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Prestigeprojekt im Weltraum Russisches Filmteam ist unterwegs zur ISS

Das Mini-Filmteam will zwölf Tage an Bord der ISS bleiben.

Das Mini-Filmteam will zwölf Tage an Bord der ISS bleiben.

(Foto: picture alliance/dpa/POOL/Sputnik)

Mit dem ersten im Weltraum gedrehten Spielfilm will Russland Geschichte schreiben. Eine Raumkapsel mit einer Schauspielerin und einem Regisseur ist nun in Begleitung eines Kosmonauten zur Internationalen Raumstation gestartet. Direkt nach der Ankunft sollen die Dreharbeiten beginnen.

Premiere im Weltraum: Eine russische Sojus-Rakete ist mit einem Regisseur und einer Schauspielerin zur Internationalen Raumstation ISS aufgebrochen, die dort den ersten Spielfilm im All drehen wollen. Die Sojus-Rakete mit dem 38-jährigen Regisseur Klim Tschipenko und der 37-jährigen Schauspielerin Julia Peressild hob vom Weltraumbahnhof Baikonur in Kasachstan ab, wie in einer Liveübertragung der russischen Raumfahrtbehörde Roskosmos zu sehen war.

Live-Bilder zeigen den Start der Sojus-Rakete.

Live-Bilder zeigen den Start der Sojus-Rakete.

(Foto: picture alliance/dpa/Roscosmos Space Agency/AP)

Die Live-Bilder zeigten, wie die Sojus-Rakete bei Sonnenschein in den wolkenlosen Himmel aufstieg. "Alles läuft normal", hieß es aus der Flugleitzentrale. Nach mehr als drei Minuten erreichte die Rakete die Erdumlaufbahn. Zu sehen war zudem die Besatzung in der Raumkapsel. Am Boden verfolgten Schaulustige und Roskosmos-Mitarbeiter den Start. Das Raumschiff Sojus MS-19 sollte die ISS per Expressflug bereits nach 3 Stunden und 17 Minuten erreichen. Unmittelbar nach dem Andocken sollten die Dreharbeiten beginnen, wie Peressild vor dem Start sagte.

"Es gibt niemanden, der uns Tipps geben kann"

Begleitet wurde das Mini-Filmteam von dem erfahrenen Kosmonauten Anton Schkaplerow. Tschipenko hatte den Dreh im Weltraum am Vortag als "Experiment" bezeichnet. "Es gibt niemanden, der uns Tipps geben kann. Es gibt keinen einzigen Kameramann, der uns sagen kann, wie man mit Licht aus einer Luke arbeitet."

Das Filmteam hat für den Dreh zwölf Tage Zeit. In dem Film mit dem Arbeitstitel "Die Herausforderung" geht es um eine Ärztin, die einen Kosmonauten retten soll, dessen Zustand für einen Heimflug zur Erde zu schlecht ist. Peressild wurde aus 3000 Bewerberinnen für die Rolle ausgewählt. Tschipenko übernimmt neben der Regie auch die Kamera, das Licht, den Ton und die Maske. Schkaplerow und zwei weitere russische Kosmonauten sollen in dem Film Cameo-Auftritte als sie selbst haben. Das Budget für den Dreh wird geheimgehalten.

Schneller als Tom Cruise

Die russische Raumfahrtbehörde Roskosmos hatte das Projekt angekündigt, just nachdem die NASA über Pläne für einen Dreh auf der ISS mit Hollywood-Star Tom Cruise für die Action-Filmreihe "Mission Impossible" informiert hatte. Für die russische Raumfahrt, die in den vergangenen Jahren immer wieder mit Pannen und Rückschlägen zu kämpfen hatte, wäre der erste Filmdreh im All zumindest ein kleiner Prestigeerfolg.

Das ungewöhnliche Projekt solle die Russen von den Problemen ablenken, die Roskosmos habe, sagte der politische Analyst Konstatin Kalatschew. "Das soll die Russen inspirieren, zeigen, wie cool wir sind, aber ich glaube, die Russen haben das Interesse an der Raumfahrtindustrie komplett verloren."

Kommandoübergabe auf der ISS

Auf der ISS vollzog sich derweil eine Stabübergabe. Der französische Astronaut Thomas Pesquet übernahm am Montagabend das Kommando auf der Internationalen Raumstation. Der 43-Jährige ist damit der Chef der sechs weiteren Raumfahrer an Bord, die aus den USA, Russland und Japan stammen. Ende Oktober wird auf der ISS der deutsche Astronaut Matthias Maurer erwartet, der mit Pesquet befreundet ist, und wie Pesquet sechs Monate im All verbringen soll.

Pesquet übernahm das verantwortungsvolle Amt von seinem japanischen Kollegen Akihiko Hishide, der fünf Monate das Kommando auf der ISS hatte. Die symbolische Schlüsselübergabe wurde von der NASA live übertragen. Als Kommandant der ISS wird er jeden Morgen eine Viertelstunde mit den Flugleitern auf der Erde konferieren, die unter anderem in Houston und in München stationiert sind.

Quelle: ntv.de, mdi/dpa/AFP

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