
Ermittelt ab sofort als Bukows Halbschwester Melly Böwe: Lina Beckmann.
(Foto: NDR/Christine Schroeder)
Lina Beckmann tritt im Rostocker "Polizeiruf" in die wortwörtlich großen Fußstapfen von Charly Hübner. Keine leichte Aufgabe, für die die Theater-Schauspielerin aber ihr ganz eigenes Konzept hat.
Die Krümel eines selbstgebackenen Muffins noch im Mundwinkel steht Melly Böwe kauend in der Landschaft herum und guckt dabei, man kann es nicht anders sagen, ein bisschen treudoof aus der Wäsche. Was nach Kaffeekränzchen aussieht, wird mit Tonspur zur knallharten Mordermittlung: Die Bochumer Kommissarin erzählt schmatzend von der teuflischen Crystal- und Taladon-Abhängigkeit (ein starkes Opioid) ihres Zeugenschützlings Max. Eine heftige Ton-Bild-Schere und eine Szene im Rostocker "Polizeiruf", die die Gegensätze der neuen Kommissarin ganz wunderbar beschreibt.

Zusammen mit Katrin König (Anneke Kim Sarnau, l.) ein starkes Team: Melly Böwe.
(Foto: NDR/Christine Schroeder)
Als Halbschwester des entschwundenen Kommissars Sascha Bukow (Charly Hübner) wurde Melly im vergangenen März in der Folge "Sabine" bereits kurz eingeführt, ab sofort soll sie mindestens zweimal im Jahr an der Seite von Katrin König (Anneke Kim Sarnau) ermitteln. Nach Startschwierigkeiten ruckeln sich die beiden sehr unterschiedlichen Kommissarinnen bereits in "Die Familie kann man sich nicht aussuchen" schnell ein, und das soll laut Lina Beckmann auch so bleiben: "Trotz ihrer Unterschiedlichkeit finden die beiden in der Arbeit zusammen und sind dann voneinander beeindruckt. Das wird auch in Zukunft so sein; Melly Böwe und die Profilerin werden sich nicht anbitchen, sondern bilden ein spannendes Team."
"Grenzgänger in die dunkle Seite"
Dass der Plan tatsächlich so gut aufgehen würde, war im Vorfeld alles andere als klar, immerhin sind die Fußstapfen, die ihr Vorgänger Hübner in den vergangenen zwölf Jahren hinterlassen hat, alles andere als klein. Aber die Richtung stimmte offenbar schon von Anfang an, auch weil Beckmann ihre ganz eigenen Qualitäten als Charakterschauspielerin mit einbringen konnte: "Ich wollte was ganz anderes als Bukow für mich erfinden. Bukow war ja immer so ein Grenzgänger in die dunkle Seite; um ans Ziel zu kommen, ist er auch Wege gegangen, die nicht ganz legal waren. Mit Melly kommt jetzt jemand mit einem aufrechten, ehrlichen und sehr warmen Ansatz, auch beim Ermitteln."
Und den nimmt man der 41-Jährigen, die erst am vergangenen Donnerstag Geburtstag feierte, voll und ganz ab. Dass sie allerdings trotz ihrer Bühnenpräsenz bislang vergleichsweise selten im Fernsehen zu sehen war, hat mit Beckmanns eigentlicher Leidenschaft zu tun: Lieber als vor der Kamera steht sie nämlich auf den Brettern, die die Welt bedeuten, gehört etwa im renommierten Deutschen Schauspielhaus in Hamburg zum Ensemble und wurde 2011 zur Theater-Schauspielerin des Jahres gewählt.
Apropos Theater, da schließt sich dann auch der Kreis zu ihrem neuen Job als Rostocker Kommissarin. Den hätte Beckmann, die nach eigener Aussage bis heute keinen eigenen Fernseher zu Hause stehen hat, wohl niemals auf dem Schirm gehabt. Wäre da nicht Charly Hübner aka Sascha Bukow: Im Film sind die beiden Halbgeschwister, im echten Leben dafür ein Paar. Kennen und lieben gelernt haben sich die beiden Ausnahmeschauspieler auf einer Theaterprobe und sind heute seit mehr als zehn Jahren verheiratet - und das, nach allem, was man so glauben darf, wohl auch ziemlich glücklich.
Quelle: ntv.de