Sparer können wohl aufatmen Ist dies das Ende der Strafzinsen?
10.05.2022, 18:32 Uhr
Könnte wieder leichter werden ...
(Foto: imago/blickwinkel)
Die Direktbank ING schafft Negativzinsen praktisch ab. Das dürfte eine Signalwirkung auf die Branche haben. Bereits zuvor hatten vier Banken ihre Freibeträge, die vor einer Konto-Belastung schützen, deutlich angehoben. Mehrere große Geldinstitute werden wohl folgen.
Deutschlands größte Direktbank prescht vor und schafft zum 1. Juli nach eigenen Angaben die Negativzinsen für einen Großteil ihrer Privatkunden de facto ab. Demnach werden die Freibeträge für Guthaben auf Giro- und Tagesgeldkonten von derzeit 50.000 auf 500.000 Euro pro Konto erhöht. Das sind gute Nachrichten für fast alle ING-Kunden.
Wie es bei den Negativzinsen für andere Bankkunden weitergeht, wird auch von den nächsten Zinsentscheidungen der Europäischen Zentralbank abhängen. Laut dem Vergleichsportal Verivox haben aber bereits in den letzten zwei Wochen noch vier weitere Banken ihre Freibeträge deutlich angehoben. Als da wären:
PSD Bank Kiel
Neu: 100.000 Euro Freibetrag auf dem Tagesgeldkonto und 50.000 Euro auf dem Girokonto.
Alt: 50.000 Euro auf dem Tagesgeldkonto und bei 10.000 Euro auf dem Girokonto.
Oldenburgische Landesbank
Neu: 500.000 Euro (Negativzins wird bei Überschreiten der Freigrenze aufs gesamte Guthaben berechnet). Alter Freibetrag: 100.000 Euro.
Sparkasse Aschaffenburg-Alzenau
Neuer Freibetrag: 100.000 Euro. Alter Freibetrag: 50.000 Euro.
Volksbank Stendal
Neuer Freibetrag: 100.000 Euro. Alter Freibetrag: 25.000 Euro.
"Die Verzehnfachung des Freibetrags bei der ING ist ein deutliches Signal in die gesamte Branche. Davon könnten mittelbar auch Bankkunden profitieren, die kein Konto bei der Direktbank haben. Wenn große Häuser ihre Konditionen verbessern, steigt automatisch der Druck auf die Wettbewerber, ebenfalls aktiv zu werden. Darum ist es gut möglich, dass in den nächsten Tagen und Wochen weitere Banken nachziehen und ebenfalls die Freibeträge anheben. Allerdings haben im selben Zeitraum auch weiterhin Banken Negativzinsen eingeführt oder ihre Konditionen verschärft. Einen einheitlichen Markttrend zur Entspannung gab es bis heute also noch nicht", so Oliver Maier, Geschäftsführer der Verivox Finanzvergleich GmbH.
Mehrere große Banken haben demnach aber angekündigt, die Negativzinsen für ihre Kunden zurückzufahren, wenn die Notenbank aus ihrer Minuszinspolitik aussteigt. Bei einem beträchtlichen Teil der Banken reduzieren sich die Negativzinsen dann sogar automatisch. Denn bei diesen Instituten ist das Verwahrentgelt im Preisverzeichnis ausdrücklich an den Einlagezins der EZB gekoppelt.
Das Finanzportal Biallo.de hat bei 22 Banken nachgehakt und durchaus ermunternde Antworten bekommen, wie es mit den Negativzinsen weiter geht. Hier sind sie:
Deutsche Apotheker- und Ärztebank:
"Sobald die EZB ihre Negativzinspolitik beendet, werden wir auch keine Entgelte mehr berechnen."
Commerzbank:
"Sobald die Zinsen die Nulllinie erreichen, werden wir die Guthabenentgelte zurückfahren."
Deutsche Bank
"Für den Fall, dass der Satz der Einlagenfazilität null oder größer beträgt, entfällt dann die Erhebung des Verwahrentgelts im Privatkundengeschäft."
Dortmunder Volksbank
"Natürlich werden wir, wenn die EZB den negativen Einlagesatz auf null setzt, das Verwahrentgelt streichen."
Frankfurter Sparkasse
"Grundsätzlich orientieren wir uns bei der Gestaltung der Konditionen des Verwahrentgelts sowohl im privaten als auch im gewerblichen Bereich am Einlagenzins der EZB."
Frankfurter Volksbank
"Die vertraglichen Regelungen sehen vor, dass die Höhe des Verwahrentgelts direkt an den Zinssatz der EZB gekoppelt ist und sich bei Veränderungen der EZB entsprechend anpasst."
Hamburger Sparkasse
"Sollte sich der Einlagensatz der EZB verändern, würden wir unsere Konditionen entsprechend anpassen."
Kreissparkasse Köln
"Sobald die Einlagefazilität der EZB einen Zinssatz von null aufweist, entfällt ein Verwahrentgelt."
Mittelbrandenburgische Sparkasse
"Wir haben von Anfang an gesagt, ein Verwahrentgelt oberhalb der Freigrenzen nur so lange zu berechnen, wie es uns selbst berechnet wird."
Nassauische Sparkasse
"Unsere derzeitigen Verwahrentgeltvereinbarungen orientieren sich am Zinssatz der Einlagenfazilität der Europäischen Zentralbank. Daraus folgt, dass wir kein Verwahrentgelt mehr vereinnahmen, wenn der Referenzzinssatz die Nulllinie wieder erreicht beziehungsweise überschreitet."
Ostsächsische Sparkasse Dresden
"Sollte sich die Zinssituation ändern - was wir sehr genau beobachten - werden wir Konditionen für unsere Kunden entsprechend anpassen."
Sparda-Bank München
"Das Verwahrentgelt ist an den Satz der Einlagefazilität der EZB eins zu eins gekoppelt, sodass wir die Anpassung der EZB an den Kunden durchreichen. Sollte die Einlagefazilität auf null steigen, so wird kein Verwahrentgelt mehr erhoben."
Sparda-Bank Südwest
"Wir haben immer die Aussage getroffen, dass mit dem Verwahrentgelt ausschließlich ein Ausgleich für die Genossenschaftsgemeinschaft erzielt wird. Über eine Streichung haben wir bereits in der Bank diskutiert."
Sparda-Bank West
"Wir beobachten die Zinsentwicklung sehr genau. Aber erst, wenn die EZB tatsächlich die Negativzinsen für Banken auf null setzt, werden wir genau prüfen, zu welchen Konsequenzen diese Entwicklung in unserem Kundengeschäft führen kann."
Sparkasse Hannover
"Ist der Referenzzins bei null, so zahlen unsere betroffenen Kundinnen und Kunden auch kein Verwahrentgelt mehr."
Sparkasse Pforzheim Calw
"Wenn die EZB tätig wird, werden wir entsprechend reagieren."
Volksbank Mittelhessen
"Die Volksbank Mittelhessen wird ab einer Anpassung der Einlagefazilität auf null Prozent im Privat- und Firmenkundengeschäft keine Verwahrentgelte mehr berechnen."
Volksbank Stuttgart
"Sobald die EZB den Einlagesatz wieder auf null Prozent oder höher hebt, wird auch die Volksbank Stuttgart kein Verwahrentgelt berechnen."
Quelle: ntv.de, awi