Wehende oder wackelnde US-Flagge? Verschwörungstheorien entkräftet
20.07.2009, 10:29 Uhr
Weht sie oder wackelt sie? An der USA-Flagge auf dem Mond entzünden sich viele Verschwörungstheorien.
(Foto: AP)
Gebannt haben vor 40 Jahren 500 Millionen Menschen weltweit die Mondlandung am Fernsehen verfolgt - doch haben die US-Astronauten von Apollo 11 tatsächlich auf dem Erdtrabanten aufgesetzt, oder wurde die Landung in Wahrheit trickreich in einem Filmstudio inszeniert?
Vier Jahrzehnte nach der historischen Apollo-Mission hängen viele Menschen immer noch der Verschwörungstheorie an, die US-Raumfahrtbehörde NASA und die Regierung in Washington hätten die Mondlandung nur vorgetäuscht. Aus Expertensicht sind solche Theorien haltlos und eindeutig zu widerlegen.
Erneuten Auftrieb erhielten die bereits in den 1970er Jahren in den USA aufgekommenen Fälschungstheorien durch eine TV-Dokumentation, die 2001 vom US-Fernsehsender Fox ausgestrahlt wurde. Die Amerikaner hätten in den 1960er Jahren gar nicht über die Technik für eine Mondlandung verfügen können, führen die Verschwörungstheoretiker ins Feld. Die Landung hätten sie vorgetäuscht, um sich als Sieger über die Sowjetunion im Wettlauf zum Mond zu feiern.
Viele angebliche Ungereimtheiten
Um ihre These von der nachgestellten Mondlandung im Studio zu untermauern, verweisen die Verschwörungstheoretiker auf eine Fülle angeblicher Ungereimtheiten. Eine zentrale Rolle spielen dabei die Fotos der Apollo-Astronauten von der Mondoberfläche. So seien auf diesen Bildern am Mondhimmel keine Sterne zu erkennen. Auch der Schattenwurf von Objekten sei verräterisch: Obwohl die Sonne doch die einzige Lichtquelle auf dem Mond sei, verliefen die Schatten auf den Fotos nicht parallel und seien zudem von unterschiedlicher Länge.
Aus Sicht des Mond-Experten Wilfried Tost vom Deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR) sind solche vermeintlichen Argumente leicht zu widerlegen. Wegen der notwendigerweise kurzen Belichtungszeit der Fotos könnten auf ihnen überhaupt keine Sterne am Mondhimmel zu sehen sein, betont der Wissenschaftler vom Berliner DLR-Institut für Planetenforschung. Die fotografische Abbildung von Sternen erfordere Belichtungszeiten von mehreren Sekunden - was im Falle der Astronauten-Bilder zu einer "totalen Überbelichtung" geführt hätte. "Das kann jeder Hobbyfotograf überprüfen."
Schlechte Aufnahmen nicht veröffentlicht
Auch die unterschiedlichen Schatten seien einfach zu erklären. "Bei dem unebenen oder abschüssigen Gelände dort läuft der Schatten bei seitlich einfallendem Licht in eine andere Richtung", sagt der Leiter der Mond-Gruppe an der Berliner Wilhelm-Foerster-Sternwarte. "Parallele Schattenverläufe erkennt man nur, wenn sich die Lichtquelle genau vor oder hinter dem Betrachter befindet."
Für verfehlt hält Tost auch Einwände, die gute Qualität der von den US-Raumfahrern aufgenommenen Fotos ließen auf Fälschungen schließen. "Die Astronauten haben das Fotografieren mit diesen Kameras jahrelang geübt", unterstreicht der Experte. Außerdem gebe es unter den insgesamt rund 20.000 Fotos von den sechs bemannten Mondlandungen bezüglich Schärfe und Motivwahl auch "beliebig viele schlechte Aufnahmen". Nur seien diese eben nicht veröffentlicht worden.
Selbst die Sowjets glaubten an Mondlandung
Ebenfalls nicht stichhaltig ist aus Sicht des Wissenschaftlers die Geschichte vom vermeintlichen "Wehen" der US-Flagge, die Astronauten auf dem atmosphäre- und damit windlosen Mond aufgestellt hatten. Entsprechende Filmaufnahmen zeigten laut Tost "keine wehende, sondern ein wackelnde Fahne". Beim Berühren der Fahnenstange durch den Astronauten sei diese im Vakuum lediglich für rund zehn Sekunden ins Schwingen gekommen, "und dann war's auch vorbei".
Als Indizien für eine gefälschte Mondlandung taugen solche und weitere Thesen um einzelne Astronauten-Bilder aus wissenschaftlicher Sicht also nicht. Hinzu kommt, dass Astronomen weltweit die Mondlandungen genau verfolgt und dabei live die Signale der Apollo-Missionen empfangen haben - natürlich auch die Sowjets. "Und die Russen haben an die Mondlandung der USA geglaubt", sagt Tost. "Dabei hätten sie wirklich allen Grund gehabt, eine Schummelei aufzudecken."
Quelle: ntv.de, Richard Heister, AFP