Deutliche Veränderungen sichtbar Scans zeigen Covid-Schäden im Gehirn
08.03.2022, 11:46 Uhr
Auch bei leichten Krankheitsverläufen waren Schädigungen im Gehirn sichtbar.
(Foto: imago images/Westend61)
Geruchsverlust und Verwirrtheit, das sind zwei Symptome, von denen Corona-Infizierte immer wieder berichten. Auf MRT-Aufnahmen sieht ein britisches Forschungsteam die Ursachen für diese Beschwerden: Schäden im Gehirn, die offenbar vom Coronavirus angerichtet werden.
Eine Covid-19-Infektion kann einer Studie zufolge Hirnschäden nach sich ziehen. Demnach kann Covid-19 das Gehirn schrumpfen lassen und die graue Substanz in den Regionen verringern, die Emotionen und Gedächtnis steuern. Außerdem können Bereiche geschädigt werden, die den Geruchssinn kontrollieren, wie aus einer Untersuchung der Universität Oxford hervorgeht.
In der Studie, die in der Fachzeitschrift Nature veröffentlicht wurde, wurden die Gehirnveränderungen von 785 Probanden im Alter von 51 bis 81 Jahren untersucht. Die Gehirne der Studienteilnehmerinnen und -teilnehmer wurden zweimal gescannt. 401 Personen erkrankten zwischen den beiden Scans an Covid-19. Der zweite Scan erfolgte im Schnitt 141 Tage nach dem ersten.
"Es gibt starke Hinweise auf hirnbezogene Anomalien bei Covid-19", erklärten die Wissenschaftler. Selbst in leichten Fällen zeigten die Studienteilnehmer eine Verschlechterung der Hirnfunktionen, die für Konzentration und Organisation zuständig sind. Im Durchschnitt schrumpfte die Gehirngröße zwischen 0,2 und 2 Prozent. Demnach verloren diejenigen, die Covid-19 hatten, im Vergleich zu den Kontrollpersonen zusätzlich 1,8 Prozent des parahippocampalen Gyrus, einer Schlüsselregion für den Geruch, und weitere 0,8 Prozent des Kleinhirns.
Wie zehn Jahre Alterung
In der Regel schnitten die Infizierten auch bei einem Test der geistigen Fähigkeiten schlechter ab als nicht infizierte Personen. Die niedrigeren Werte waren mit einem größeren Verlust von Hirngewebe in den Teilen des Kleinhirns verbunden. Die Verluste entsprechen in etwa zehn Jahren Alterung.
Diese Auswirkungen seien sogar bei Menschen beobachten worden, die nicht wegen ihrer Infektion ins Krankenhaus kamen. Nach Ansicht der Forschenden liefern die Ergebnisse einen eindrucksvollen Beweis für die Auswirkungen des Virus auf das zentrale Nervensystem. Ob die Schäden teilweise rückgängig gemacht werden können oder ob sie langfristig bestehen bleiben, müsse weiter erforscht werden. "Das Gehirn ist plastisch, was bedeutet, dass es sich bis zu einem gewissen Grad selbst bei älteren Menschen neu organisieren und heilen kann", sagte Prof. Gwenaëlle Douaud von der Universität Oxford.
Die Studie fand zu einer Zeit statt, in der noch die Alpha-Variante in Großbritannien dominierte. Es ist daher unwahrscheinlich, dass sie auch Personen umfasst, die mit der Delta-Variante infiziert waren. Offen ließen die Forscher, ob eine Corona-Impfung irgendeinen Einfluss hatte. Die britische Gesundheitsbehörde hatte allerdings im Februar erklärt, dass eine Auswertung von 15 Studien ergab, dass Geimpfte im Vergleich zu Ungeimpften nur etwa halb so oft unter Long Covid leiden, den bei einem Teil der Patienten beobachteten Langzeitfolgen der Krankheit.
Sars-CoV-2 gilt weithin als Atemwegserreger, der vor allem die Lunge angreift. Im Zusammenhang mit der Erkrankung wird jedoch immer wieder über neurologische Komplikationen berichtet - darunter Verwirrtheit, Schlaganfälle und neuromuskuläre Störungen während der akuten Krankheitsphase. Konzentrationsstörungen, Kopfschmerzen, Sensibilitätsstörungen, Depressionen und sogar Psychosen können als Teil von Long Covid monatelang anhalten.
Quelle: ntv.de, sba/rts