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Wie viel verträgt der Mensch? Ab diesen Temperaturen wird Hitze lebensgefährlich

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Mancherorts in Deutschland werden es bis zu 40 Grad - und es ist erst Anfang Juli.

Mancherorts in Deutschland werden es bis zu 40 Grad - und es ist erst Anfang Juli.

(Foto: imago images / Gottfried Czepluch)

Deutschland ächzt unter Temperaturen bis zu 40 Grad. Und dabei ist es erst der Anfang des Sommers. Hitzewellen bringen den Körper an seine Grenzen. Doch wann wird Hitze zur Lebensgefahr? Entscheidend ist nicht allein die Zahl auf dem Thermometer.

Der Sommer hat gerade erst begonnen, doch schon jetzt wird Europa von einer Hitzewelle überrollt. Südspanien hat mit 46 Grad am vergangenen Samstag bereits einen neuen Hitzerekord aufgestellt. Und auch Deutschland ächzt derzeit unter den extremen Wetterbedingungen. Für weite Teile der Bundesrepublik verhängte der Deutsche Wetterdienst (DWD) eine Hitzewarnung. Denn die Temperaturen klettern am heutigen Mittwoch verbreitet auf 34 bis 38 Grad, örtlich sogar auf bis zu 40 Grad. Doch wie viel Hitze hält der menschliche Körper überhaupt aus?

Forscher der University of Hawaii haben in einer Studie aus dem Jahr 2017 herausgefunden, dass es ab Außentemperaturen von 37 Grad lebensgefährlich werden kann. Einige Experten sehen die kritische Grenze schon bei 35 Grad erreicht. Und eine US-Studie von 2022 setzt die Schwelle sogar bei 31 Grad an. Die unterschiedlichen Ergebnisse verwirren zunächst, sind aber einfach zu erklären: Bei Hitze kommt es nicht nur darauf an, welche Zahl das Thermometer anzeigt. Der entscheidende Faktor ist die Luftfeuchtigkeit. Denn je höher diese ist, desto schlechter lässt sich die Hitze ertragen. Das hängt mit dem Kühlsystem des Körpers zusammen.

Wann die körpereigene Klimaanlage ausfällt

Die normale Körpertemperatur liegt bei einem Erwachsenen etwa zwischen 36 und 37 Grad Celsius. Auf der Haut sind es 33 bis 34 Grad. Steigt die Körpertemperatur dauerhaft darüber, etwa durch Fieber oder Hitze, wird es gefährlich. So können bereits drei Grad mehr den Organismus stark belasten. Ab 42 Grad droht akute Lebensgefahr, weil körpereigene Eiweiße zerstört werden. Deshalb ist es wichtig, dass der Körper überschüssige Wärme abgeben kann. Das tut er durch Schwitzen. Der Schweiß verdunstet auf der Haut, wodurch Verdunstungskälte entsteht.

Damit der Schweiß auf der Haut verdunsten kann, muss die Umgebungsluft aber genügend Kapazitäten haben, um diese Feuchtigkeit aufnehmen zu können. Das bedeutet, sie muss möglichst trocken sein. Saunagänger kennen den Effekt: Weil die Luft dort extrem trocken ist, lässt sich die enorme Hitze von um die 80 Grad dank ausgiebigem Schwitzen zumindest eine Zeit lang ertragen. Auch in trockener Wüstenluft sind daher hohe Temperaturen kein Problem.

Doch je höher die Luftfeuchtigkeit, desto geringer der Kühleffekt durchs Schwitzen. Bei 100 Prozent Luftfeuchtigkeit, wie etwa in den Tropen, kann kein Wasserdampf mehr in die Luft gelangen. Der Schweiß verdunstet nicht mehr, der Kühleffekt bleibt aus. Die Körpertemperatur lässt sich dann auf diese Weise nicht mehr regulieren.

Der entscheidende Faktor: Luftfeuchtigkeit

Ab welcher Kombination von Lufttemperatur und Luftfeuchtigkeit es gefährlich wird, lässt sich aus der Kühlgrenztemperatur ableiten. Sie entsteht durch die Verdunstung des Schweißes auf der Haut. Nur wenn die Kühlgrenztemperatur deutlich unterhalb der Hauttemperatur liegt, kann der Körper genügend Wärme an die Umgebung abgeben. Über einem gewissen Wert ist das nicht mehr möglich. Die Klimaforscher Steven Sherwood und Matthew Huber hatten diesen für die Kühlgrenztemperatur im Jahr 2010 bei 35 Grad festgelegt.

Die bereits erwähnte Studie aus dem Frühjahr 2022 ermittelte bei Versuchen mit jungen, gesunden Testpersonen eine noch niedrigere Schwelle bei etwa 31 Grad Kühlgrenztemperatur - sofern die Luftfeuchtigkeit bei 100 Prozent liegt. Bei 60 Prozent Luftfeuchtigkeit sind es 38 Grad. Das bedeutet: Selbst wenn sich ein kerngesunder Mensch unter diesen Bedingungen im Schatten aufhält und unbegrenzt Wasser zur Verfügung hat, wird er nach einigen Stunden lebensgefährlich überhitzen. Für ältere Menschen dürfte die Kühlgrenztemperatur laut Studienautoren noch deutlich tiefer liegen.

Wer wissen möchte, welche Kühlgrenztemperatur an einem Hitzetag bevorsteht, kann den Online-Rechner Omnicalculator nutzen. Dort können beliebige Werte für Lufttemperatur und Luftfeuchtigkeit eingegeben werden, woraus die Kühlgrenztemperatur ermittelt wird. Praktischerweise warnt der Rechner den Nutzer gleich, sollte das Ergebnis im kritischen Bereich liegen.

Bei einem Hitzschlag besteht akute Lebensgefahr

Doch was passiert, wenn der Körper sich nicht mehr abkühlen kann? Erste Symptome einer Überhitzung sind ein roter Kopf, Schwindel, Übelkeit, Erschöpfung, Atemnot oder fallender Blutdruck. Ein Sonnenstich entsteht, wenn Kopf und Nacken längere Zeit direkter Sonneneinstrahlung ausgesetzt sind. Dabei werden die Hirnhäute durch die Wärmestrahlung gereizt und können sich entzünden. Das löst Symptome wie Kopfschmerzen, Übelkeit oder Benommenheit aus.

Besonders gefährlich ist allerdings ein Hitzschlag. Der lebensbedrohliche Zustand entsteht, wenn der Körper seine Temperatur nicht mehr regulieren kann und die Körpertemperatur stark ansteigt. Typische Symptome sind heiße, trockene Haut, Verwirrtheit, Krampfanfälle, Bewusstlosigkeit und Kreislaufversagen. Nicht immer wird ein drohender Hitzschlag gleich erkannt. Geht man nicht schnell genug aus der Hitze, wird die Haut irgendwann weniger durchblutet, trocken, kalt und blass. Einige Menschen fangen dann sogar an zu frieren. Ohne schnelle medizinische Hilfe droht der Tod oder bleibende Schäden im zentralen Nervensystem.

Damit das nicht passiert und man gut durch die heißen Tage kommt, sollte man Folgendes beachten:

  • Viel trinken: Mindestens zwei Liter Wasser oder ungesüßte Getränke über den Tag verteilt, auch ohne Durstgefühl.
  • Direkte Sonne meiden: Besonders zwischen 11 und 17 Uhr möglichst in Räumen oder im Schatten aufhalten und körperliche Anstrengung vermeiden.
  • Wohnung kühl halten: Morgens und abends lüften, tagsüber Fenster und Rollläden geschlossen sowie abgedunkelt halten.
  • Leichte, helle Kleidung tragen: Am besten aus Baumwolle oder Leinen, dazu eine Kopfbedeckung und Sonnencreme verwenden.
  • Körper regelmäßig abkühlen: Mit lauwarmen Duschen, kühlen Tüchern oder Wassersprays für Gesicht und Arme.
  • Aktivitäten anpassen: Sport und schwere Arbeiten in die kühleren Morgen- oder Abendstunden legen.
  • Auf Warnsignale achten: Bei Schwindel, Kopfschmerzen oder Übelkeit sofort Ruhe suchen und Flüssigkeit zuführen.

Quelle: ntv.de

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