frösche und Kröten, die in den Schlupfwinkeln der Vogelspinnen leben, vom Schutz vor ihren Fressfeinden", sagt Hauptautor Zamani. "Umgekehrt ernähren sie sich von Insekten, die der Spinne, ihren Eiern oder den Jungtieren schaden könnten."
Dokumentiert sind demnach auch Beziehungen zu Termiten, vor allem aber zu Ameisen wie tropischen Wanderameisen, etwa Armeeameisen wie Eciton burchellii. "Beobachtungen deuten darauf hin, dass Armeeameisen tendenziell sowohl die ausgewachsenen Vogelspinnen als auch den Nachwuchs ignorieren", erläutert Zamani. "Das ist ziemlich erstaunlich, da Armeeameisen dafür bekannt sind, dass sie ein breites Spektrum von Gliederfüßern angreifen und verspeisen."
Stattdessen dringen die Ameisen zwar mitunter in die Höhlen der Spinnen ein, dort sammeln sie dann aber nur Futterrückstände und reinigen den Unterschlupf. Davon dürften die Spinnen nach Einschätzung der Forschenden profitieren.
Schützende Behaarung
Nur in Einzelfällen attackierten Armeeameisen die Spinnen - denen dann offenbar ihr haariger Körper zugutekommt. "Die dichte Behaarung, die den Körper der Vogelspinnen bedeckt, macht es schwierig für die Ameisen, die Spinne zu beißen oder zu stechen", sagt Zamani. "Daher glauben wir, dass sich die Behaarung als Verteidigungsmechanismus entwickelt hat. Diese Vermutung wird dadurch gestützt, dass viele Vogelspinnen in Amerika ihre Eiersäcke mit Brennhaaren bedecken." Diese Brennhaare, die manche amerikanischen Arten am Hinterleib tragen, halten demnach Ameisen ab.
Durchaus kurios ist eine Beobachtung aus Peru dazu, wie sich ein Weibchen der Vogelspinnen-Art Avicularia hirschii vor Armeeameisen schützte. Angesichts der nahenden Bedrohung verließ die baumbewohnende Spinne ihr Gespinst und hängte sich mit den Spitzen ihrer beiden Vorderbeine an einem Blatt auf. Dort harrte sie dann aus.
Als weitere Arten mit Beziehungen zu Vogelspinnen führt das Forschertrio unter anderem Weberknechte (Opiliones), Geißelspinnen (Amblypygi) und Schlangen an, etwa in der Demokratischen Republik Kongo, in Mexiko und den USA. Im US-Staat Texas beschrieben wurde eine Wohngemeinschaft der Spinnenart Aphonopelma armada mit der Texas-Schlankblindschlange (Rena dulcis), einer meist in der Erde lebenden Art.
Quelle: ntv.de, Walter Willems, dpa