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Haare von Tieren untersucht Warum Erdöl im Fell von Seeottern tödlich ist

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Ein Seeotter auf einem Rettungsring an der Küste von Monterey, Kalifornien.

Ein Seeotter auf einem Rettungsring an der Küste von Monterey, Kalifornien.

(Foto: picture alliance / ZUMAPRESS.com / Rory Merry)

Seeotter sind wendige Schwimmer und verbringen einen Großteil ihres Lebens im Wasser. Doch was passiert mit den Tieren, wenn ihr Fell mit Öl verschmutzt wird? Wissenschaftlerinnen aus den USA untersuchen Fellstücke von toten Tieren und finden beunruhigende Antworten.

Gelangt Erdöl von Ölplattformen ins Meer, kann es das Leben von Seeottern gefährden. Forscherinnen aus den USA haben in einer Studie herausgefunden, dass das Öl im Pelz der Tiere den Auftrieb um etwa 55 Prozent reduziert - was es den Tieren schwer macht, über Wasser zu bleiben. Auch wenn das Fell gewaschen werde, könne der ursprüngliche Zustand nicht so einfach wiederhergestellt werden, schreiben sie im Fachblatt "Journal of Experimental Biology".

Kalifornische Seeotter (Enhydra lutris nereis) verbringen die meiste Zeit ihres Lebens im Meer, wo sie an der Wasseroberfläche treiben, um sich auszuruhen, zu fressen oder sich zu putzen. Durch ihr Fell, in das Luft eingeschlossen ist, haben sie einen extrem großen Auftrieb, wie die Forscherinnen um Kate Riordan von der California Polytechnic State University San Luis Obispo schreiben.

Dichtes Fell für Wärme und Auftrieb

Als einziges Meeressäugetier verfügt der Seeotter nicht über eine dicke Unterhautfettschicht. Stattdessen brauchen die Tiere ihr dichtes, wasserabweisendes Fell, um warm zu bleiben, außerdem hilft ihnen dabei ihr sehr hoher Stoffwechsel. Ein Seeotter muss täglich 20 bis 30 Prozent seiner Körpermasse an Nahrung aufnehmen, um seinen Energiebedarf zu decken. Auch zum Jagen brauchen die Tiere viel Energie: Wegen ihres großen Auftriebs und des ineffizienten Schwimmstils sei Tauchen für die Otter anstrengend, schreiben die Forscherinnen.

Wie die US-Behörde für Fische, Wildtiere und natürliche Lebensräume erklärt, kann eine Verunreinigung des Seeotterfells durch ölige Substanzen für die Tiere tödlich sein, weil die isolierenden Eigenschaften des Fells zerstört werden und die Otter unterkühlen. Das Team um Riordan wollte herausfinden, inwiefern das Öl den Tieren zusätzlich zusetzt, weil es den Auftrieb im Wasser verringert.

Von einer kalifornischen Behörde bekamen die Forscherinnen 37 Fellstücke von toten Seeottern. Diese wurden unter drei Bedingungen untersucht: unbehandelt, mit Öl eingerieben und mithilfe von Spülmittel ausgewaschen.

Die Felle stammten von Neugeborenen (unter einem Monat), kleinen Welpen (ein bis zwei Monate alt), großen Welpen, (drei bis fünf Monate alt), Jungtieren (sechs Monate bis ein Jahr alt), ausgewachsenen Tieren (ein bis drei Jahre alt) und erwachsenen Tieren (vier bis neun Jahre alt).

Die Auftriebskraft der Pelze wurde dabei als N angegeben. Während die unbehandelten Pelze mit einer Größe von 25 Quadratzentimetern eine Auftriebskraft von ungefähr 0,3 N hatten, waren es bei den eingeölten Pelzen nur noch 0,145 N, also etwa 55 Prozent weniger. Nach dem Waschen verbesserte sich die Auftriebskraft, aber nur auf 0,197 N - noch immer fast 40 Prozent weniger als beim ursprünglichen Pelz.

Junge Otter haben anderen Auftrieb

Ein besonderes Augenmerk legten die Forscherinnen dabei auf das Fell von sehr jungen Seeottern. Dieses sei sehr flauschig und es sei schon lange vermutet worden, dass es noch mehr Auftrieb gebe als das von erwachsenen Tieren. "Der Auftrieb des Geburtspelzes von Seeottern wurde jedoch noch nie empirisch gemessen."

Im Versuch kam heraus, dass alle Fellstücke ähnlich viel Auftrieb gaben, unabhängig vom Alter der Tiere - wohl weil überall ähnlich viel Luft eingeschlossen war, wie die Forscherinnen denken. "Wir konnten jedoch Unterschiede zwischen den Altersklassen feststellen, wenn wir die Auftriebskraft auf das gesamte Tier hochrechneten und die Körpergröße berücksichtigten." Da kleinere Tiere eine relativ gesehen größere Oberfläche aufweisen, haben die Jungtiere verhältnismäßig viel Fell und damit auch mehr Auftrieb - fast doppelt so viel.

Öl im Fell hat bei Welpen größten Effekt

"Ein Jungtier muss allein an der Wasseroberfläche schwimmen, wenn die Mutter zu kurzen Beutezügen aufbricht; in diesem Fall ist der Auftrieb des Jungtiers besonders wichtig", heißt es in der Studie. Mit etwa fünf Wochen versuchten die jungen Seeotter zu tauchen, aber erst mit etwa zehn Wochen gelinge das. Werde das Fell eines Welpen mit Öl verunreinigt, sei die Veränderung des Auftriebs besonders groß.

Die Autorinnen geben zu bedenken, dass sie nur Fell im Labor untersucht haben und nicht, wie viel Auftrieb lebende Otter wirklich haben. Es könne darüber hinaus sein, dass die Tiere nach dem Auswaschen des Öls durch Fellpflege die volle Funktionsfähigkeit ihres Fells wieder herstellen können.

"Eine Ölverschmutzung wie eine Ölpest stellt derzeit die größte anthropomorphe Bedrohung für den Seeotter in Kalifornien dar", erklärt Erstautorin Riordan. Vor der Küste gebe es mehrere Ölplattformen. Doch falls es so weit komme, wüssten zahlreiche Organisationen und Tausende Freiwillige, wie sie den Wildtieren helfen können.

Quelle: ntv.de, Doreen Garud, dpa

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