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Neue "Stern"-Bohne soll helfen Afrikanische Bauern kämpfen mit dem Klimastress

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James Tshuma, ein Bauer im Bezirk Mangwe im Südwesten Simbabwes, inmitten seines ausgetrockneten Feldes während einer Dürre in Simbabwe.

James Tshuma, ein Bauer im Bezirk Mangwe im Südwesten Simbabwes, inmitten seines ausgetrockneten Feldes während einer Dürre in Simbabwe.

(Foto: picture alliance/dpa/AP)

Die Landwirtschaft in Afrika muss auf zunehmende Wetterextreme reagieren. Die Böden in Ländern südlich der Sahara sind ohnehin oft nicht besonders fruchtbar, Klimawandel und Extremwetter verstärken die Probleme noch. Was kann helfen? Vielleicht eine neue Bohne, die Rückkehr zu traditionellem Anbau oder Gewächshäuser.

Die Ernte hat James Tshuma in Simbabwe in diesem Jahr so gut wie abgeschrieben. Auf seinen Feldern gedeiht nichts, alles ist vertrocknet. Doch eine Ausnahme gibt es: In einem kleinen Garten, den der 65-Jährige mit organischem Dünger versorgt, wächst wieder etwas Gemüse. "So haben unsere Väter und Vorväter die Erde ernährt", sagt der Kleinbauer über die Zeit vor Kunstdünger und Pestiziden. Er nutzt Mist, Gras, Pflanzenreste, Überreste von Kleintieren, Baumblätter und -rinde, Essensreste und anderes biologisch abbaubares Material wie Papier.

Klimawandel und Wetterextreme lassen Böden verdorren oder überschwemmen die Felder. Afrika ist zunehmend mit verheerenden Folgen der Klimakrise konfrontiert, mit bedrohlichen Auswirkungen für die stark von Landwirtschaft abhängige Bevölkerung. In Simbabwe etwa, wo James Tshuma um seine wertvollen Pflanzen kämpft, hat das El-Niño-Phänomen zuletzt noch die Dürre verschlimmert.

Klimawandel verschärft Problem

Dürre in Kenia im März 2022: Vieh sucht auf einem trockenen Feld Futter.

Dürre in Kenia im März 2022: Vieh sucht auf einem trockenen Feld Futter.

(Foto: picture alliance/dpa/XinHua)

Insgesamt verschärfe der Klimawandel das seit Langem bestehende Problem von geringer Bodenfruchtbarkeit in afrikanischen Ländern südlich der Sahara, sagt Wonder Ngezimana, außerordentlicher Professor für Pflanzenwissenschaften an der Marondera-Universität in Simbabwe. "Die Kombination zwingt die Menschen dazu, sich daran zu erinnern, wie es früher gemacht wurde", erklärt er. "Aber das muss mit modernen Methoden kombiniert werden." Sein Institut erforscht solche Möglichkeiten des Zusammenwirkens traditioneller Praktiken und neuer Technologien.

Organische Düngemittel seien nicht nur reich an Stickstoff, sondern trügen auch dazu bei, den Kohlenstoffgehalt des Bodens zu erhöhen und die Fähigkeit, Feuchtigkeit zu speichern, sagt Ngezimana. Bringe ein Landwirt synthetischen Dünger in den Boden ein, nutze dies weniger, solange die Dürre anhalte.

Umstellung auf alte Getreide- und Gemüsearten

Zu weiteren Anpassungen zählt die Umstellung auf alte Getreide- und Gemüsearten. Dürreresistente Hirse, Sorghum und Hülsenfrüchte, die bis zum frühen 20. Jahrhundert Grundnahrungsmittel waren und dann von Mais verdrängt wurden, kehren zurück. Blätter von dürreresistenten Pflanzen sind wieder in den Töpfen zu finden, nachdem sie lange als Unkraut geschmäht wurden. Auch in den Elite-Supermärkten sind sie im Regal und stehen auf Speisekarten selbst gehobener Restaurants.

In Somalia im Osten Afrikas halten hingegen zunehmend Gewächshäuser Einzug in die Landwirtschaft. In einem so geschützten Rahmen ist der Anbau vieler Lebensmittel möglich geworden, die vorher aus dem Ausland eingeführt wurden. "In der Vergangenheit mussten selbst einfache Gemüsesorten wie Gurken und Tomaten importiert werden, was zu logistischen Problemen und zusätzlichen Kosten führte", sagt der Minister Mohamed Barre.

In mehr als 250 Gewächshäusern in Mogadischu und Umgebung wird inzwischen Obst und Gemüse produziert. "Sie sind biologisch, frisch und gesund", sagt eine Käuferin über die Erzeugnisse. "Zu wissen, dass sie aus lokalem Anbau stammen, gibt uns ein sicheres Gefühl." Und die Treibhäuser schaffen auch Arbeitsplätze in einem Land, in dem rund drei Viertel der Menschen jünger sind als 30 und nur wenige eine Anstellung haben.

Neue Bohnensorte macht Hoffnung

Im Nachbarland Kenia ist derweil eine neue Bohnensorte ein neuer Stern am Landwirtschaftshimmel. "Nyota", zu Deutsch "Stern", soll dem Klimastress besser trotzen. Die Bohne wurde in Zusammenarbeit der kenianischen Landwirtschafts-Forschungsorganisation KALRO (Kenya Agricultural and Livestock Research Organization) und der internationalen "Alliance of Bioversity International and CIAT" entwickelt.

Pflanzenforscherin Sila Nzioki mit getrockneten klimaverträglichen Bohnen im KALRO-Labor des Katumani Research Centre in Machakos, Kenia.

Pflanzenforscherin Sila Nzioki mit getrockneten klimaverträglichen Bohnen im KALRO-Labor des Katumani Research Centre in Machakos, Kenia.

(Foto: AP)

Eine Stärke der Züchtung ist der schnelle Wuchs und die schnelle Reifung, wie David Karanja von KALRO erklärt. So seien die Bohnen schnell erntereif und nicht auf so lange Regenzeiten angewiesen. Gehofft wird nun auf eine Steigerung der Bohnenproduktion dank "Nyota" - denn der Bedarf zur Ernährung der Kenianerinnen und Kenianer übersteigt die bisherigen Erntemengen.

Ein weiterer Effekt könnte "Nyota" zum wahren Star unter den heimischen Bohnen machen: "Die Kundschaft schätzt vor allem ihre Qualitäten", sagt der Landwirt Benson Gitonga über die neue Sorte. "Sie kann mit geringer Blähungswirkung prahlen, was sie zu einer attraktiven Wahl macht."

Quelle: ntv.de, Farai Mutsaka, Omar Faruk und Desmond Tiro, AP

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