
Etwa einer von 100 Erwachsenen erkrankt in seinem Leben an Schizophrenie.
(Foto: picture alliance / Shotshop)
Wie bei vielen Krankheiten ist es auch bei Schizophrenie wichtig, sie so früh wie möglich zu diagnostizieren. Erste Anzeichen sind jedoch nur schwer zu erkennen, eine Diagnose dauert meist lange. Um das zu ändern, entwickeln Forschende einen Bluttest, der das Schizophrenie-Risiko zuverlässig voraussagen soll.
Schizophrenie zählt zu den schwersten psychischen Erkrankungen. In Deutschland sind laut der Bundespsychotherapeutenkammer etwa 800.000 Menschen betroffen. Um die Auswirkungen der neurologischen Störung auf Körper und Geist zu minimieren, ist eine möglichst frühe Diagnose besonders wichtig. Bislang sind die ersten Anzeichen der Schizophrenie jedoch nur schwer zu erkennen. Ein Forschungsteam der Indiana University School of Medicine will das nun mit einem neu entwickelten Test ändern.
Für die Studie, die in der Fachzeitschrift "Molecular Psychiatry" erschienen ist, untersuchte das Team Daten von Psychiatriepatienten, die in einem Zeitraum von zehn Jahren gesammelt wurden. Sie glichen dabei Symptome wie Halluzinationen und Wahnvorstellungen mit chemischen Biomarkern im Blut ab. Anhand dieser konnten sie so den Schweregrad der Schizophrenie und das zukünftige Risiko genau vorhersagen.
Diagnosen dauern oft zu lange
Schizophrenie beeinträchtigt im Wesentlichen die Fähigkeit des Gehirns, die Realität konsistent zu verarbeiten, und kann zudem mit Problemen bei der motorischen Kontrolle einhergehen. Schizophrene Psychosen beginnen laut Experten häufig mit kleinen Veränderungen im Verhalten und alltäglichen Befindlichkeitsstörungen. So sind Betroffene meist nervös, reizbar, haben Schlafstörungen, können sich nur schwer konzentrieren, grübeln viel und vernachlässigen ihr Erscheinungsbild.
In der akuten Phase der Krankheit kommt es dann zu Halluzinationen und Verfolgungswahn. Patienten hören oft Stimmen, die nicht real sind, haben das Gefühl, andere könnten ihre Gedanken lesen, werden depressiv und apathisch. Die Schwere der Erkrankung nimmt zu, je länger sie unbehandelt bleibt.
"Eine Psychose manifestiert sich in der Regel im jungen Erwachsenenalter - der Blütezeit des Lebens", sagt der Neurowissenschaftler Alexander Niculescu, Co-Autor der Studie. "Bleibt die Krankheit unbehandelt, führt sie zu diversen biologischen, sozialen und psychologischen Schäden." Diese könnten Medikamente verhindern, jedoch nur, wenn man sie frühzeitig einsetze. Eine Diagnose kann allerdings oft mehrere Monate dauern. Daher sei der Bluttest "ein wertvoller, objektiver Maßstab, der nicht auf langwierige Beurteilungen oder psychologische Analysen angewiesen ist", sagt Niculescu.
Die Persönlichkeit ist nicht gespalten
Die Ursachen einer schizophrenen Erkrankung sind bislang nicht eindeutig geklärt. Neben der genetischen Disposition können auch neurobiologische Faktoren eine Rolle spielen. So erhöhen Störungen der Gehirnentwicklung durch Komplikationen während oder nach der Geburt sowie Erkrankungen oder Schädigungen des Gehirns das Risiko. Außerdem können unter anderem belastende Lebensereignisse, Cannabis- und Amphetaminkonsum oder hoher Stress einen Schub auslösen.
Schizophrenien verlaufen sehr unterschiedlich. Manche Patientinnen und Patienten erkranken nur einmal. Etwa zwei Drittel der Patientinnen und Patienten erleben mehrere Phasen, die vollständig oder teilweise wieder abklingen. Bei 5 bis 10 Prozent bleiben die Beschwerden dauerhaft.
Lange Zeit galt Schizophrenie als eine Erkrankung, bei der die Betroffenen eine gespaltene Persönlichkeit entwickeln. Dies sei jedoch falsch, sagt die Bundespsychotherapeutenkammer. Menschen, die akut unter einem Verfolgungswahn leiden, könnten zwar auf ihre Mitmenschen sehr anders als gewohnt wirken. "Sie haben in dieser Phase jedoch keine andere Persönlichkeit, sondern hören zum Beispiel Stimmen, durch die sie sich bedroht und verfolgt fühlen und die sie in große Angst versetzen."
Quelle: ntv.de