Charles muss ins Krankenhaus Welche Folgen hat eine vergrößerte Prostata?
18.01.2024, 15:25 Uhr Artikel anhören
Charles III. will mit der Veröffentlichung seiner Diagnose andere Männer dazu ermutigen, sich untersuchen zu lassen.
(Foto: picture alliance / empics)
Davor ist selbst ein König nicht gefeit: Im Alter vergrößert sich bei den meisten Männern die Prostata. Charles III. muss sich jetzt deswegen im Krankenhaus behandeln lassen. Doch woran merkt man die Gewebeveränderung? Welche Folgen hat sie? Und ist sie gefährlich?
Häufiger Harndrang, nächtliche Gänge zur Toilette und das Gefühl, dass die Blase nie ganz leer wird: Diese Beschwerden dürften auch dem britischen König Charles III. sehr wohl bekannt sein. Der 75-Jährige muss in den kommenden Wochen wegen einer vergrößerten Prostata im Krankenhaus behandelt werden. Wie ihm geht es etwa jedem zweiten Mann über 50 Jahren. Doch was bedeutet eine vergrößerte Prostata? Und ist sie gefährlich?
Die Prostata, auch Vorsteherdrüse genannt, gehört zu den inneren Geschlechtsorganen des Mannes. Sie liegt unterhalb der Harnblase. Die Harnröhre führt durch sie hindurch. Während des Samenergusses sondert die Prostata ein Sekret ab, das für eine größere Beweglichkeit der Spermien sorgt. Mit steigendem Alter kann es vorkommen, dass sich die Gewebezellen der Prostata zu stark vermehren.
Die gute Nachricht: Eine vergrößerte Prostata bedeutet nicht automatisch Krebs. Sie ist eine normale Alterserscheinung und in der Regel harmlos. Daher wird sie auch als gutartige Prostatavergrößerung oder in der Fachsprache als benigne Prostatahyperplasie (BHP) bezeichnet. Denn eine vergrößerte Prostata hat nichts mit Prostatakrebs zu tun und erhöht auch nicht das Risiko für ein Prostatakarzinom.
Auf die Symptome sollte man achten
Obwohl eine vergrößerte Prostata also meist kein Gesundheitsrisiko darstellt, kann sie doch zu Problemen führen. Da die Prostata unterhalb der Blase liegt und die Harnröhre umschließt, erhöht sich durch eine zunehmende Vergrößerung der Druck auf Harnröhre und Blase. Das kann folgende Probleme mit sich bringen:
- Häufiger und starker Harndrang
- Häufiges nächtliches Wasserlassen
- Probleme, das Wasserlassen zu beginnen
- Schwacher Harnstrahl - der Strahl ist nicht mehr so kräftig wie sonst und das Wasserlassen dauert länger
- Unterbrochener Harnstrahl - er setzt öfter aus
- Nach dem Wasserlassen träufelt Urin nach
- Das Gefühl, dass die Blase nie ganz leer ist
- Später eventuell Inkontinenz mit unkontrolliertem Harnverlust
Mitunter spüren manche Männer trotz einer starken Prostatavergrößerung nichts davon. Bei anderen wiederum führt schon eine kleine Gewebevermehrung in der Prostata zu den oben genannten Beschwerden.
Bislang konnten Forschende den Auslöser für die starke Vermehrung der Gewebezellen nicht vollständig identifizieren. Sie vermuten aber, dass hormonelle Schwankungen im Alter dafür verantwortlich sein könnten. Beispielsweise sinkt der Testosteronspiegel eines Mannes, je älter er wird. Der Östrogenspiegel bleibt aber gleich. Dieser Östrogenüberschuss kann dazu führen, dass weniger Prostatazellen einen natürlichen Zelltod sterben.
Somit ist das Alter der wichtigste Risikofaktor. Aber Expertinnen und Experten vermuten weitere Faktoren, wie zum Beispiel Vererbung. In manchen Familien kommt eine vergrößerte Prostata bei vielen Männern vor. Auch ungesunde Ernährung, Übergewicht und Fettleibigkeit (Adipositas) spielen womöglich eine Rolle. Zudem gehen Forschende von einem Zusammenhang zwischen Rauchen und Alkoholkonsum und einer vergrößerten Prostata aus.
Verschiedene Behandlungsmöglichkeiten
Was kann man gegen die vergrößerte Prostata machen? Es gibt unterschiedliche Maßnahmen. Das wichtigste Ziel bei der Behandlung der Prostatavergrößerung ist, die störenden Symptome schnell zu verringern und die Lebensqualität zu verbessern, schreibt die Prostata Hilfe Deutschland. Langfristig gehe es darum, das Fortschreiten der Prostatavergrößerung zu bremsen. "Das bedeutet: Die Symptome sollen nicht zunehmen, die Prostata soll nicht weiter wachsen und das Risiko für Komplikationen, verbunden mit Eingriffen an der Prostata, soll sich vermindern."
Welche Behandlung bei einer gutartigen Prostatavergrößerung zum Einsatz kommt, hängt von verschiedenen Faktoren ab, etwa dem Ausmaß der Beschwerden, dem Leidensdruck, dem allgemeinen Gesundheitszustand und dem Alter. Ärztinnen und Ärzte unterscheiden grundsätzlich zwei Strategien: ohne Operation und mit Operation.
Bei leichten Beschwerden und ohne Komplikationen kann es ausreichen, den Alltag umzustellen und etwa einmal im Jahr zur Kontrolluntersuchung zu gehen. Diese Strategie reicht bei etwa 30 von 100 Männern, die wegen einer vergrößerten Prostata ärztlichen Rat einholen. Zudem gibt es verschiedene pflanzliche Mittel, die die Symptome lindern sollen und rezeptfrei erhältlich sind. Die meisten dieser Mittel sind aber nicht gut erforscht. Andere haben laut Studien keinen Einfluss auf Prostatabeschwerden gezeigt. Die deutsche Gesellschaft für Urologie empfiehlt sie daher nicht regelhaft zur Behandlung.
Wann eine Operation infrage kommt
Etwa 70 Prozent der Männer, die wegen ihrer Beschwerden ärztlichen Rat suchen, entscheiden sich für eine medikamentöse Behandlung. Meist wird das Medikament Tamsulosin verschrieben. Es entspannt die Prostata- und Blasenmuskulatur und erleichtert dadurch das Wasserlassen.
Zu einer Operation raten die meisten Expertinnen und Experten erst, wenn die Symptome stark ausgeprägt sind und den Alltag und die Lebensqualität erheblich beeinträchtigen. Auch wenn Medikamente nicht mehr genügend helfen oder Komplikationen auftreten, ist ein operativer Eingriff empfehlenswert. Dazu gehören zum Beispiel hohe Restharnmengen, ein Harnverhalt oder Blasensteine. Eine häufige Folge des operativen Eingriffs sind Störungen beim Samenerguss. Zu Inkontinenz oder Erektionsstörungen kommt es jedoch nur selten.
Einer solchen Operation wird sich wahrscheinlich auch König Charles unterziehen müssen. Laut des Statements des Buckingham-Palastes werde er für eine "kurze Zeit" ausfallen, um sich von dem bevorstehenden Eingriff zu erholen. Aber es sei ihm wichtig gewesen, der Öffentlichkeit die Einzelheiten seiner Diagnose mitzuteilen, weil er anderen Männern, mit möglicherweise ähnlichen Symptomen, Mut machen will, sich untersuchen zu lassen.
Quelle: ntv.de