Formel-1-Lehren aus Mexiko Schumacher taumelt bedient zum Vertrags-Showdown
02.11.2022, 11:45 Uhr (aktualisiert)
Das war mal wieder nichts für Schumacher.
(Foto: IMAGO/Eibner)
Max Verstappen ist unaufhaltbar enteilt. Den neuen Saisonsieg-Rekord wird er wohl noch ausbauen können - kein gutes Zeichen für die Formel-1-Konkurrenz. Doch in der Team-Wertung wird es dank Mercedes wieder spannend. Das bleibt es auch für Mick Schumacher, der nach dem Grand Prix von Mexiko mal wieder gefrustet ist.
Verstappen belohnt sich mit Rekord
Nichts scheint Max Verstappen in der Saison 2022 aufhalten zu können. Die Kombination aus dem derzeit besten Fahrer im besten Auto stellt für jeden anderen Piloten eine zu große Hürde da. Der Lohn: Ein Eintrag in die Geschichtsbücher der Formel 1. 14 Siege hat der Niederländer in dieser Saison erzielt, nie war ein Fahrer innerhalb eines Jahres erfolgreicher. In Mexiko bewies Verstappen einmal mehr sein Talent im Reifenmanagement. Mit dem abbauenden Soft war Verstappen lange schnell genug, um Lewis Hamilton auf Abstand zu halten. Auch nach dem Wechsel auf Medium-Pneus hatte Verstappen alles im Griff. Bis zum Saisonfinale kann er den Rekord auf 16 Siege ausbauen. Es ist kein unwahrscheinliches Szenario.
Perez, ein gefeierter Lokalmatador
Am Ende war der Mexikaner doch noch ein Hauptdarsteller. Lautstark ließ sich der Lokalmatador von seinen Landsleuten auf dem Podium feiern. Zum erhofften Heimsieg hatte es nicht gereicht, dennoch durfte Perez zufrieden sein. In der Fahrerwertung schob sich der 32-Jährige auf den zweiten Platz an Ferrari-Star Charles Leclerc vorbei. Mehr war für Perez nicht zu holen.
Mercedes macht's wieder spannend
Dass die Silberpfeile auf der Zielgeraden einer holprigen Saison auf dem richtigen Weg sind, hatte sich bereits in der Vorwoche in Austin angedeutet. In Mexiko gab es für den zweitplatzierten Rekordchampion Lewis Hamilton den nächsten Podestplatz. Am Ende eines guten Wochenendes schien das sogar ein bisschen wenig. Die Trainings hatte Mercedes mit George Russell schließlich dominiert, auch die Startplätze zwei und drei waren vielversprechend. Im Rennen stimmte die Pace, allerdings war die Reifenwahl eine falsche. "Wir haben ins Klo gegriffen", sagte Motorsportchef Toto Wolff lapidar. Ob der überragende Max Verstappen mit derselben Reifenwahl-Variante zu schlagen gewesen wäre, bleibt unbeantwortet. Dennoch: Der Trend stimmt. Auch der lukrative zweite Platz in der Konstrukteurs-WM hinter Red Bull ist noch möglich. Der Rückstand auf Ferrari schrumpfte auf 40 Punkte.
Budget-Streit schwelt weiter
Offiziell ist der Budget-Streit um Red Bull mit dem am Freitag verkündeten FIA-Urteil beigelegt. Sieben Millionen Dollar Strafe und ein um zehn Prozent reduziertes Testprogramm im Windkanal - damit wurde Red Bull Racing für das eingeräumte Überschreiten der zulässigen Budgetobergrenze im Jahr 2021 bestraft. Was bleibt, ist ein vergiftetes Klima im Fahrerlager und ein Rufschaden für das Verstappen-Team. Die Forderung von Teamchef Christian Horner nach einer Entschuldigung der Rivalen wirkte in diesem Zusammenhang deplatziert. Demut wäre angebracht gewesen, schließlich hätten die Sanktionen viel höher ausfallen können - was der Großteil der Konkurrenz befürwortet hätte. Die Turbulenzen der vergangenen Wochen dürften noch lange nachwirken.
Schumachers Trost in harter Realität
Es war nicht alles schlecht. "Eine gute Qualifying-Runde, auch wenn sie nicht gezählt hat", nehme er an positiven Erkenntnissen mit, erklärte Mick Schumacher. Er hatte kurzzeitig auf Platz sechs gelegen, dann wurde sie gestrichen. Er war über die Streckenbegrenzung gefahren. Zumindest auf einer Runde hatte sich das Haas-Auto als konkurrenzfähig gezeigt. Letztlich reichte es nur zum 16. Platz in der Qualifikation. Die Ausgangslage war also schon schlecht. Im Rennen lief es noch schlechter, am Ende wurde es der 16. Platz. Wann er gemerkt habe, dass nichts gehe, wurde Schumacher von Sky gefragt. "Erste Runde", antwortete er prompt. "Selbst wenn wir einen guten Start gehabt hätten, wären wir nach hinten durchgereicht worden", befand Schumacher. Die Geschwindigkeit sei einfach nicht dagewesen. Bei beiden Autos - Teamkollege Kevin Magnussen, der wegen einer Startplatzstrafe aber auch vom vorletzten Rang hatte losfahren müssen, war als 17. hinter seinem deutschen Teamkollegen ins Ziel gekommen. Schumachers Hoffnung, ist, dass das enttäuschende Ergebnis von Mexiko nicht "einen Riesenfaktor in den Vertragsgesprächen spielen wird". Allerdings hatte Teamchef Günther Steiner zuvor angedeutet, dass nach dem Rennen eine Entscheidung im Kampf um das Haas-Cockpit fallen dürfte.
Vettel schimpft, Bolide bockt
In allzu guter Erinnerung wird auch Sebastian Vettel der Trip nach Mexiko nicht bleiben. Unzufrieden war der viermalige Weltmeister mit der Leistung des bockigen Aston Martin, in der Höhenlage wurde er mit seinem Wagen nie richtig warm. Nach dem Qualifying schimpfte Vettel, im Rennen wurde es kaum besser. Noch zwei Mal darf Vettel auf Besserung hoffen - in Brasilien sowie zum Saisonabschluss in Abu Dhabi. Dann endet die Karriere des Heppenheimers in der Formel 1. Zumindest in die Punkte will er noch einmal fahren.
Mexikos Formel-1-Spektakel
Es herrscht Partystimmung. Fast 400.000 Menschen kamen am Rennwochenende. Eine Atmosphäre wie bei Bundesliga-Derbys, Leidenschaft und Lebensfreude. Nur eines, das ist auch so auf dem Autódromo Hermanos Rodríguez: Für spektakuläre Rennverläufe ist der Kurs nicht unbedingt prädestiniert. Kaum Überholmanöver, die meiste Spannung resultierte aus den Reifenwechseln.
(Dieser Artikel wurde am Montag, 31. Oktober 2022 erstmals veröffentlicht.)
Quelle: ntv.de, ara/dpa/sid