Sachsen und NRW betroffen Masern brechen in mehreren Regionen aus
28.02.2024, 17:11 Uhr Artikel anhören
Masern zählen zu den ansteckendsten Infektionskrankheiten.
(Foto: picture alliance/dpa/Centers for Disease Control and Prevention)
Nach einer Pandemie-Verschnaufpause greift das Masernvirus wieder stärker um sich. In Europa steigen seit Jahresbeginn die Fälle - auch in Deutschland. Vor allem zwei Bundesländer melden derzeit größere Ausbrüche. Dabei gibt es nicht nur wirksame Impfungen, sondern auch eine Impflicht.
In mehreren Regionen Deutschland steigen seit Jahresbeginn die Masern-Fälle. So gibt es im sächsischen Vogtlandkreis derzeit einen größeren Masern-Ausbruch. Betroffen seien zwölf Kinder im Alter von unter einem bis 13 Jahren aus dem Umfeld zweier Familien, teilte das Landratsamt mit. Die Fälle seien "in jüngster Zeit" ans Gesundheitsamt übermittelt worden. Nähere Angaben machte das Landratsamt nicht. Im gesamten Jahr 2023 waren in Sachsen laut Robert-Koch-Institut (RKI) keine Masernfälle verzeichnet worden, in ganz Deutschland waren es 57.
Die kranken Kinder befänden sich während der Ansteckungszeit in häuslicher Isolation. Schulpflichtige Kinder seien für die Dauer der Ansteckung vom Unterricht ausgeschlossen. Ob die betroffenen Kinder geimpft waren, ist bislang unklar. Seit März 2020 gibt es bundesweit eine Impfpflicht für Kinder.
Zwei Dutzend Fälle in NRW
Auch in Nordrhein-Westfalen sind in diesem Jahr bereits 24 Masernfälle gemeldet worden. Hotspots sind dabei das Sauerland und Köln, wie eine Sprecherin des Gesundheitsministeriums des Landes der "Rheinischen Post" sagte. Zum Vergleich: In den Jahren 2021 und 2022 gab es den Angaben zufolge jeweils nur zwei Masernfälle, im Jahr 2023 waren es 15. 2020 gab es 20 Fälle.
Auch hier sind in erster Linie Kinder betroffen. Laut Gesundheitsministerium hatten die jungen Patientinnen und Patienten gar keinen oder nur einen unvollständigen Impfschutz. Dafür könne es viele Gründe geben: "Dies sind verpasste oder verschobene Termine insbesondere bei Kindern während pandemischer Zeiten, eine geringe Risikowahrnehmung bezüglich der Masernerkrankung oder auch Vorbehalte gegenüber der Sicherheit von Impfungen", erklärte die Sprecherin.
Sieben Todesfälle in der EU
Seit 2023 beobachtet die EU-Gesundheitsbehörde ECDC einen europaweiten Anstieg von Masern-Infektionen. Unter anderem Rumänien, Österreich und Frankreich meldeten vermehrt Ausbrüche. Insgesamt wurden 2361 Fälle registriert, sieben Menschen starben an dem Virus - sechs in Rumänien und einer in Irland, berichtet das ECDC.
Im Vergleich war die Inzidenz in Deutschland im vergangenen Jahr mit insgesamt 80 Fällen niedrig. Allerdings sind es laut RKI-Datenbank dieses Jahr bereits mehr als 50 Nachweise - Tendenz steigend.
Stella Kyriakides, EU-Kommissarin für Gesundheit, nannte den Anstieg von Masernfällen in Europa "besorgniserregend". Die Gründe für den erwarteten weiteren Anstieg sind laut ECDC-Experten unzureichende Impfquoten in einigen Ländern, aber auch saisonal bedingte Trends sowie die Einschleppung von Fällen aus Drittländern. Die gute Nachricht laut Kyriakides: "Es handelt sich um eine Krankheit, die durch Impfungen verhindert werden kann und in der EU sind viele sichere und effektive Impfstoffe erhältlich."
Impfung schützt effektiv
Masern gehören dem RKI zufolge zu den ansteckendsten Infektionskrankheiten. Seit März 2020 gilt bundesweit eine Impfpflicht. Das Masernschutzgesetz sieht vor, dass alle Kinder ab dem vollendeten ersten Lebensjahr vor Beginn des Besuchs von Kindergarten oder Schule die von der Ständigen Impfkommission empfohlenen Masern-Impfungen vorweisen müssen. Die Impfung ist laut RKI mit 98 bis 99 Prozent so effektiv, dass nach der Zweitimpfung fast alle Geimpften geschützt sind.
Symptome der Infektionskrankheit sind etwa Fieber, Bindehautentzündung und der typische Hautausschlag. Als Komplikationen können Mittelohr- und Lungenentzündungen, sehr selten eine Gehirnentzündung auftreten. Eine Infektion schwächt häufig für längere Zeit das Immunsystem. Wer einmal Masern hatte, ist immun.
Quelle: ntv.de, hny/dpa