Verbale Reaktionszeit getestet Ist Sprechgeschwindigkeit ein früher Alzheimer-Marker?
19.03.2024, 17:13 Uhr Artikel anhören
Das fällt mir gleich wieder ein!
(Foto: imago images/Shotshop)
Obwohl einem das Wort auf der Zunge liegt, kann man es nicht aussprechen. Die Suche nach Wörtern, die sich im Alter häuft, könnte bereits ein Hinweis auf schwindende Gehirngesundheit sein. Doch es gibt einen Parameter, der noch genauer ist. Das stellen Forschende mithilfe von KI klar.
Verlangsamtes Sprechen kann einen frühen Hinweis auf kognitiven Verfall im Alter und damit Frühstadien von Erkrankungen wie Alzheimer geben. Das hat ein Forschungsteam um Hsi T. Wei von der University of Toronto herausgefunden. Die Veränderung der Sprachgeschwindigkeit ist den Autorinnen und Autoren zufolge ein wichtiger Marker für kognitive Gesundheit und ist sogar ein noch genauerer Indikator für Gehirngesundheit bei älteren Erwachsenen als die zunehmende Schwierigkeit, beim Sprechen Wörter zu finden.
Für die Untersuchung bat das Forschungsteam insgesamt 125 gesunde Erwachsene im Alter zwischen 18 und 90 Jahren eine Szene detailliert zu beschreiben. Die Beschreibungen wurden aufgezeichnet und anschließend von einer Künstlichen Intelligenz analysiert. Die Software hatte die Aufgabe, Merkmale wie Sprechgeschwindigkeit, Dauer der Pausen zwischen den Wörtern und die Vielfalt der Wörter zu bestimmen.
Mit Besen-Bild und Wischmopp-Audio
Zudem wurde ein sogenannter Wort-Bild-Interferenz-Test eingesetzt. Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer der Untersuchung bekamen die Aufgabe, sich an die Bilder von Alltagsgegenständen, die ihnen gezeigt wurden, später zu erinnern. Die Aufgabe wurde jedoch durch das gleichzeitige Einspielen eines anderen Wortes gestört. Diese Worte waren entweder mit den Wörtern auf den Bildern verwandt, wie das Bild eines Besens und "Wischmopp" als eingespieltem Wort - oder sie waren im Wortklang so ähnlich wie das Wort auf dem Bild.
Die Auswertung der Daten ergab einen Zusammenhang zwischen der natürlichen Sprachgeschwindigkeit älterer Erwachsener und der Schnelligkeit beim Benennen von Bildern. Dies verdeutlicht, dass eine allgemeine Verlangsamung der Verarbeitung möglicherweise auf umfassendere kognitive und sprachliche Veränderungen mit zunehmendem Alter zurückzuführen ist und nicht auf eine spezifische Herausforderung beim Abrufen von Wörtern aus dem Gedächtnis.
Andere Tests, gleiches Ergebnis
Weiterhin sollten die Studienteilnehmenden einige Standardtests absolvieren, mit denen die Konzentration, die Denkgeschwindigkeit sowie die Fähigkeit, Aufgaben zu planen und zu bewältigen, geprüft werden. Auch bei der Auswertung der Daten sah das Forschungsteam, dass ein altersbedingter Rückgang dieser Fähigkeiten eng mit der Geschwindigkeit, mit der eine Person im Alltag redet, zusammenhängt. Die Forschenden interpretieren diesen Zusammenhang ebenfalls als Hinweis auf einen umfassenden Rückgang der kognitiven Fähigkeiten, der stärker ist, als die Schwierigkeit, das richtige Wort zu finden.
Die Erkenntnisse der Studie, die im Fachmagazin "Aging, Neuropsychology and Cognition" veröffentlicht wurden, könnten dabei helfen, gefährdete Personen zu identifizieren. Dann könnten auch Diagnosen und Therapien beginnen, noch bevor schwerwiegende Symptome eintreten. Der Einsatz von Künstlicher Intelligenz ist dabei denkbar. Doch bevor diese Art von Software zum Erkennen von Sprachgeschwindigkeitsveränderungen im medizinischen Alltag zum Einsatz kommt, müssen weitere Untersuchungen durchgeführt werden.
Quelle: ntv.de, jaz