"Wir konnten es nicht glauben" Spinnen können Säugetiere töten
01.03.2019, 12:19 Uhr
Im Unterholz des Regenwalds entdecken US-Zoologen "furchteinflößende Tiere".
(Foto: picture alliance/dpa)
Tief im Urwald am Oberlauf des Amazonas beobachten US-Forscher haarsträubende Szenen: Fasziniert und entsetzt zugleich dokumentieren sie, wie Spinnen Jagd auf Frösche machen. In der Nacht gerät dann plötzlich eine Beutelratte in die Giftfänge einer tellergroßen Vogelspinne.
Ungewöhnliche Erkenntnis aus der Feldforschung im Regenwald: Vogelspinnen können auf der Suche nach Nahrung neuesten Beobachtungen zufolge selbst Säugetiere angreifen und überwältigen. US-Forscher haben eine solche Jagd im Amazonasgebiet mit eigenen Augen mitverfolgt, wie sie im Fachmagazin "Amphibian & Reptile Conservation" berichten. Bei dem Vorfall attackierte eine Vogelspinne ein Maus-Opossum und tötete den vergleichsweise kleinen Vertreter aus der Familie der südamerikanischen Beutelratten durch einen Biss in den Hals.

Beweisfoto aus Forscherhand: Die Vogelspinne fällt über das Maus-Opossum her.
(Foto: picture alliance/dpa)
"Wir waren ganz hingerissen und geschockt und wir konnten nicht wirklich glauben, was wir da sahen", schilderte der Umwelt- und Evolutionsbiologe Michael Grundler von der Michigan University in Ann Arbor (USA) seine Eindrücke. Er und seine Kollegen hatten sich in den Urwald aufgemacht, um größere Spinnen beim Verspeisen kleinerer Tiere wie Fröschen zu beobachten. Eine Spinne zu finden, die ein Säugetier fresse, sei sehr überraschend, sagte Grundler.
Spinne verschleppt ihr Opfer
Die Forscher entdeckten die tellergroße Vogelspinne (Pamphobeteus sp.) und ihr Opfer zufällig bei einem nächtlichen Streifzug durch einen Regenwald in Peru am Oberlauf des Amazonas. Die Spinne habe das Maus-Opossum, eine Zwergbeutelratte aus der Familie der Didelphidae, zunächst im Genick festgehalten. Den Angriff selbst konnten die Forscher nicht beobachten. Das Säugetier war jedoch zum Zeitpunkt der Entdeckung noch am Leben. Das Tier habe noch etwa 30 Sekunden mit den Beinen gestrampelt, berichtete Grundler.
Danach habe die große Spinne die kleine Beutelratte zu einem Baum gezogen. Als die hungrige Pamphobeteus die Forscher bemerkt habe, sei sie verschwunden, hieß es.
Es ist das erste Mal überhaupt, dass der Angriff eines Vertreters der Spinnentiere auf ein Opossum wissenschaftlich dokumentiert werden konnte. Aus ähnlichen Beobachtungen zum Umgang verschiedener spezialisierter Spinnenarten mit Amphibien und Reptilien schließen die Zoologen, dass die Vogelspinne die Ratte tatsächlich fressen wollte. Belege oder Fotoaufnahmen davon gibt es davon allerdings nicht.
Unbekannte Tierwelt im Unterholz
Die Wissenschaftler beobachten Spinnen, weil sie mehr über die Nahrungsketten und die große Artenvielfalt im Amazonasbecken lernen wollen. Dabei konnten sie unter anderem auch dokumentieren, dass Spinnen dort zum Beispiel Fische und andere größere Tiere als Beute nutzten.
Das Vorgehen der Spinnen erschütterte dabei selbst hartgesottene Arachnologen: Größere Achtbeiner etwa zogen tote Echsen mit ihren Vorderbeinen dicht an ihren Körper, um sie besser in ein Versteck ziehen zu können. In anderen Fällen köpften riesige Tausendfüßer Giftschlangen und zogen ihnen die zähe Haut ab.
"Eines der coolsten Dinge bei der Arbeit in Peru ist, ist schiere Anzahl an Tierarten, die einem jeden Tag bei einer Wanderung durch den Urwald begegnen", fasste eine der beteiligten Wissenschaftlerinnen ihre Eindrücke zusammen. "Diese Spinnen und Tausendfüßer sind tatsächlich furchteinflößende Tiere."
Quelle: ntv.de, mmo/dpa