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Bauen dürfte teurer werden Hauskauf in bewegten Zeiten: So justieren Sie die Stellschrauben richtig

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Kaufinteressenten sollten vorerst mit gleichbleibenden oder sogar leicht steigenden Zinsen planen.

Kaufinteressenten sollten vorerst mit gleichbleibenden oder sogar leicht steigenden Zinsen planen.

(Foto: Andrea Warnecke/dpa-tmn)

Die Zinsen steigen leicht - und auch die Immobilienpreise werden in Kürze wohl wieder anziehen. Kaufen kann sich dennoch lohnen. Wichtig ist es aber, den richtigen Ansprechpartner bei der Suche nach der richtigen Finanzierung zu finden.

Eigentlich war die Senkung der Bauzinsen so gut wie ausgemacht: Die Inflation in Deutschland hat vor drei Wochen - erstmals seit langem - wieder erfrischend niedrige 1,7 Prozent erreicht. Die Europäische Zentralbank hat die Leitzinsen gesetzt.

Doch die Hoffnung, dass die Bauzinsen in Deutschland sich angesichts dieser Rahmenbedingungen ebenfalls nach unten entwickeln würden, wurde enttäuscht. Auch sollten Kaufinteressenten sich darauf nicht einstellen, in der näheren Zukunft spürbare Abwärtsbewegungen zu erleben, sondern vorerst mit gleichbleibenden oder sogar leicht steigenden Zinsen planen.

Max Herbst ist Inhaber der FMH-Finanzberatung, die seit 1986 unabhängige Zinsinformationen erstellt.

Max Herbst ist Inhaber der FMH-Finanzberatung, die seit 1986 unabhängige Zinsinformationen erstellt.

Das ist einerseits ärgerlich. Wer sich jedoch vor Augen führt, dass ein Plus von 0,25 Prozentpunkten bei einem Kredit von 400.000 Euro mit Mehrkosten von 83 Euro pro Monat zu Buche schlägt, wird deshalb seine Kaufpläne wohl nicht beerdigen müssen. Dies gilt umso mehr, als steigende Immobilienpreise das Budget deutlich mehr belasten. Wer den Traum vom Eigenheim realisieren will, findet derzeit keine schlechten Rahmenbedingungen vor.

Zu lange Zeit lassen sollten sich Interessenten bei der Suche aber nicht. Denn die Nachfrage nach Baufinanzierungen zieht derzeit spürbar an - und damit sind auch die nächsten Preissprünge bei Häusern und Wohnungen nur eine Frage der Zeit.

Wo nicht gebaut wird, steigen die Preise

Verschärft wird die Lage durch den extremen Mangel an Neubauten. Allein im ersten Halbjahr 2024 wurden nach Angaben des Statistischen Bundesamtes Baugenehmigungen für 85.300 Wohnungen (Häuser und Eigentumswohnungen) erteilt. Das sind 23,5 Prozent oder 26.500 Wohnungen weniger als im ersten Halbjahr 2023. Laut Bundesregierung bräuchten wir die nächsten Jahre jeweils etwa 400.000 neue Wohnungen.

Die Folgen zeigen sich sowohl auf dem Mietmarkt, als auch bei den Preisen für Wohneigentum. Denn wenn nicht gebaut wird, der Bedarf aber zunimmt, steigen auch die Mieten, weil das Angebot zu gering ist. Wer kann, wird in einer solchen Situation über den Kauf eines Eigenheimes nachdenken. Die Nachfrage steigt auch hier - und die Angebote verteuern sich.

Die Auswirkungen steigender Immobilienpreise auf die Finanzierung

Wie dramatisch die Auswirkungen anziehender Preise (im Vergleich zu moderat steigenden Zinsen) auf eine Finanzierung sich auswirken, zeigt die folgende Rechnung: Selbst, wenn der Preis einer Wohnung nur um zwei Prozent steigt, das Objekt also statt 500.000 Euro plötzlich 510.000 Euro kostet, sind die Effekte deutlich zu spüren.

Da die wenigsten Käufer in einer solchen Konstellation einfach 10.000 Euro mehr Eigenkapital aus dem Hut zaubern können, müssen sie den finanzierten Anteil erhöhen - und dafür wegen des höheren Beleihungsauslaufs höhere Zinsen akzeptieren müssen, obwohl sich das Zinsniveau eigentlich nicht verändert hatte.

Dann verteuert sich die monatliche Rate plötzlich um satte 143 Euro. Nach Ablauf von zehn Jahren sind das Mehrkosten von mehr als 24.000 Euro - inklusiv einer deutlich höheren Restschuld, die es noch zu tilgen gilt.

Effekte einer zweiprozentigen Kaufpreiserhöhung

Wie ein Vermittler helfen kann

Wer im aktuellen Umfeld die passende Finanzierung sucht, tut gut daran, mit einem guten Baufinanzierungsvermittler zusammenzuarbeiten. Der Grund: Die meisten Vermittler arbeiten über verschiedene Plattformen mit 300 bis 400 unterschiedlichen Instituten zusammen. Sollte daher zum Beispiel eine bestimmte Bank aufgrund von geänderten Bedingungen die ursprünglichen Zinsen nicht mehr halten können, hat ein guter Vermittler meist schnell eine andere Alternative zur Hand.

Das erspart Interessenten die frustrierende Arbeit, wieder von Null anzufangen und nach einem anderen Geldgeber zu suchen. Auch die Einarbeitung von KfW-Darlehen oder subventionierten Förderdarlehen einzelner Bundesländer gehört zum Repertoire eines kundenorientierten Baufinanzierungsvermittlers.

Was macht einen guten Baufinanzierungsvermittler aus?

Die FMH-Finanzberatung hat einen Katalog mit mehr als 100 Fragen entwickelt, um zu ermitteln, wie kundenorientiert Baufinanzierungsvermittler ihre konkreten Dienstleistungen anbieten.

Die Fachkunde der einzelnen Vermittler haben die Frankfurter Experten dabei unterstellt - immerhin werden Vermittler von den Instituten regelmäßig geschult. Im Fokus stehen bei diesem Test allein die Servicementalität und die Qualität der Dienstleistung am Kunden. Welche Unterlagen besorgt der Vermittler in digitaler Form? Wird der Darlehensvertrag erklärt oder nur zugeschickt? Endet die Betreuung des Kunden mit der Darlehenszusage? Was geschieht, wenn die Bank Probleme mit der Notarabwicklung hat? Kümmert sich der Vermittler auch in solchen Problemfällen um den Kunden und betreut ihn bis zur Auszahlung des Darlehens - und darüber hinaus?

Mehr zum Thema

Eine Liste der Vermittler, die bereits getestet und mit dem Zertifikat für kundenorientierte Baufinanzierungsvermittler ausgezeichnet wurden, finden sie hier.

Max Herbst ist Inhaber der FMH-Finanzberatung, die seit 1986 unabhängige Zinsinformationen erstellt.

Quelle: ntv.de

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