Forscher haben einen Verdacht Warum sterben Taxifahrer seltener an Alzheimer?


Interessanterweise zeigen nur Taxi- und Krankenwagenfahrer eine geringere Alzheimer-Sterblichkeit, nicht jedoch andere Transportberufe.
(Foto: IMAGO/Future Image)
Taxi- und Krankenwagenfahrer haben einer Studie zufolge die niedrigste Alzheimer-Sterblichkeitsrate aller Berufe. Forscher vermuten, dass die räumliche und navigatorische Arbeit mit dem Hippocampus zusammenhängt. Allerdings gibt es auch Einschränkungen.
Alzheimer ist eine Volkskrankheit, fast zwei Millionen Menschen sind in Deutschland davon betroffen. Und jedes Jahr kommen mehr als 400.000 dazu, die meisten davon sind über 65 Jahre alt. Einen sicheren Schutz gibt es nicht. Experten raten jedoch zu einem gesunden Lebensstil und geistigen Aktivitäten. Eine neue Studie bestätigt Letzteres womöglich: Sie zeigt, dass besonders Taxi- und Krankenwagenfahrer die niedrigste Alzheimer-Sterblichkeitsrate aller Berufe haben.
- Fast 9 Millionen Menschen waren mit Angaben zu ihrem Beruf gestorben.
- Bei 3,9 Prozent (348.328) wurde die Alzheimer-Krankheit als Todesursache angegeben.
- Von 16.658 Taxifahrern starben 171 (1,03 Prozent) an der Alzheimer-Krankheit
- Die Rate lag bei den Krankenwagenfahrern bei 0,74 Prozent (10 von 1348).
Forscher in den USA hatten rund neun Millionen Todesfälle bei Erwachsenen in den Jahren 2020 bis 2022 untersucht. Dabei erfassten sie auch die Berufe der Verstorbenen, insgesamt waren es über 440. Dabei fiel auf, dass Taxi- und Krankenwagenfahrer den niedrigsten Anteil an Alzheimer-Todesfällen aufwiesen, heißt es in der Studie, die im Fachblatt "BMJ" erschienen ist.
Hippocampus vergrößert
Was ist der Grund? Die Forscher vermuten einen Zusammenhang damit, dass das Gehirn von Taxi- und Krankenwagenfahrern oft bei räumlichen und navigatorischen Aufgaben gefragt ist. Diese werden in einer Gehirnregion namens Hippocampus verarbeitet. Bei Londoner Taxifahrern etwa ist der Hippocampus im Vergleich zur Allgemeinbevölkerung nachweislich vergrößert.
Gleichzeitig ist der Hippocampus jene Gehirnregionen, die an der Entwicklung der Alzheimer-Krankheit beteiligt sind. Das wiederum legt die Möglichkeit nahe, dass Berufe, die eine häufige räumliche Verarbeitung erfordern, mit einer geringeren Sterblichkeit an der Alzheimer-Krankheit verbunden sein könnten.
Keine Vorteile für andere Fahrberufe
Erstaunlicherweise stellten die Forscher gleichzeitig fest, dass dieser Trend bei anderen Berufen im Transportwesen, wie Busfahrern oder Flugzeugpiloten, nicht zu beobachten war. Dies sei möglicherweise darauf zurückzuführen, dass diese sich auf vordefinierten Routen bewegen - anders als Taxi- und Rettungswagenfahrer, die ständig neue Routen befahren, so die Autoren der Studie.
Allerdings betonen die Forscher, dass kein eindeutiger Zusammenhang zwischen den Berufen und dem Alzheimer-Sterberisiko gezogen werden kann. Eine andere mögliche Erklärung sei, dass Menschen mit einem höheren Risiko, an Alzheimer zu erkranken, seltener in gedächtnisintensive Fahrberufe wie Taxi- und Krankenwagenfahren einsteigen oder in diesen Berufen bleiben.
Taxifahrer starben früher
Die Neurowissenschaftlerin Tara Spires-Jones von der University of Edinburgh, die nicht an der Studie beteiligt war, wies zudem darauf hin, dass das Sterbealter von Taxi- und Krankenwagenfahrern in der Studie zwischen 64 und 67 Jahren lag. Bei allen anderen Berufen betrug es hingegen 74 Jahre. "Dies ist eine ernsthafte Einschränkung der Studie, da das Alzheimer-Erkrankungsalter typischerweise nach dem 65. Lebensjahr liegt, was bedeutet, dass die Taxi- und Krankenwagenfahrer möglicherweise Alzheimer entwickelt hätten, wenn sie länger gelebt hätten", so die Expertin.
Die Autoren der Alzheimer-Studie betonen selbst, dass weitere Untersuchungen notwendig seien, um definitiv zu klären, ob die für diese Berufe erforderliche räumliche kognitive Arbeit das Risiko beeinflusst, an Alzheimer zu sterben. "Wir betrachten diese Ergebnisse nicht als endgültig, sondern als Hypothesen."
Quelle: ntv.de