"Zombie-Feuer" brechen öfter aus Rauchschwaden ziehen über den Polarkreis
16.07.2024, 18:34 Uhr Artikel anhören
Brände innerhalb des Polarkreises in der russischen Republik Sacha, aufgenommen am 12. Juli.
(Foto: Pierre Markuse, CC BY 2.0, Fires within the Arctic Circle, Sakha Republic, Russia (Lat: 70.24, Lng: 140.37) - July 12th, 2024. https://www.flickr.com/photos/pierre_markuse/53853566014/ )
Waldbrände am Polarkreis setzen in diesem Sommer außerordentlich viel Kohlendioxid frei. Die Brände seien ein deutliches Warnzeichen und stellten ein globales Risiko dar, warnt eine Expertin. Das System Arktis nähere sich einem gefährlichen Klimakipppunkt.
Dichte Rauchschwaden ziehen über den Polarkreis und den Osten Russlands hinweg. Das berichtet das EU-Erdbeobachtungsprogramm Copernicus. Schuld seien schwere Waldbrände in Sibirien und Nordamerika. Die Feuer entstanden aufgrund ungewöhnlich hoher Temperaturen und Trockenheit, was in der ersten Hälfte des Monats zu einer "deutlichen Zunahme" von Treibhausgasen führte, erklärte der Atmosphärenüberwachungsdienst von Copernicus (CAMS).
Eine Wolke aus Asche und Feinstaub zog laut Satellitenaufnahmen von CAMS etwa 3000 Kilometer über Teile der Mongolei, Chinas und Japans hinweg. Gebietsweise lagen die Feinstaubwerte um ein Vielfaches über den internationalen Grenzwerten. Laut Copernicus produzierten die Brände in Russland bis Mitte Juli bereits so viel Kohlendioxid wie in den Monaten Juni und Juli der vergangenen zwei Jahre zusammen.
In den dichten und schwer zugänglichen Wäldern des Polarkreises gehören durch Blitzschlag ausgelöste Brände zum natürlichen Kreislauf. Sogenannte "Zombie-Feuer" können während der Wintermonate unter der Erdoberfläche schwelen und im Frühling oder Sommer dann voll ausbrechen. Infolge der globalen Erwärmung hat die Zahl und Intensität der Waldbrände in der Region in den vergangenen 20 Jahren demnach deutlich zugenommen.
Die Brände am Polarkreis haben deutliche Auswirkungen auf den Klimawandel, da sie große Mengen Treibhausgase freisetzen und Wälder vernichten, die sonst Kohlendioxid speichern könnten. Professor Gail Whiteman von der Universität Exeter hat ein Team von Arktis-Experten gegründet. Auf der Copernicus-Website sagt sie: "Die zunehmenden sibirischen Waldbrände sind ein deutliches Warnzeichen dafür, dass sich dieses lebenswichtige System einem gefährlichen Klimakipppunkt nähert." Was in der Arktis passiere, bleibe nicht dort, die Waldbrände stellten ein globales Risiko dar.
So kann sich laut Copernicus nach Waldbränden schwarzer Kohlenstoff oder Ruß auf Schnee und Eis legen. Die verdunkelte Arktis absorbiert dann mehr Sonnenenergie, wodurch sie eher abschmilzt.
Quelle: ntv.de, lwe/AFP