Fußball

Wilder FIFA-Showdown in Katar Das womöglich größte Finale aller Zeiten

Vinicius Junior und Gianni Infantino trafen sich zufällig in Katar.

Vinicius Junior und Gianni Infantino trafen sich zufällig in Katar.

(Foto: dpa)

Am Tag nach der Wahl zum Weltfußballer des Jahres muss Vinicius Junior schon wieder ran. Der gerade erst von einer Muskelverletzung genesene Brasilianer tritt mit Real Madrid im Finale des Intercontinal Cups gegen Pachuca aus Mexiko an. Eine Niederlage hätte fatale Folgen für Europa.

Welch gigantischer Zufall für die FIFA. Kurzfristig hatte der Weltfußballverband die Verleihung ihres jährlichen Awards zum besten Spieler der Welt von Januar auf Dezember vorgezogen. Die Trophäe wurde am gestrigen Mittwoch bei einer kleinen Gala in Doha verliehen (ntv.de berichtete). Da passte es prima, dass ganz zufällig Real Madrid in der Stadt war. Sind sie bei derartigen Veranstaltungen nicht immer. Da reicht der kurze Blick zurück zum Boykott der "Ballon d'Or"-Verleihung in Paris.

Real Madrid hat am heutigen Donnerstag ohnehin noch etwas auf der Arabischen Halbinsel zu erledigen. Sie müssen den "Intercontinental Cup Qatar 2024 presented by Aramco" gewinnen. Ansporn genug. Sie müssen darüber hinaus auch noch die Ehre Europas in einem inoffiziellen Wettbewerb verteidigen. Eine große Belastung. Immenser Druck lastet auf den Königlichen. Dazu später mehr.

Erst einmal ein Rückblick: Ganz zufällig räumte am gestrigen Mittwoch nämlich der bei der Wahl zum "Ballon d'Or" noch gedemütigte Vinicius Junior dann bei der Wahl zum Weltfußballer des Jahres in der FIFA-Version namens "The Best" ab. So konnte FIFA-Alleinherrscher Gianni Infantino in seiner alten Wahlheimat Doha, Katar noch schnell von "Rache" reden und damit wohl wirklich die "Ballon d'Or"-Wahl für Spaniens Europameister Rodri meinen - und es sich dann langsam gemütlich machen. Denn die atemlose FIFA kennt keine Pause, sie ist immer im Finalmodus und König Gianni I. hat immer einen komfortablen Platz bei den Finalspielen.

Die Kulisse in Katar steht noch

Weil in dieser Saison die Klub-Weltmeisterschaft ab Juni mit 32 Klubs in den USA ausgetragen wird und vom womöglich saudinahen Streamingportal DAZN in die Welt getragen wird, steht am heutigen Donnerstag die erste Ausgabe des neuen FIFA-Intercontinental-Cups an. Der ist, obwohl in Katar ausgetragen, ebenfalls saudinah. Er wird wie neuerdings so vieles von dem saudischen Öl-Giganten Saudi Aramco präsentiert.

Gespielt wird im Lusail Iconic Stadium im Norden der katarischen Hauptstadt. Die vergoldete Schüssel in Lusail sah im November 2022 das historische 2:1 Saudi-Arabiens gegen den späteren Weltmeister Argentinien und somit ein echtes Wunder. Das Stadion am Ende eines klimatisierten Boulevards sollte eigentlich nach dem unfassbaren WM-Finale 2022 zwischen Argentinien und Frankreich zurückgebaut werden. Wurde es aber nicht.

Wie ja in Katar nach der WM 2022 wenig so passierte, wie es im Vorfeld angekündigt worden war. Auch das aus Schiffscontainern gebaute Stadion 974 steht immer noch. Dabei sollte es mal nach Südamerika und mal nach Afrika transportiert und dort wieder aufgebaut werden. Ist aber immer noch da und spielte im Interkontinental-Pokal eine gewichtige Rolle. Im 974 wurden am 11. Dezember und am 14. Dezember die Qualifikationsspiele für das große Finale ausgetragen.

CF Pachuca setzte sich erst im "Duell der Amerikas" gegen den brasilianischen Vertreter Botafogo FR und dann vor immerhin 38.000 Zuschauern gegen die vom ehemaligen Bundesliga-Trainer Marcel Koller gecoachten Ägypter von Al Ahly durch. So dürfen die Mexikaner um den ehemaligen Premier-League-Stürmer Rondon jetzt im Lusail als Vertreter der restlichen Welt gegen Real Madrid, den gesetzten Sieger der europäischen Königsklasse, antreten.

Worum es im Finale von Lusail auch geht

Die erste Austragung des Intercontinental Cups ist aber nicht nur für Fußball-Zyniker, sondern auch für Fußball-Nerds von größter Bedeutung. Für die ist es sogar das "Spiel des Jahrhunderts". Denn zum ersten Mal kommt es in einem Spiel um die inoffizielle Klub-WM, die UFCC, zu einem Duell zwischen einem Team aus Europa und einem Team von einem anderen Kontinent.

Die inoffizielle Klub-WM ist eine schöne Spielerei von einigen Statistik-Liebhabern, seit 2004 nachgehalten von Fußball-Nerds aus England und Deutschland. Die haben das alte Boxsport-Prinzip auf den Fußball übertragen. Es gibt nur einen Titel und der wird in jedem Spiel verteidigt. Ausgehend vom ersten erzielten Tor in einem FA-Cup-Spiel zwischen Upton Park und den Clapham Rovers am 11. November 1871 geht es seitdem Woche für Woche um die Weltmeisterschaft. Auf die Clapham Rovers, dem ersten Titelträger, folgten die Wanderers.

Für sehr lange Zeit war der Titel zuletzt in Deutschland bei Bayer Leverkusen. Die hatten ihn im März 2023 mit einem 2:0 gegen Ferencvaros in die Bundesliga geholt, zwischendurch einmal an den 1. FC Köln verloren, doch bereits im August 2023 von RB Leipzig zurückerobert. Mit Leverkusens erster Niederlage der Spielzeit 2023/2024, dem 0:3 gegen Atalanta Bergamo im Finale der Europa League, war der Titel nach Italien gewandert und von dort erst vor wenigen Tagen zu Real Madrid, die Atalanta in der Champions League besiegt hatten.

Der Weg zurück nach Europa ist kaum denkbar

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Jetzt aber droht Europa wohl für immer der Verlust des inoffiziellen Titels des Klub-Weltmeisters. Sollten Real Madrid und Vinicius Junior den "The Best"-Award der FIFA zu ausgiebig gefeiert haben und Pachuca das Finale von Lusail gewinnen - und dort sind, siehe Saudi-Arabien gegen Argentinien, Sensationen an der Tagesordnung - müsste schon einiges passieren. Dann müssten genau zu dem Zeitpunkt der echten FIFA-Klub-WM 2025 entweder CF Monterrey oder der Club León FC, die Vertreter Mexikos, als Titelverteidiger der inoffiziellen Klub-WM in die USA anreisen oder die Seattle Sounders einem mexikanischen Klub die virtuelle Trophäe im 2025 CONCACAF Champions Cup abluchsen.

Der MLS-Klub spielt in dieser nordamerikanischen Variante der europäischen Champions League und darf, Gianni Infantino sei Dank, auch an der Klub-WM teilnehmen. Dass die Sounders aber als Inhaber des Titels der Inoffiziellen-WM zur offiziellen Klub-WM "reisen" (sie spielen in ihrem eigenen Stadion) und ihn dann noch im ersten Spiel gegen Botafogo verteidigen, wäre jedoch ein gigantischer Zufall. Damit kennt sich der Fußball aber zum Glück aus. Das hat ja sogar der Weltfußballverband FIFA wiederholt bewiesen. Falls es also dazu kommt, könnte Atlético Madrid das Spiel gegen die Seattle Sounders am 19. Juni mit großer Bedeutung aufladen.

Quelle: ntv.de

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