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Chronik der tödlichen Krankheit AIDS - vom mysteriösen "4H" zur globalen Bedrohung

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Bei einer Demonstration in den 1990ern: Betroffene protestieren gegen "Hysterie" und fordern mehr AIDS-Forschung.

(Foto: picture alliance / Everett Collection)

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Vor genau 40 Jahren entdecken französische Forscher das AIDS-Virus: Am 20. Mai 1983 berichten sie von der Isolierung eines neuen Erregers, der die AIDS-Symptome verursache. Doch das war erst der Auftakt zu einem langen Kampf gegen die tödliche Seuche. Eine Chronologie.

Vor über 40 Jahren wurden die ersten AIDS-Erkrankungen festgestellt - allerdings gab es damals weder den Namen AIDS noch genauere Kenntnisse über die Ursache der Immunschwächekrankheit. Der Erreger, der später den Namen HIV bekam, wurde 1983 entdeckt. Bis heute sind weltweit 40,1 Millionen Menschen an AIDS gestorben - aber auch bedeutende Fortschritte in der Bekämpfung der Krankheit gemacht worden:

1981: Erster Alarm

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Das HI-Virus in einer 3D-Computergrafik: Es wurde 1983 entdeckt.

(Foto: picture alliance / Westend61)

Am 5. Juni 1981 meldet die US-Gesundheitsbehörde CDC eine seltene Form der Lungenentzündung bei jungen Homosexuellen in Kalifornien. Es ist die erste offizielle Warnung vor AIDS- damals weiß allerdings noch niemand, dass es sich um eine neue Krankheit handelt. Ende 1981 stellen die Gesundheitsbehörden dieselben Infektionen bei Drogenkonsumenten fest, Mitte 1982 auch bei Blutern, die Bluttransfusionen erhalten, sowie bei in die USA eingewanderten Haitianern.

Entsprechend wird zunächst von der "4H"-Krankheit gesprochen, was für Homosexuelle, Heroin-Abhängige, Haitianer und "Hemophiles", also Bluter, steht. Der Name AIDS wird 1982 geprägt und ist die Abkürzung von "acquired immune deficiency syndrome", also erworbenes Immunschwäche-Syndrom.

1983: Entdeckung des Virus

Im Januar 1983 isolieren die Forscherin Françoise Barré-Sinoussi und ihr Kollege Jean-Claude Chermann am Pariser Institut Pasteur unter der Leitung von Luc Montagnier ein neues Virus, das sie LAV nennen und das aus ihrer Sicht an AIDS "beteiligt sein könnte". Ihre Entdeckung wird am 20. Mai im Fachblatt "Science" veröffentlicht.

Am 23. April 1984 verkünden die USA, dass der US-Virologe Robert Gallo den "wahrscheinlichen" AIDS-Erreger, ein HTLV-III getauftes Virus, gefunden hat. LAV und HTLV-III erweisen sich schließlich als derselbe Erreger, der 1986 den Namen Humanes Immundefizienz-Virus erhält, kurz HIV.

1987: Erste Behandlung

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Rote Schleife (weltweites Symbol für Solidarität mit HIV-positiven und aidskranken Menschen) aus Kerzen am Welt-Aids-Tag. Der Gedenktag wurde 1988 ins Leben gerufen. Seitdem findet er jährlich am 1. Dezember statt.

(Foto: picture alliance / dpa)

Am 20. März 1987 wird in den USA mit Zidovudin (AZT) die erste antiretrovirale Therapie zugelassen. Sie ist kostspielig und verursacht bedeutende Nebenwirkungen.

Am 31. März unterzeichnen Frankreich und die USA eine Vereinbarung, um ihren Streit über die Entdeckung des HI-Virus beizulegen. Gallo und Montagnier werden darin als "Co-Entdecker" bezeichnet. Der 2008 für die Entdeckung verliehene Medizin-Nobelpreis geht allerdings nur an Montagnier und Barré-Sinoussi.

Anfang der 90er Jahre: AIDS zieht immer weitere Kreise

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Flashmob im Jahr 2019 zu Ehren der Band Queen und dessen Sänger Freddie Mercury, für Spenden für den "Mercury Phoenix Trust" zur Bekämpfung von AIDS.

(Foto: picture alliance/dpa)

Der US-Schauspieler Rock Hudson ist im Oktober 1985 der erste Star, der an AIDS stirbt. Es folgen Queen-Sänger Freddie Mercury im November 1991 und Ballett-Star Rudolf Nurejew im Januar 1993.

1994 wird AIDS zur häufigsten Todesursache bei Menschen in den USA zwischen 25 und 44 Jahren.

1995-96: Beginn der Kombinationstherapien

In den Jahren 1995 und 1996 markiert die Einführung zweier Medikamententypen einen Wendepunkt in der AIDS-Therapie: Proteasehemmer und Reverse-Transkriptase-Inhibitoren (RTI). Das ist der Beginn der antiretroviralen Kombinationstherapien, die sich als sehr wirksam gegen HIV erweisen. 1996 geht die Zahl der AIDS-Opfer in den USA erstmals zurück. Heutzutage hat ein HIV-Infizierter, der früh mit der antiretroviralen Therapie beginnt, eine ähnliche Lebenserwartung wie der Rest der Bevölkerung.

2001: Generika

Nach der Unterzeichnung eines Abkommens zwischen UN-AIDS-Programms (UNAIDS) und fünf Pharmariesen im Jahr 2000 zur Verteilung erschwinglicher AIDS-Medikamente in armen Ländern wird im folgenden Jahr ein Kompromiss in der Welthandelsorganisation (WTO) erzielt. Entwicklungsländer dürfen nun kostengünstige Nachahmer-Produkte von AIDS-Medikamenten, sogenannte Generika, herstellen.

2010: "Berliner Patient"

Der aus den USA stammende Timothy Brown wird von HIV geheilt, als ihm wegen einer Leukämie-Erkrankung Knochenmark eines genetisch gegen HIV immunen Menschen transplantiert wird. Dem Fall des sogenannten Berliner Patienten folgen weitere derartige Heilungen, eine reguläre HIV-Therapie lässt sich dadurch zunächst aber nicht entwickeln.

2012: Erste Vorsorge-Behandlung

Am 16. Juli 2012 wird in den USA eine erste Vorsorge-Behandlung gegen HIV zugelassen. Die Gabe eines antiretroviralen Medikamentencocktails in Form einer Tablette hat sich bei Menschen mit hohem HIV-Ansteckungsrisiko als wirksame Vorbeugung etabliert.

2017: Therapie für gut 50 Prozent der Infizierten

2017 werden erstmals mehr als die Hälfte der Träger von HI-Viren antiretroviral behandelt. Bis heute ist der Anteil nach UN-Angaben auf rund drei Viertel gestiegen: 28,7 Millionen von 38,4 Millionen Infizierten weltweit erhielten nach UN-Schätzungen im Jahr 2021 eine geeignete Therapie.

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Wegen der weltweiten Ausbreitung des Coronavirus und der deswegen verhängten Restriktionen übersteigen die Zahlen der HIV-Neuinfektionen und AIDS-Todesopfer 2021 die UNAIDS-Zielvorgaben. Die UN-Organisation hält dennoch an ihrem Ziel fest, AIDS als Bedrohung der öffentlichen Gesundheit bis 2030 zu beenden.

Quelle: ntv.de, abe/AFP

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