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Koinfektion trifft Immunlücke Wahrscheinliche Ursache für Kinderhepatitis gefunden

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Viele der betroffenen Kinder waren im Alter unter fünf Jahren.

Viele der betroffenen Kinder waren im Alter unter fünf Jahren.

(Foto: picture alliance/dpa/dpa-Zentralbild)

Akute Hepatitis-Fälle unbekannter Herkunft bei Kindern beunruhigen im April Ärzte und Eltern gleichermaßen. Gibt es einen direkten Zusammenhang mit Sars-CoV-2-Infektionen? Zwei neue britische Studien können das verneinen und bringen stattdessen ein anderes Virus ins Spiel.

Im Frühjahr gibt es auffällig viele Fälle von Hepatitis bei Kindern, die mit den bisher bekannten Übertragungswegen kaum zu erklären sind. Der Weltgesundheitsorganisation zufolge wurden inzwischen mindestens 1010 Fälle in 35 Ländern festgestellt. Viele der Betroffenen waren unter fünf Jahren. 46 Kinder benötigten wegen der Schwere der Erkrankung eine Lebertransplantation, 22 starben. Zwei Studien von Forschungsteams aus London und Glasgow kommen nun unabhängig voneinander den gleichen Ursachen auf die Spur.

Demnach deutet alles darauf hin, dass zwei häufig auftretende Virenarten nach dem Ende der Pandemie-Maßnahmen besonders heftig zurückkehrten. Schon früh hatten Expertinnen und Experten die Vermutung geäußert, dass Adenoviren beteiligt sein könnten. Die Viren verursachen normalerweise Erkältungen. Wegen der Pandemiemaßnahmen konnten viele Kinder aber kaum Immunität gegen sie aufbauen.

Die Studien unter der Leitung der University of Glasgow und des Great Ormond Street Hospital in London zeigen, dass in den meisten Fällen noch ein anderes häufiges Virus an den Infektionen beteiligt war. Das Adeno-assoziierte Virus 2 (AAV2), verursacht normalerweise keine Krankheit und benötigt zur Vermehrung ein mitinfizierendes "Helfer"-Virus.

Kein Zusammenhang mit Sars-CoV-2

Das ist jedenfalls der bisherige Wissensstand. Den Forschenden zufolge ist bisher unklar, ob AAV2 ein Indikator für eine frühere Adenovirus-Infektion oder eine eigenständige Ursache sei. AAV2 war in 96 Prozent der Fälle in beiden Studien vorhanden, die zusammen 37 Fälle in Großbritannien sowie Kontrollgruppen umfassten. Die schottischen Forschenden fanden auch genetische Unterschiede im Immunsystem der Kinder, die ernsthaft krank wurden.

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Als plausibelste Erklärung für die Fälle von Hepatitis unbekannter Herkunft bei Kindern sehen sie eine Koinfektion mit AAV2 und entweder dem Adenovirus oder seltener dem Herpesvirus HHV6 an. Beide Studien kamen auch zu dem Schluss, dass ein Zusammenhang mit Covid-19 sehr unwahrscheinlich ist, da der Anstieg der Fälle nicht auf Covid-19-Spitzen folgte. Außerdem wurden keine Hinweise auf Sars-CoV-2 in der Leber gefunden, der Anteil von Kindern, die Antikörper hatten, entsprach dem der allgemeinen Bevölkerung.

Um das nachzuweisen, seien aber weitere Untersuchungen erforderlich. Die Studien wurden vor der Peer-Review auf Pre-Print-Servern veröffentlicht.

Quelle: ntv.de, sba

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