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Sads-CoV birgt "höheres Risiko" Weiteres Coronavirus könnte überspringen

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Bisher sorgte Sads-CoV nur unter Schweinen für viele Todesfälle.

(Foto: www.imago-images.de)

Die Erfahrungen mit Sars, Mers und Sars-CoV-2 zeigen: Die Menschheit sollte auf neue Pandemien gefasst sein. Forscher können nun ein weiteres Coronavirus als Gefahrenquelle identifizieren. In Versuchen infiziert es menschliche Zellen. Doch es gibt auch Hoffnung.

Viele Experten sind überzeugt: Die gegenwärtige Pandemie wird wohl nicht die letzte gewesen sein. Weitere Zoonosen drohen - Infektionskrankheiten, die vom Tier auf den Menschen überspringen. Wie Sars-CoV-2 können manche von ihnen globale Ausbrüche verursachen. In den vergangenen 18 Jahren hat es mit Sars und Mers bereits drei Pandemien durch Coronaviren gegeben. Forscher aus den USA haben nun einen weiteren potenziellen Kandidaten ausgemacht: Es handelt sich ebenfalls um ein Coronavirus, das bisher allerdings nur in Schweinen nachgewiesen wurde.

Erstmals hatte dieses Coronavirus im Jahr 2016 große Ausbrüche auf Schweinefarmen in China ausgelöst. Der Erreger-Stamm erhielt den Namen Sads-CoV - die Abkürzung Sads steht für "Swine Acute Diarrhea Syndrome" (deutsch: "akutes Diarrhoe-Syndrom der Schweine"). Denn Sads-CoV greift bei Schweinen vor allem den Verdauungstrakt an. Symptome sind unter anderem schwerer Durchfall und Erbrechen.

Besonders für junge Ferkel kann das Virus sehr gefährlich werden. Von den erkrankten Tieren, die weniger als sechs Tage alt waren, starben bei großen Ausbrüchen in drei chinesischen Farmen 90 Prozent. Allerdings sank die Sterblichkeit ab einem Alter von acht Tagen auf nur noch 5 Prozent. Insgesamt erlagen damals fast 25.000 Ferkel dem Coronavirus. Was auffällt: Zum ersten Mal brach Sads-CoV auf einer Farm in der chinesischen Provinz Guangdong aus. In derselben Provinz trat auch der Sars-Erreger, der 2002/03 eine Pandemie auslöste, erstmals in Erscheinung.

Menschliche Zellen infiziert

Eine Übertragung von Sads-CoV auf den Menschen war bisher noch nicht beobachtet worden. Allerdings fanden Wissenschaftler der University of North Carolina at Chapel Hill nun heraus, dass sich der Erreger auch in menschlichen Zellen vermehren kann. Bei Tests an Zellproben im Labor zeigte sich, dass Sads-CoV menschliche Atemwegszellen und Darmzellen infizierte, schreiben die Autoren in ihrer Studie.

Das Team um Caitlin Edwards hatte verschiedene Zelltypen einer synthetischen Variante von Sads-Cov ausgesetzt. Es zeigte sich, dass der Erreger eine ganze Reihe von Zellen infizieren kann, die in Säugetieren vorkommen. Beim Menschen vermehrte sich das Virus - anders als Sars-CoV-2 - allerdings stärker in Zellen des Verdauungstraktes. Wie genau sich Sads-CoV Zutritt zu den Zellen verschafft, ist noch unklar.

Zwar sei es "unmöglich", vorherzusagen, ob Sads-CoV und verwandte Viren auf den Menschen überspringen und eine neue Pandemie verursachen könnten, betont Edwards laut Mitteilung der Universität. In ihrer Arbeit sprechen sie und ihre Kollegen jedoch von einem Erreger mit "höherem Risiko", welcher nicht nur die Gesundheit des Menschen, sondern auch die globale Wirtschaft in Gefahr bringen könnte.

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Allerdings haben die Forscher auch gute Neuigkeiten: Bei Versuchen mit dem gegen Sars-CoV-2 wirksamen antiviralen Wirkstoff Remdesivir zeigte sich, dass auch Sads-CoV von diesem eingedämmt werden kann. Sollte es also zu einem Überspringen auf den Menschen kommen, könnte es vermutlich bereits "eine potenzielle Behandlungsoption" geben, so Edwards. Allerdings seien noch weitere Tests notwendig, um dies zu bestätigen.

Der Ursprung von Sads-CoV liegt - wie vermutlich auch bei Sars, Mers und Sars-CoV-2 - in Fledermäusen. Im Unterschied zum Betacoronavirus Sars-CoV-2 handelt es sich jedoch um ein Alphacoronavirus. "Während sich viele Forscher auf das Gefährdungs-Potenzial von Betacoronaviren wie Sars und Mers konzentrieren, stellen die Alphacoronaviren möglicherweise eine genauso große, wenn nicht sogar größere Gefahr für die menschliche Gesundheit dar", warnt der Epidemiologe Ralph Baric, der ebenfalls an der Studie mitgewirkt hatte. Zu den Alphacoronaviren zählen auch die vergleichsweise harmlosen menschlichen Coronaviren HCoV-229E und HCoV-NL63.

Quelle: ntv.de

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