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Mensch zerstört Lebensräume Jede dritte Raubvogelart im Bestand bedroht

Raubvögel gehören zu den am stärksten bedrohten Wirbeltierarten.

Raubvögel gehören zu den am stärksten bedrohten Wirbeltierarten.

(Foto: picture alliance / Bildagentur-online/McPhoto-Schul)

Viele Raubvogelarten könnte es bald nicht mehr geben. Laut einer Studie ist dafür vor allem der Mensch verantwortlich. Er zerstört die Lebensräume der Tiere und belastet die Umwelt mit Schadstoffen. Aber es gibt Maßnahmen, die das Aussterben stoppen könnten - doch viel Zeit bleibt nicht.

Etwa 30 Prozent aller Raubvögel weltweit sind in ihrem Bestand bedroht - das sind 166 der insgesamt 557 Arten. Insgesamt 18 Arten stehen kurz vor dem Aussterben, weitere 148 werden von potenziell gefährdet bis stark gefährdet eingestuft. Das berichten mexikanische Wissenschaftler im Fachmagazin "PNAS". Sie machen in ihrer Untersuchung auch Vorschläge, wo und wie die Tiere am besten geschützt werden sollten.

Wie vielen anderen Tieren auch, mache in erster Linie der Mensch den Raubvögeln zu schaffen, vor allem durch die Zerstörung ihrer Lebensräume und die Belastung der Umwelt mit Schadstoffen. So habe Abholzung zu einem raschen Populationsrückgang beim größten Adler der Welt geführt, dem Philippinenadler. In Asien litten viele Geier unter der Verbreitung des in der Tierhaltung eingesetzten Schmerzmittels Diclofenac, das sie beim Fressen von Aas aufnehmen. Der Großteil der Raubvogelarten sei nur in einem Land zu finden und habe somit ein begrenztes Verbreitungsgebiet.

Das könnte Raubvögel noch retten

Als Teil ihrer Studie modellierten die Forscher am Computer, welche Schutzmaßnahmen in welchen Regionen am besten wirken und wie die Kosten im Verhältnis zum Nutzen zu bewerten sind. "Unsere Ergebnisse deuten darauf hin, dass die Konzentration auf Schutzmaßnahmen in bestehenden Schutzgebieten politisch und wirtschaftlich machbarer scheint als die Einrichtung neuer Schutzgebiete", schreiben sie. Dies gelte insbesondere in Ländern, in denen die Ressourcen für die Erhaltung der biologischen Vielfalt begrenzt seien. Vor allem in China, Indien, der Mongolei, Nepal und Russland sollten Schutzgebiete erweitert oder neu ausgewiesen werden.

"Das Schicksal aller Raubvögel im Besonderen und der biologischen Vielfalt im Allgemeinen hängt von unseren Schutzmaßnahmen in den nächsten zwei Jahrzehnten ab", schreiben die Wissenschaftler. "Unsere Studie ist ein Beispiel dafür, was getan werden kann. Aber die Zeit wird knapp, um die biologische Vielfalt der Erde zu retten und einen Zusammenbruch der Zivilisation zu verhindern."

Deshalb sind Raubvögel so wichtig

Menschliche Aktivitäten seien für den katastrophalen Rückgang und das Aussterben von Tausenden von Tier- und Pflanzenarten auf der ganzen Welt verantwortlich, heißt es weiterhin in der Studie. Dieser Verlust vollziehe sich in einem noch nie dagewesenen Tempo. Raubvögel gehören nach Angaben der Wissenschaftler zu den am stärksten bedrohten Wirbeltierarten, und in den letzten drei Jahrzehnten seien viele Arten stark zurückgegangen oder vom Aussterben bedroht.

Raubvögel gelten laut der Studie als sogenannte Regenschirmarten, das heißt der Schutz ihrer Art schützt indirekt auch viele andere Arten. Bei Bemühungen um die Erhaltung der biologischen Vielfalt würden Regenschirmarten deshalb oft als Ersatzarten eingesetzt. Raubvögel seien deshalb für die Erhaltung der Ökosystemstruktur entscheidend.

Hier leben die meisten Raubvogelarten

Als Raubvögel werden gemeinhin Vögel mit kräftigem, gebogenem Schnabel und scharfen Krallen bezeichnet, oft werden sie mit den Greifvögeln gleichgesetzt. Doch auch Falkenartige und Eulen sind Raubvögel. In vielen Kulturen zieren die symbolträchtigen Tiere Wappen oder Münzen, etwa der Bundesadler das Staatswappen Deutschlands oder der Weißkopfseeadler das der USA.

Die 557 Raubvogelarten stellen etwa fünf Prozent aller Vogelarten weltweit. Der größte Vertreter ist mit einem Gewicht von 15 Kilogramm der Andenkondor, der kleinste Raubvogel der Welt wiegt gerade einmal 40 Gramm: das in Südostasien heimische Finkenfälkchen.

Die größte Artenvielfalt gibt es in den südamerikanischen Anden, im Himalaya und den indomalayischen Regionen sowie auf einigen Pazifikinseln, berichten die Wissenschaftler. Nur wenige Arten lebten an den Polen und in den trockenen und gemäßigten Zonen beider Hemisphären. Indonesien ist demnach das Land mit den meisten unterschiedlichen Raubvogelarten.

Quelle: ntv.de, Anja Garms, dpa

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