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Spike-Protein im Fokus Erhöht Sars-CoV-2-Mutation die Infektiosität?

Die grafische Darstellung zeigt ein Coronavirus mit  DNA-Strang.

Die grafische Darstellung zeigt ein Coronavirus mit DNA-Strang.

(Foto: imago images/Westend61)

Obwohl Viren gar keine Lebewesen sind, können sie sich an ihre Umwelt anpassen. Dabei verändert sich manchmal auch ihre genetische Zusammensetzung. Das beobachten Forscher auch bei Sars-CoV-2 am Spike-Protein, das für die Ausbreitung eine wichtige Rolle spielt.

Das neue Coronavirus verbreitet sich erst seit einigen Monaten auf der ganzen Welt. Trotzdem gehört es schon jetzt zu den genetisch am meisten analysierten Krankheitserregern. Ziel dieser Analysen ist es, das Virus und dessen Verbreitungswege zu verstehen und besser bekämpfen zu können. Die Analyseergebnisse eines US-Forscherteams geben Hinweise darauf, dass sich das Virus durch Mutation rasch an seinen neuen Wirt, den Menschen, angepasst haben muss.

Die Forscher vom Los Alamos National Laboratory in New Mexiko, USA hat sich bei seiner Arbeit auf eine Mutation des Virus, die sie D614G nennt, fokussiert. Dabei handelt es sich um die genetische Veränderung am sogenannten Spike-Protein, das bei der Infektion von menschlichen Zellen eine wesentliche Rolle spielt. Bisher seien 14 Mutationen in diesem Bereich identifiziert worden, schreiben die Forscher in einem noch ungeprüften Bericht, der bei BioRxiv veröffentlicht wurde.

Schärfste Waffe gleichzeitig Schwachstelle

Als Spike-Protein werden die Moleküle bezeichnet, die wie Zacken einer Krone abstehen. Diese sind die schärfsten Waffen des Virus, da es sich damit an die Zelle bindet. Gleichzeitig ist es jedoch auch ein echter Schwachpunkt. Die exponiert liegenden Spike-Proteine werden nicht nur vom Immunsystem erkannt, an ihnen können sich auch Antikörper anhaften. Damit wird das Virus für weitere Angriffe durch das Immunsystem gekennzeichnet.

Die Forscher um Bette Korber gehen davon aus, dass sich das Virus durch die genetischen Veränderungen vor den Abwehrmechanismen des menschlichen Immunsystems schützt. Forscher des Max-Planck-Institutes in Frankfurt am Main hatten bereits Anfang April über eine Schutzmaßnahme des Virus berichtet. Sie erklärten, dass sich Sars-CoV-2 mit einem Schirm aus Zuckermolekülen am Spike-Protein vor dem Aufspüren des Immunsystems schützt.

Bisher ist nicht klar, wie sich die Mutationen auf Eigenschaften und Verhalten von Sars-CoV-2 auswirkt. Die Forscher halten es für denkbar, dass die genetischen Veränderungen die Immunreaktion des Körpers so beeinflussen könnten, dass es zu einer längeren Dauer der Infektion kommt. Diese wiederum würde eine längere und stärkere Verbreitung von Viren zur Folge haben, was aus evolutionärer Sicht ein echter Vorteil für das Überleben des Virus wäre.

Aufgrund der Lage der Mutationen wäre auch denkbar, dass die Viren dadurch leichter in die Zellen eindringen könnten. Das wiederum würde die Infektiosität von Sars-CoV-2 erhöhen und die Epidemie verstärken.

Quelle: ntv.de, jaz

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