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Perfide Masche 60.000 Beschwerden wegen Enkeltrick-Betrugs

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Skepsis hilft, um nicht auf betrügerische Messenger-Nachrichten hereinzufallen.

Skepsis hilft, um nicht auf betrügerische Messenger-Nachrichten hereinzufallen.

(Foto: Bernd Diekjobst/dpa-tmn)

Es beginnt mit einer alarmierenden Textnachricht und endet immer wieder damit, dass Menschen Tausende Euro an Betrüger verlieren. Warum die Masche so mies ist und wie man sich wehrt, lesen Sie hier.

Die sogenannte Enkeltrick-Betrugsmasche, bei der Kriminelle sich als Verwandte ausgeben und die Gutgläubigkeit von Menschen ausnutzen, hat im vergangenen Jahr für viel Frust bei Bürgern gesorgt. 2023 seien circa 60.000 Beschwerden eingegangen, teilte die Bundesnetzagentur mit. Die allermeisten dieser Fälle betrafen Enkeltricks, in einem kleinen Teil dieser Wortmeldungen ging es um andere kriminelle Vorgehensweisen.

Eine Vergleichszahl zu den Beschwerden gibt es nicht, da die Enkeltrick-Betrugsart erst im Herbst 2022 bei der Bundesbehörde im größeren Ausmaß aktenkundig wurde, damals wurde sie in der Statistik aber nicht gesondert erfasst.

Fast 10.000 Nummern abgeschaltet

Beim Enkeltrick meldet sich ein Krimineller per SMS oder Chat-Programm bei einem häufig älteren Menschen, dem gegenüber er sich als Verwandter oder enger Freund ausgibt und dem er eine Notsituation vorgaukelt. Erstaunlicherweise ist der angebliche Verwandte telefonisch meistens nicht zu sprechen, da der Betrug dann wahrscheinlich auffliegen würde. Die Kommunikation läuft nur über Nachrichten.

Manche Menschen fallen dennoch darauf herein, da sie erschrocken sind über das Ausmaß der angeblichen Notsituation und ein rasches Handeln für nötig halten - einige überweisen dann Geld an den falschen Verwandten, der sich vermutlich ins Fäustchen lacht. In solchen Fällen wird die Bundesnetzagentur tätig und schaltet die Rufnummer ab, von der aus die Nachrichten verschickt wurden - im vergangenen Jahr waren das bezüglich der Enkeltricks rund 6500 deaktivierte Nummern. "Der Schutz von Verbraucherinnen und Verbrauchern hat höchste Priorität", sagte Netzagentur-Präsident Klaus Müller. "Wir dämmen den Missbrauch konsequent ein." Inklusive anderer Fälle des Rufnummern-Missbrauchs wurden sogar fast 10.000 Nummern abgeschaltet.

Besser nachfragen

Wer Zweifel hegt, ob die Gegenseite wirklich diejenige ist, für die sie sich ausgibt, oder ob eine Nachricht oder Mail authentisch ist, sollte zum Hörer greifen und unter einer altbekannten Nummer bei der Bank, dem Unternehmen oder der betreffenden Person anrufen. Geht es um angeblich fragwürdige Transaktionen, Abbuchungen, Kontosperrungen oder auch Paketprobleme, einfach auf gewohntem Weg beim jeweiligen Unternehmen, Konto oder Dienst anmelden und in Ruhe alles im Kundenkonto checken.

Ein Kontrollanruf ist auch beim modernen Enkeltrick wichtig, erklären die Verbraucherzentralen. Denn hier basieren die am Telefon oder per Messenger vorgetragenen Märchen, weshalb ein Familienmitglied oder Freunde angeblich dringend Geld benötigen, oft auf der Behauptung, das Smartphone sei kaputt oder verloren gegangen und man müsse jetzt über eine neue Nummer kommunizieren.

Es gibt den Enkeltrick inzwischen auch mit gefälschten, perfiden Schockanrufen: Hier nutzen die Kriminellen künstliche Intelligenz, um die Stimme eines Menschen täuschend echt für einen kurzen Hilferuf zu kopieren. Dieser soll Verwandte oder Freunde dazu bewegen, Geld zu überweisen. An Stimmproben für die sogenannten Deepfakes - es genügen schon wenige gesprochen Wörter - gelangen die Kriminellen etwa über Social Media, erklärt die Verbraucherzentrale Thüringen.

Nichts anklicken, antippen oder installieren

In E-Mails und Kurznachrichten, die Handlungsdruck erzeugen oder Emotionen wie Neugierde schüren, sollte man keine Links anklicken oder antippen und keine Anhänge öffnen. Bei dubiosen Anrufen, auch von Sprachcomputern, gilt zudem: Keine Nummerntasten drücken, wenn man dazu aufgefordert wird. Es besteht sonst die Gefahr, dass man sich Schadsoftware aufs Gerät holt, auf Seiten gerät, wo sensible Daten wie Passwörter oder Bezahlinformationen abgegriffen werden sollen oder die Zustimmung zu einem Vertrag erteilt.

Zudem sollte man etwa am Telefon nie Aufforderungen nachkommen, Programme oder Apps zu installieren. Denn oft handelt es sich hier um Fernwartungssoftware, über die die Kriminellen dann frei auf dem Rechner schalten und walten können.

Weitersagen und vorbeugen

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Es ist äußerst sinnvoll, Verwandte und Bekannte vor Betrügereien zu warnen, so die Verbraucherschützer. Denn wer von einer Masche schon einmal gehört hat, den oder die können die Betrügerinnen und Betrüger nicht mehr kalt erwischen. Oft kommen die Kriminellen durch Ausprobieren an Rufnummern, aber auch durch gekaufte Datensätze aus Datenlecks oder Hacker-Angriffen. Dagegen kann man nicht viel tun. Aber auch Telefonverzeichnisse sind eine Nummernquelle für Betrüger - und daraus kann man sich über die Mobilfunk- und Festnetzanbieter austragen lassen.

Wer immer wieder von bestimmten Nummern belästigt wird, kann diese etwa im Smartphone blockieren. Es ist auch sinnvoll, solche Nummern bei der Bundesnetzagentur zu melden. Und wer sich etwa bei Whatsapp mehr abschotten möchte, kann in den Einstellungen unter "Datenschutz" die Option "Anrufe von Unbekannt stummschalten" aktivieren.

Quelle: ntv.de, awi/dpa

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