Dexamethason und Spironolacton Wirkstoff-Mix soll Covid-19-Kranken helfen
02.12.2021, 18:41 Uhr
Dexamethason wurde als erstes Covid-19-Mittel zugelassen. In Kombination mit Spironolacton könnte es noch effektiver sein.
(Foto: imago images/Christian Ohde)
Auf der Suche nach wirksamen Covid-19-Medikamenten mussten Forschende schon viele Rückschläge hinnehmen. Eine Kombination von zwei bereits bekannten Wirkstoffen könnte nun einen echten Durchbruch bedeuten und Intensivstationen entlasten.
Angesichts alarmierender Infektionszahlen und voller Intensivstationen sind wirksame Covid-19-Medikamente dringend nötig. Forschende mehrerer namhafter Einrichtungen haben untersucht, ob und wie die Kombination bestimmter Wirkstoffe bei Covid-19-Erkrankten hilft. Bei einem Mix aus zwei bekannten Wirkstoffen sind sie zu ermutigenden Ergebnissen gekommen, die im Fachjournal "Frontiers in Endocrinology" veröffentlicht wurden. Demnach soll die gleichzeitige Gabe von Dexamethason und Spironolacton nicht nur den schweren Verlauf und damit auch die Behandlung auf einer Intensivstation frühzeitig verhindern, sondern auch die typischen Symptome bei Covid-19-Erkrankten lindern.
Beide Wirkstoffe sind im Zusammenhang mit anderen Erkrankungen bereits zugelassen. Dexamethason wird bereits bei invasiv beatmeten Personen mit Covid-19 angewendet. Der Entzündungshemmer richtet sich nicht direkt gegen das Virus, sondern soll helfen, die überschießende Immunreaktion bei Patientinnen und Patienten zu bremsen. Es ist als Therapeutikum bei Covid-19 bereits zugelassen.
Bei Spironolacton handelt es sich um einen Wirkstoff, der vor allem zur Therapie von Herzinsuffizienz und Leberzirrhose eingesetzt wird. Das Mittel unterdrückt die Wirkung eines körpereigenen Hormons, des sogenannten Aldosterons. Dieses reguliert die Ausscheidung von Wasser und Salzen über die Nieren. Nach der Einnahme von Spironolacton wird die Ausscheidung von Natrium- und Chlorid-Ionen aus dem Körper gefördert, Wasser ausgeschwemmt und gleichzeitig die Menge an Kalium-Ionen im Körper erhöht. Es wird dementsprechend vor allem zur Beseitigung von Wassereinlagerungen, sogenannten Ödemen, die durch eine verstärkte Aktivität von Aldosteron entstanden sind, eingesetzt.
Ergebnisse lassen aufhorchen
Insgesamt wurden die Daten von 80 Personen mit Covid-19 erhoben. Die Betroffenen wurden in zwei Gruppen unterteilt. 40 davon bekamen demnach hoch dosiertes Dexamethason, den 40 der anderen Gruppe wurde zuerst niedrig dosiertes Dexamethason und danach Spironolacton verabreicht. Die Forscherinnen und Forscher sahen sich zunächst an, wie sich unter der Medikation die Lunge von Covid-19-Betroffenen entwickelt.
Den Ergebnissen zufolge sahen sie bei 24 der 40 Patientinnen und Patienten, die hoch dosiertes Dexamethason bekommen hatten, auch nach mehreren Tagen unveränderte Lungenschäden. Bei 16 war eine Verbesserung zu erkennen. In der zweiten Gruppe hingegen war bei allen 40 Covid-19-Erkrankten eine Verbesserung des Lungenzustandes zu beobachten. Bei dem Mix aus beiden Wirkstoffen sahen die Forschenden eine wesentlich effektivere Wirkung.
Auch Symptome verschwinden
Die Forschungsgruppe wollte in einem nächsten Schritt wissen, wie sich die Arzneimittel-Kombination auf die Covid-19-typischen Symptome auswirkt. Dafür wurden die Daten von 20 Probandinnen und Probanden aus der zweiten Gruppe analysiert und ausgewertet. Dabei wurde festgestellt, dass sich nach mehreren Tagen die Symptome bei nahezu allen 20 Personen gebessert hatten. Lediglich ein Studienteilnehmer klagte noch über Geschmacksverlust. Atemnot, die vor der medikamentösen Behandlung von der Hälfte dieser Gruppe beschrieben wurde, hatten nach der Therapie mit dem Medikamenten-Mix nur noch zehn Prozent.
Auch wenn die Studie erste vielversprechende Hinweise für die medikamentöse Therapie von Covid-19 liefert, müssen die Ergebnisse durch weitere Untersuchungen mit einer größeren Anzahl von Studienteilnehmenden gestützt werden. Wissenschaftlich geklärt werden müsste beispielsweise noch, in welcher Phase der Erkrankung der Medikamenten-Mix am besten wirkt, ob es Patientengruppen gibt, bei denen diese Art der Therapie nicht angewendet werden dürfen und ob die Wirkung auch bei Erkrankungen durch Varianten von Sars-CoV-2 eintritt.
Quelle: ntv.de, jaz