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Münchner Ultimatum läuft noch Agentur wirft Putin-Freund Gergijew raus

Wladimir Putin zeichnete 2016 Waleri Gergijew, damals künstlerischer Leiter des Mariinski-Theaters, mit dem Orden "Für Verdienste um das Vaterland" im Kreml aus.

Wladimir Putin zeichnete 2016 Waleri Gergijew, damals künstlerischer Leiter des Mariinski-Theaters, mit dem Orden "Für Verdienste um das Vaterland" im Kreml aus.

(Foto: picture alliance/dpa/AP POOL)

Schon 2014 zeigt der russische Dirigent Waleri Gergijew, dass er voll hinter Wladimir Putin steht. Bislang hat er sich noch nicht zum Ukraine-Krieg geäußert. Seine Künstleragentur schafft dennoch Tatsachen. Und auch bei den Münchner Philharmonikern drohen ihm Konsequenzen.

Die Münchner Künstleragentur des russischen Dirigenten und Putin-Freundes Waleri Gergijew hat sich von dem 68-Jährigen getrennt. "Vor dem Hintergrund des verbrecherischen Krieges, den das russische Regime gegen die demokratische und unabhängige Nation der Ukraine und gegen die gesamte offene Europäische Gesellschaft führt, ist es uns unmöglich und unlieb geworden, die Interessen von Maestro Gergijew zu vertreten", teilte Agenturchef Marcus Felsner mit.

Gergijew, Chefdirigent der Münchner Philharmoniker, ist ein Freund des russischen Präsidenten Wladimir Putin und galt bislang als Unterstützer seiner Politik. Die Entscheidung breche ihm das Herz, schrieb Felsner. Gergijew sei einer der größten Dirigenten unserer Zeit, "ein visionärer Künstler, den viele von uns lieben und bewundern", der aber "seine seit Langem ausgedrückte Unterstützung für ein Regime, das inzwischen Verbrechen begeht, nicht öffentlich beenden wird oder kann".

Der Münchner Oberbürgermeister Dieter Reiter hatte Gergijew am Freitag ein Ultimatum gesetzt: Wenn er sich nicht bis zum heutigen Montag von Putin und dessen Angriffskrieg auf die Ukraine distanziere, könne der Russe nicht weiter Chefdirigent der Münchner Philharmoniker sein.

Dirigent Gergijew hatte sich nicht vom Ukraine-Angriff distanziert

"Ich habe gegenüber Waleri Gergijew meine Haltung klargemacht und ihn aufgefordert, sich ebenfalls eindeutig und unmissverständlich von dem brutalen Angriffskrieg zu distanzieren, den Putin gegen die Ukraine und nun insbesondere auch gegen unsere Partnerstadt Kiew führt", erklärte der SPD-Politiker am Freitag. Nach Angaben der Stadt hat Gergijew bis Mitternacht in der Nacht zu Dienstag Zeit, sich zu äußern. Bis zum Montagmittag hat er das nach Angaben einer Sprecherin nicht getan.

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Unterdessen hat eines der renommiertesten Musikfestivals für klassische Musik, das Lucerne Festival am Vierwaldstättersee in der Schweiz, Gergijew ausgeladen. Er sollte am 21. und 22. August mit dem Mariinski-Orchester aus St. Petersburg in Luzern aufgetreten. "Angesichts der völkerrechtswidrigen Kriegshandlungen Russlands setzen wir ein klares Zeichen der Solidarität für die Menschen in der Ukraine", teilte Intendant Michael Haefliger mit. "Wir sind zutiefst betroffen und verurteilen den Angriff auf die Ukraine und auf Unschuldige aufs Schärfste."

Der Intendant der Hamburger Elbphilharmonie, Christoph Lieben-Seutter, droht ebenfalls mit der Absage von Konzerten unter der Leitung von Gergijew wegen dessen Nähe zu Putin. "Waleri Gergijew ist ein wichtiger künstlerischer Partner und langjähriger Freund der Elbphilharmonie. Daher hoffe ich sehr, dass er dieser Tage ein Zeichen der Distanzierung von dem Überfall Russlands auf die Ukraine setzen wird", sagte Lieben-Seutter am Freitag. Andernfalls könnten die für die Osterwoche geplanten Konzerte des Mariinski-Orchesters aus St. Petersburg in der Elbphilharmonie unter seiner Leitung nicht stattfinden. Auch andere Kulturinstitutionen wie die Mailänder Scala oder das Festspielhaus Baden-Baden forderten Gergijew auf, sich von Putin loszusagen.

(Dieser Artikel wurde am Montag, 28. Februar 2022 erstmals veröffentlicht.)

Quelle: ntv.de, ses/dpa

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