Auslosung der Champions League Letzte Gruppenphase der Geschichte droht mit Hammerlosen
31.08.2023, 10:13 Uhr
Nicht nur Joshua Kimmich spielt Champions League, auch Kevin Behrens.
(Foto: IMAGO/Matthias Koch)
Bayern gegen Real Madrid, Dortmund gegen Donezk in Hamburg, Union Berlin in den traditionsreichsten Stadien Europas, Leipzig im Duell mit dem Konzernbruder aus Salzburg. Das alles ist möglich bei einer historischen Champions-League-Auslosung.
München, Dortmund, Leipzig, Berlin und zum ersten Mal nach 17 Jahren Abstinenz auch Hamburg sind die deutschen Champions-League-Standorte in dieser Saison. Auf wen Rekordmeister FC Bayern München, Fast-Meister Borussia Dortmund, RB Leipzig oder Debütant Union Berlin treffen, wird heute Abend bei der Auslosung der Gruppenphase in Monaco ermittelt (ab 18 Uhr, live bei Dazn und in der ZDF-Mediathek). Danach steht auch fest, welche internationalen Topteams nach Hamburg zum Duell mit dem ukrainischen Meister Schachtar Donezk reisen werden.
Für den deutschen Rekordmeister ist schon in der Gruppenphase ein Aufeinandertreffen mit Real Madrid möglich. Immerhin das bleibt Borussia Dortmund nach der dramatisch verpassten Meisterschaft erspart, denn durch das 2:2 gegen Mainz am letzten Bundesliga-Spieltag landet der BVB nach einem Jahr in Topf drei diesmal wieder im zweiten Lostopf. Genauso RB Leipzig, das deshalb auch mit Konzern-Bruder RB Salzburg, der im Europapokal als FC Salzburg an den Start gehen muss, in einer Gruppe landen kann.
Ob ein Spiel beim österreichischen Abo-Meister die Fans des 1. FC Union Berlin begeistern würde, darf angesichts zahlreicher Spitzenklubs mit mehr Tradition mindestens bezweifelt werden. Die "Eisernen" im Pariser Prinzenpark, Old Trafford und San Siro. Das ist aus dem vierten Lostopf heraus genauso drin wie eine weniger illustre Gruppe mit Europa-League-Charme. Die letzte Champions-League-Auslosung dieser Art macht es möglich.
Wer ist dabei?
Zum letzten Mal wird die Champions League mit "nur" 32 Mannschaften aus 15 Ländern ausgetragen. Allerdings ist die Fußball-Königsklasse nur auf den ersten Blick eine wirklich bunte Veranstaltung. Über die Hälfte des Starterfelds entstammt den vier Top-Nationen England, Spanien, Italien und Deutschland. Spanien schickt wegen des Europa-League-Triumphs des FC Sevilla sogar fünf Starter. Einen fixen Startplatz in der Gruppenphase gab es zudem für die Meister und Vizemeister aus Frankreich und Portugal sowie die nationalen Champions aus den Niederlanden, Österreich, Schottland und der Ukraine. Zudem durfte der serbische Meister Roter Stern Belgrad erstmals auf den komplizierten Weg durch die Qualifikation verzichten.
Die langwierige Knochenmühle, die erst gestern Abend mit den letzten Playoff-Rückspielen zu Ende ging, haben in diesem Jahr der türkische Meister Galatasaray aus Istanbul und der Schweizer Titelträger Young Boys aus Bern überstanden. Ebenfalls dabei sind Dänemarks Rekordchampion FC Kopenhagen und erstmals auch Belgiens Überraschungsmeister Royal Antwerp mit Ex-Bayern-Mittelfeld-Abräumer Mark van Bommel als Trainer.
Zudem schaffte es die PSV Eindhoven als niederländischer Vizemeister und Portugals Vorjahres-Dritter Sporting Braga - der Klub mit dem Felsenstadion - über die Qualifikation in die Gruppenphase.
Wie läuft die Auslosung?
32 Mannschaften werden in acht Vierergruppen gelost. Um ausgewogene Gruppenstärken zu gewährleisten, hat die UEFA die Teams in vier Lostöpfe aufgeteilt. Zunächst werden die Teams aus Topf 1 gezogen und nacheinander auf eine der acht Gruppen verteilt, danach geht es mit den Töpfen 2, 3 und 4 weiter.

Auch im Felsenstadion von Braga wird Champions League gespielt.
(Foto: picture alliance / SPORTPIX.ORG.UK)
Lostopf 1 enthält den amtierenden Champions-League-Sieger Manchester City und Europa-League-Sieger FC Sevilla, außerdem die Meister der sechs Top-Verbände (England, Spanien, Italien, Deutschland, Frankreich, Portugal). Da die "Citizens" neben der Champions League auch die englische Meisterschaft gewonnen haben, rückt Feyenoord Rotterdam als Meister des siebtstärksten Verbands (Niederlande) in den ersten Lostopf auf.
Entscheidend für die Aufteilung der Töpfe 2 bis 4 ist der sogenannte UEFA-Koeffizient, der die Leistungen der Mannschaften in den vergangenen fünf Europapokal-Spielzeiten abbildet.
Wer ist in welchem Topf?
- Topf 1: Manchester City (Titelverteidiger), FC Sevilla (Sieger Europa League), FC Barcelona, SSC Neapel, FC Bayern München, Paris Saint-Germain, Benfica Lissabon, Feyenoord Rotterdam
- Topf 2: Real Madrid, Manchester United, Inter Mailand, Borussia Dortmund, Atlético Madrid, RB Leipzig, FC Porto, FC Arsenal
- Topf 3: Schachtar Donezk, FC Salzburg, AC Mailand, Sporting Braga, PSV Eindhoven, Lazio Rom, Roter Stern Belgrad, FC Kopenhagen
- Topf 4: Young Boys Bern, Real Sociedad San Sebastian, Galatasaray Istanbul, Celtic Glasgow, Newcastle United, Union Berlin, Royal Antwerp, RC Lens
Gibt es Einschränkungen?
Ja, gleich mehrere Einschränkungen machen die Auslosung kompliziert. Mannschaften aus dem gleichen Land dürfen frühestens im Viertelfinale gegeneinander spielen, müssen demzufolge in unterschiedlichen Gruppen landen.
Die UEFA teilt die Auslosung zudem in zwei Hälften (Gruppe A-D & Gruppe E-H) und "paart" dafür Mannschaften aus einem Land miteinander. Damit die beliebtesten Vereine eines Landes nicht am selben Tag spielen und nicht um wertvolle TV-Zeit konkurrieren, bilden beispielsweise Bayern München und Borussia Dortmund ein Paar, Leipzig und Union Berlin das andere. Wird der FC Bayern aus Lostopf 1 heraus in eine der Gruppen A bis D gelost, steht bereits fest, dass Borussia Dortmund in einer der Gruppen E bis H landet.
Kommt es trotz der Einschränkungen zu Topspielen?
Ja, das ist durch den wie immer topbesetzten Lostopf zwei unvermeidlich. Eine Neuauflage des diesjährigen Endspiels zwischen Manchester City und Inter Mailand ist genauso drin wie ein Aufeinandertreffen von Real Madrid und Bayern München.
Gleichzeitig besteht aber die Gefahr, dass die Gruppen trotz der Verteilung auf vier Lostöpfe sportlich nicht ganz ausgewogen daherkommen. Weil mit der AC Mailand als Halbfinalist der Vorsaison und Lazio Rom zwei starke Teams aus der Serie A nur in Lostopf drei sind und zudem das von Saudi-Arabien aufgepumpte Newcastle United aus Topf vier ins Rennen geht, könnten "Todesgruppen" wie diese entstehen: Bayern, Real, Milan, Newcastle.
Auf der anderen Seite wäre für Debütant Union Berlin eine Gruppe möglich, die eher nach Europa League klingt als nach Königsklasse: Feyenoord, Porto, Kopenhagen, Union. Für Robin Gosens, Kevin Behrens & Co. wäre dann sogar das Achtelfinale nicht unrealistisch.
Wann wird gespielt?
Jeweils dienstags und mittwochs. Der erste Spieltag geht am 19. und 20. September über die Bühne. Dann geht es im Zwei- oder Drei-Wochen-Rhythmus weiter. Der sechste und letzte Spieltag wird am 12. und 13. Dezember ausgetragen. Der genaue Spielplan wird nach der Auslosung vom Computer erstellt. Reisefreudige Fans müssen höchstwahrscheinlich noch bis Freitagmittag, vielleicht sogar bis Samstag auf die exakten Termine warten.
Die K.-o.-Runde beginnt in jedem Fall im Februar mit dem Achtelfinale, das Endspiel ist für den 1. Juni 2024 im Londoner Wembley-Stadion angesetzt.
Was gibt es noch zu beachten?
Der ukrainische Meister Schachtar Donezk kann seine drei Heimspiele wegen des russischen Angriffskriegs nicht in der Heimat austragen und weicht deshalb nach Hamburg aus. Das Volksparkstadion hat zuletzt im Dezember 2006 Königsklassen-Fußball gesehen, als der HSV im damals bedeutungslosen letzten Gruppenspiel ZSKA Moskau mit 3:2 besiegte. Weil Schachtar in Topf drei liegt, ist für alle vier deutschen CL-Teilnehmer eine Auswärtsfahrt nach Hamburg möglich.
Warum ist diese Auslosung die letzte ihrer Art?
Zum letzten Mal überhaupt wird die Champions-League-Vorrunde im seit Jahren bewährten Modus mit 32 Mannschaften in acht Vierergruppen ausgetragen. Ab der nächsten Saison nehmen 36 Mannschaften an der Gruppenphase der Champions League teil und spielen dann die Vorrunde im sogenannten "Schweizer Modell", einem Ligaformat. Alle 36 Teams werden in einer Tabelle geführt, wobei jede Mannschaft acht Spiele gegen acht verschiedene Mannschaften absolviert (vier Heim-, vier Auswärtsspiele). Einzelne Vorrundengruppen sind somit passé. Die gute Nachricht: Wer gegen wen spielt, wird weiterhin mit kleinen Zettelchen in Kugeln ausgelost.
Quelle: ntv.de