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Tief einatmen gegen Covid-19 Synthetische Nanokörper verhindern Infektion

Die "AeroNabs" getauften künstlichen Antikörper können unkompliziert über einen Inhalator oder ein Nasenspray aufgenommen werden.

Die "AeroNabs" getauften künstlichen Antikörper können unkompliziert über einen Inhalator oder ein Nasenspray aufgenommen werden.

(Foto: UCSF)

US-Wissenschaftler entwickeln synthetische Antikörper, die das Coronavirus unschädlich machen können. Per Inhalator oder Nasenspray eingenommen, sollen "AeroNabs" eine Infektion unkompliziert und kostengünstig einen Tag lang verhindern.

Wenn die abschließenden Tests erfolgreich sind, könnten "AeroNabs" eine wichtige Rolle im Kampf gegen die Corona-Pandemie spielen. Dabei handelt es sich um künstliche Antikörper, die Wissenschaftler der University of California in San Francisco entwickelt haben.

In einer Vorab-Studie haben die Forscher bei Versuchen mit lebenden Viren festgestellt, dass ihre synthetischen Moleküle wirksam verhindern können, dass Sars-Cov-2 an menschliche Zellen andockt. Um sich vor einer Infektion zu schützen, soll es genügen, den Wirkstoff einmal täglich über ein Nasenspray oder einen Inhalator aufzunehmen. Auch die Kosten sollen so niedrig sein, dass nichts gegen einen Massen-Einsatz spricht.

Von Lamas inspiriert

Für ihre "AeroNabs" ließen sich die Wissenschaftler von besonderen Antikörpern inspirieren, die Lamas, Kamele und artverwandte Tiere in ihrem Blut haben. Sie wurden schon in den 1980er Jahren entdeckt, sind kleiner und einfacher strukturiert als menschliche Antikörper und damit flexibler. Wie die "Pharmazeutische Zeitung" berichtete, injizierten belgische und texanische Wissenschaftler 2002/03 Lamas Spike-Proteine des Sars-Virus, der damals grassierte, sowie Proteine des Mers-Virus. Die Tiere entwickelten kleine Antikörper gegen beide Erreger. Im Mai testeten sie die Wirksamkeit dieser Antikörper gegen Sars-Cov-2 und entdeckten, dass sie auch das neue Coronavirus neutralisierten.

Die Nanokörper der kalifornischen Wissenschaftler zeigten im Labor, dass ihre synthetischen Antikörper wie die der Lamas verhindern können, dass Sars-Cov-2-Spike-Proteine an menschliche Zellen andocken. Aber sie funktionieren noch besser: Sie blockieren nicht erst aktive Proteine, sondern sind schon wirksam, bevor deren sogenannte Rezeptorbindedomäne (RBD) passende Rezeptoren auf Wirtszellen suchen.

Enorm wirksam und stabil

Weil ein Spike-Protein drei RBDs hat, haben die Wissenschaftler für ihren Wirkstoff Molekülketten mit drei verschiedenen Antikörpern entwickelt. In Experimenten stellte sich heraus, dass diese Kombination 200.000 Mal effektiver als ein einzelner Antikörper gegen Sars-Cov-2 ist. Durch weitere Verbesserung hätten sie eine Wirksamkeit erreicht, die die Möglichkeiten der Messbarkeit übertroffen habe, sagt ein Autor der Studie.

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Abschließend machten die Forscher mit den "AeroNabs" Stresstests, setzten sie hohen Temperaturen aus und erzeugten aus ihnen ein lagerfähiges Pulver und ein Aerosol. Dabei stellte sich heraus, dass die Prozesse, die Proteinen normalerweise erheblichen Schaden zufügen, den Nanokörpern nichts anhaben können. Sie hätten nichts von ihrer antiviralen Wirkung verloren, heißt es in der Pressemitteilung der University of California.

Die Forscher hoffen jetzt, möglichst bald mit menschlichen Studien beginnen zu können. Sie seien dafür bereits in Gesprächen mit interessierten kommerziellen Partnern, sagt einer der Wissenschaftler. "Wenn sich die 'AeroNabs' als so effektiv erweisen, wie wir erwarten, könnten sie dazu beitragen, den Verlauf der Pandemie weltweit zu verändern."

Quelle: ntv.de

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