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Eine echte Rekombination Was kommt mit Deltakron?

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Zu Deltakron sind noch viele Fragen offen.

(Foto: picture alliance / SVEN SIMON)

Bereits Anfang des Jahres gibt es Meldungen von einer Coronavirus-Variante, die sich aus Delta und Omikron gebildet haben soll. Doch die Ergebnisse lassen auf einen technischen Fehler im Labor schließen. Das ist nun, wenige Wochen später, ganz anders.

Forschende haben in mehreren Ländern Europas und den USA eine Variante des Coronavirus entdeckt, die sowohl genetische Elemente von Delta als auch von Omikron enthält. Ein Fall wurde laut Robert-Koch-Institut bisher auch in Deutschland nachgewiesen. Doch wie entsteht so eine Mutation? Und was bedeutet das für das Pandemiegeschehen?

Wie ist Deltakron entstanden?

Bei der als Deltakron bezeichneten Variante des Coronavirus handelt es sich um eine sogenannte Rekombination von Delta und Omikron. "Solche Rekombinanten entstehen, wenn mehr als eine Variante dieselbe Person in denselben Zellen infiziert und repliziert", sagt Prof. Lawrence Young, Virologe an der University of Warwick, laut "The Guardian". Das kann immer dann passieren, wenn eine bisher dominante Virusvariante, in diesem Fall Delta, von einer anderen Variante (Omikron) abgelöst wird. Bei Deltakron handelt es sich streng genommen also nicht um eine Mutation im herkömmlichen Sinn. Obwohl Rekombinationen wesentlich seltener als Mutationen sind, haben Virologen bereits mit der Bildung von Deltakron gerechnet.

Wo trat Deltakron zuerst auf?

Das kann man bisher nicht so genau sagen. Aus Frankreich wurden Daten an die internationale Genom-Datenbank Gisaid geschickt, die erstmals die Existenz von Deltakron als Rekombination aus Delta und Omikron eindeutig belegen. Die Ergebnisse der Gen-Analysen vom französischen Institut Pasteur seien die eindeutige Bestätigung der Struktur eines rekombinanten Virus, das von den Delta-AY.4- und Omikron-BA.1-Linien stammen, schreibt Gisaid dazu. Die Rekombination sei bereits in mehreren Regionen Frankreichs aufgetaucht und seit Anfang Januar 2022 im Umlauf. Genome mit einem ähnlichen Profil wurden auch schon in Dänemark und den Niederlanden gefunden. Zudem gab es Berichte, dass auch in den USA und Großbritannien Deltakron entdeckt worden ist. Der "Guardian" meldete am 11. März unter Berufung auf die UK Health Security Agency etwa 30 Fälle in Großbritannien. Ob es sich bei diesen Fällen immer um die gleiche Rekombinantion handelt, muss wissenschaftlich erst noch geklärt werden.

Wie gefährlich ist Deltakron?

Auch das kann man zu diesem Zeitpunkt nicht mit Sicherheit sagen. Dennoch sei Panik nicht angebracht, denn "das, was man denkt, wenn man von Deltakron hört, dass es eben so ansteckend ist wie Omikron und so krank machend wie Delta - das stimmt nicht! Zumindest bei den Rekombinanten, die bis jetzt gesehen worden sind, nicht. Eins und eins bedeutet nicht immer automatisch zwei", erklärt der Allgemeinmediziner Dr. Christoph Specht im Gespräch mit RTL. Diese Misch-Variante vereine also eben nicht die jeweils schlimmen Eigenschaften beider Virus-Varianten.

Hat Deltakron das Potenzial, eine neue Pandemie-Welle auszulösen?

Eher nicht. Obwohl Deltakron bereits seit Ende Januar im Umlauf ist, gibt es bisher nur wenige Infektionen damit. Auch die genetische Ausstattung der Rekombination liefert keine Hinweise darauf, dass man in eine neue Phase der Pandemie eintrete, wird Etienne Simon-Lorière vom französischen Institut Pasteur in der "New York Times" zitiert. Laut einer Untersuchung französischer Forscher an Deltakron, das von drei Patienten stammt, kommt das Spike-Protein nahezu vollständig von Omikron und der Rest von Delta. Es könnte sein, dass sich Deltakron mit seiner genetischen Ausstattung besser an die Zelle binden kann, schreiben die Forscher in einer bisher ungeprüften Veröffentlichung dazu.

Braucht es wegen Deltakron besonderen Schutz?

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Den ersten Beweis dafür, dass Deltakron auch von Mensch zu Mensch übertragen werden kann, wurde von Wissenschaftlern in Großbritannien für diese Woche in Aussicht gestellt, berichtet i-News. Ein bereits gegen Omikron aufgebauter Immunschutz - etwa durch Impfung oder Infektion - müsste Simon-Lorière zufolge auch gegen Deltakron wirken. "Die Oberfläche des Virus ist sehr ähnlich zur Oberfläche von Omikron, der Körper wird es also genauso erkennen, wie er die Omikron-Variante erkennt", erklärte der Wissenschaftler.

Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) beobachtet die neuen Deltakron-Fälle. "Wir kennen diese Rekombinante. Es ist eine Kombination aus Delta AY.4 und Omikron BA.1", sagte die zuständige WHO-Expertin Maria van Kerkhove in der vergangenen Woche dazu. Eine offizielle Einstufung der WHO für Deltakron gibt es bisher aber nicht.

Quelle: ntv.de, jaz

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