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Cordyceps hemmt Tumorwachstum Zombiepilz wirkt gegen Krebs

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Der Pilz bildet zwei bis fünf Zentimeter hohe, keulenförmige und gelborange Fruchtkörper, die aus den toten vergrabenen Puppen herauswachsen

Der Pilz bildet zwei bis fünf Zentimeter hohe, keulenförmige und gelborange Fruchtkörper, die aus den toten vergrabenen Puppen herauswachsen

Sie steuern das Verhalten ihrer Opfer und fressen sie langsam von innen auf: sogenannte Zombiepilze. Doch während die Parasiten in erster Linie Insekten gefährlich werden können, scheinen manche von ihnen für Menschen sogar heilsam zu sein, wie ein Forschungsteam nun herausfindet.

Sie klingen wie aus einem Horrorfilm, aber existieren wirklich: Pilze, die Lebewesen langsam von innen aufzehren und schließlich töten. Manche dieser Pilzarten befallen das Gehirn ihrer Wirte und können deren Verhalten so manipulieren, dass sie keine Kontrolle mehr über den eigenen Körper haben. Doch keine Sorge, diese parasitären Pilze befallen ausschließlich Insekten wie Ameisen, Fliegen oder auch Schmetterlingsraupen. Für den Menschen hingegen könnten sie sogar nützlich sein, wie eine neue Studie herausgefunden hat. Demnach kann einer dieser Zombiepilze das Wachstum von Krebszellen verlangsamen.

In der traditionellen chinesischen Medizin wird dem Pilz eine aphrodisierende sowie lungen- und nierenstärkende Wirkung zugeschrieben.

In der traditionellen chinesischen Medizin wird dem Pilz eine aphrodisierende sowie lungen- und nierenstärkende Wirkung zugeschrieben.

(Foto: picture alliance / ZUMAPRESS.com)

Cordyceps militaris befällt vor allem Schmetterlingsraupen und tötet sie noch vor dem Ende ihrer Puppenzeit ab. Aus den toten Schmetterlingspuppen wachsen dann die leuchtend orangefarbenen, länglichen Fruchtkörper des Pilzes. Die Pilzart gilt in Asien schon länger als Naturheilmittel, die Extrakte sollen gegen Husten, Erkältungen und Lungenerkrankungen helfen, aber auch die Nieren stärken und als Aphrodisiakum wirken.

Darüber hinaus könnte Cordyceps aber auch bei der Behandlung von Krebserkrankungen eingesetzt werden, schreiben Wissenschaftler der University of Nottingham im Fachmagazin "FEBS Journal". Denn der Pilz produziert einen Stoff namens Cordycepin, mit dem er Raupen infiziert. Cordycepin interagiert mit den Genen des Insekts, um die Signale für das Zellwachstum zu unterbrechen. Für ihre Studie haben die Forschenden nun die Wirkung des Pilzextrakts auf zelluläre Prozesse und die Genexpression bei verschiedenen menschlichen Krebszelllinien und in Mäusen untersucht.

Neuer Behandlungsansatz gegen Krebs

Das Ergebnis: Wird der Pilzwirkstoff Cordycepin von einer Krebszelle aufgenommen, reichert diese ihn an und wandelt ihn in Cordycepin-Trisphosphat um. Dieses Molekül hemmt dann in den Krebszellen das Ablesen hunderter Gene und mehrere für das Krebswachstum entscheidende Signalwege. Tumore wachsen nicht oder deutlich langsamer.

Diesen Effekt konnte das Forschungsteam in Versuchen mit Mäusen nachweisen, die zuvor mit menschlichen Brustkrebszellen infiziert worden sind. Die Tiere erhielten wöchentlich zwei Injektionen von 22 Milligramm pro Kilogramm Körpergewicht Cordycepin. Nach eineinhalb Monaten waren die Krebstumore der behandelten Mäuse deutlich langsamer und weniger gewachsen als bei den Kontrollmäusen, heißt es in der Studie. Weitere Analysen ergaben zudem, dass der Pilzwirkstoff auch das Streuen der Brustkrebszellen signifikant verringerte.

"Unsere Daten bestätigen, dass Cordycepin ein guter Ausgangspunkt für neuartige Krebsmedikamente ist", resümieren die Forschenden. Ein Behandlungsansatz mit dem Wirkstoff Cordycepin-Trisphosphat könnte im Vergleich zu vielen bestehenden Therapien schonender für gesundes Gewebe sein.

Die Kenntnis der vom Pilzwirkstoff beeinflussten Gene kann zudem dabei helfen, potenzielle Nebenwirkungen des Cordycepins abzuschätzen und Patienten gezielter daraufhin zu überwachen. Allerdings gibt es auch noch viel Forschungsbedarf, wie die Forschenden betonen. Denn sie haben zwar herausgefunden, welche Gene, Wachstumsfaktoren und Signalwege das Cordycepin hemmt. Die biochemischen Mechanismen dahinter sind aber erst in Teilen geklärt.

Quelle: ntv.de

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