Fußball

Bayer lässt FC Bayern ziehen BVB-Eigentor leitet Albtraum-Debüt von Kovac ein

Hat bei Borussia Dortmund noch viel Arbeit vor sich: Niko Kovac.

Hat bei Borussia Dortmund noch viel Arbeit vor sich: Niko Kovac.

(Foto: picture alliance / DeFodi Images)

Erstes Spiel, erste Niederlage: Borussia Dortmund verliert beim Debüt von Neu-Trainer Niko Kovac gegen den VfB Stuttgart. Ein Ex-Stuttgarter trifft dabei für den VfB. Müde Leverkusener teilen sich mit Wolfsburg die Punkte. Und Union Berlin kann sich etwas vom Keller der 1. Fußball-Bundesliga distanzieren.

Borussia Dortmund - VfB Stuttgart 1:2 (0:0)

Neuer Trainer, altes Leid: Borussia Dortmund hat beim Einstand von Niko Kovac eine bittere Niederlage kassiert. Der BVB unterlag in einem umkämpften Duell dem VfB Stuttgart mit 1:2 (0:0) und verliert die Champions-League-Plätze immer mehr aus den Augen.

Die Aufbruchstimmung, die beim BVB nach den jüngsten beiden Siegen unter Interimstrainer Mike Tullberg herrschte, scheint verflogen. Der frühere Stuttgarter Waldemar Anton (50.) mit einem Eigentor und VfB-Abwehrchef Jeff Chabot (61.) besiegelten die bereits achte Saisonniederlage des BVB, der seine Generalprobe fürs Playoff-Duell in der Champions League bei Sporting Lissabon am Dienstag (21.00 Uhr/Prime Video und im Liveticker bei ntv.de) verpatzte. Julian Brandts Tor (81.) kam zu spät, zu allem Überfluss sah Julian Ryerson die Gelb-Rote Karte (90.).

Es ist beinahe 18 Jahre her, dass ein Dortmunder Trainer sein erstes Spiel nicht gewann: Im März 2007 holte Thomas Doll als BVB-Coach ein 0:0 gegen den 1. FC Nürnberg. Für Kovac bleibt das Dortmunder Stadion auch in neuer Rolle ein schwieriges Pflaster - als Trainer hat er dort noch kein Spiel gewonnen. Dabei hatte Kovac seinen Spielern den klaren Auftrag mit auf den Weg gegeben, "dieses Spiel zu gewinnen". Dafür setzte der neue Trainer auf viel Erfahrung: Pascal Groß und Marcel Sabitzer sollten im Mittelfeldzentrum für Kontrolle sorgen, Brandt sollte die schnellen Außen Karim Adeyemi und Jamie Gittens einsetzen.

Zwar hatte der BVB meist den Ball, zügig nach vorne ging es aber nicht. Bei dem mäßigen Tempo hatte Stuttgart meist keine Probleme, die Dortmunder Angriffe abzufangen. Kovac pustete tief durch, als ein Treffer von Chabot (18.) wegen einer Abseitsstellung nicht zählte. Gefährlich war der VfB, und er profitierte bei seiner größten Chance von einem Aussetzer Antons. Der frühere Stuttgarter, von den Gästefans bei jedem Ballkontakt mit Pfiffen bedacht, spielte einen zu kurzen Rückpass, den Deniz Undav abfing. Der Nationalstürmer ließ sich auf dem Weg zum Dortmunder Tor aber zu viel Zeit, Emre Can holte Undav noch ein und wurde von den Fans für diese gelungene Rettungsaktion gefeiert (37.).

Der BVB kam stürmischer aus der Pause, Adeyemi enteilte auf der rechten Seite, fand mit seiner Hereingabe aber keinen Abnehmer. Drei Minuten später war Adeyemi wieder frei durch, sein Schuss flog knapp vorbei (49.). Unter den Augen von Bundestrainer Julian Nagelsmann wehrte sich der VfB erfolgreich. Anton grätschte eine Flanke von Chris Führich unglücklich ins eigene Tor. Als der BVB noch versuchte, sich davon zu erholen, schlug Chabot nach einer Ecke wuchtig zu.

Mit Glück und Geschick verhinderte Alexander Nübel den schnellen Dortmunder Anschlusstreffer, als er einen abgefälschten Schuss von Gittens an die Latte lenkte (68.). Wenig später reagierte Kovac mit der Einwechslung von Maximilian Beier. Der Nationalstürmer sollte mit seinem Tempo für mehr Schwung sorgen. Weil der VfB aber geschickt verteidigte, blieben kaum Räume für Dortmunder Hochgeschwindigkeitsangriffe. Stattdessen musste der BVB weiter beharrlich nach einer Lücke suchen - und fand sie. Für den Ausgleich aber reichte es nicht mehr.

VfL Wolfsburg - Bayer Leverkusen 0:0 (0:0)

Double-Gewinner Bayer Leverkusen hat im Meisterkampf einen herben Rückschlag erlitten. Eine Woche vor dem Gipfeltreffen gegen Bayern München kam das Team von Trainer Xabi Alonso beim VfL Wolfsburg nicht über ein 0:0 hinaus, der Rückstand auf den Rekordmeister an der Tabellenspitze vergrößerte sich an diesem Wochenende auf acht Punkte.

Bayer blieb zwar auch im 27. Auswärtsspiel in Serie ungeschlagen und kann im Gegensatz zu den in der Champions-League-Zwischenrunde geforderten Bayern ausgeruht ins Spitzenspiel am kommenden Samstag gehen. Im anstehenden Heimspiel steht Alonso mit seiner Mannschaft nun aber mächtig unter Druck, alles andere als ein Sieg gegen die Münchner könnte eine Vorentscheidung im Meisterrennen bedeuten.

Nach dem hochemotionalen Derbysieg und damit verbundenen Halbfinal-Einzug im DFB-Pokal gegen den 1. FC Köln (3:2 n.V.) wechselte Alonso gleich auf acht Positionen. Lediglich Nordi Mukiele, Jonathan Tah und Granit Xhaka verblieben in der ersten Elf, im Angriffszentrum begann Victor Boniface anstelle von Patrik Schick - und auch Florian Wirtz bekam eine Pause.

"Es gibt nie einen guten Moment, ohne Flo zu spielen", sagte Alonso vor dem Spiel bei Sky. Nach 120 Minuten Pokalfight und mit den Bayern vor der Brust brauche seine Werkself aber "frische Köpfe und frische Beine" für den "wichtigsten Wettbewerb". Doch von Frische war zunächst wenig zu sehen. Wolfsburg riss das Spiel in den Anfangsminuten an sich - und durfte als Erstes jubeln. Der Kopfballtreffer von Konstantinos Koulierakis wurde nach einer Abseitsstellung jedoch zurückgenommen (7.).

Bayer fehlte ohne die Kreativspieler Wirtz, Jeremie Frimpong und Alejandro Grimaldo (Gelbsperre) die Leichtigkeit in der Offensive, bis zur ersten Chance dauerte es 22 Minuten. Mukiele kam nach einem Eckball freistehend zum Kopfball, konnte den Ball aus einem Meter aber nicht mehr drücken. VfL-Keeper Marius Müller, der den verletzten Kamil Grabara vertrat, musste in der ersten Halbzeit nicht ein einziges Mal zupacken, das Bayer-Spiel wirkte ideenlos. Auf der anderen Seite bewahrte Kapitän Lukas Hradecky sein Team gegen Tiago Tomás gleich zweimal innerhalb von Sekunden vor einem Rückstand.

Auch nach der Pause blieb das Spiel zäh, die Abschlüsse von Mario Hermoso (47.) und Xhaka (50.) brachten wenig Gefahr für Bayer. Erst nach 59 Minuten reagierte Alonso, brachte Wirtz und Frimpong sowie später noch Schick und Emiliano Buendia (75.). Nach einem vermeintlichen Foul an Wirtz forderte Bayer Elfmeter, doch Mukiele hatte im Vorfeld im Abseits gestanden (78.).

TSG Hoffenheim - Union Berlin 0:4 (0:1)

Union Berlin hat seine Pleitenserie auf fremden Plätzen beendet und einen wichtigen Dreier im Kampf um den Klassenerhalt geholt. Nach sechs Auswärtsniederlagen in Folge gewannen die Eisernen 4:0 (1:0) bei der noch viel stärker gefährdeten TSG Hoffenheim. Die Kraichgauer hinterließen dabei einen desolaten Eindruck.

Benedict Hollerbach (24./87.), Neuzugang Marin Ljubicic (61.) mit seinem ersten Ballkontakt in der Bundesliga und Andrej Ilic (73.) trafen für die Mannschaft von Trainer Steffen Baumgart, die nunmehr sechs Punkte vor Hoffenheim liegt. Die Berliner könnten allerdings noch einen Zähler am grünen Tisch verlieren, das DFB-Bundesgericht verhandelt die Berufung zum "Skandalspiel von Köpenick" am 28. Februar. Die TSG bleibt tief in der Krise, die Kraichgauer gewannen unter Trainer Christian Ilzer nur drei von 16 Pflichtspielen.

SC Freiburg - 1. FC Heidenheim 1:0 (1:0)

Der SC Freiburg bleibt im Rennen um Europa dank eines mühsamen Arbeitssiegs auf Kurs. Das Team von Trainer Julian Schuster bezwang den abstiegsbedrohten 1. FC Heidenheim in einer schwachen Partie verdient mit 1:0 (1:0) und bleibt mit nun 33 Punkten auf Tuchfühlung zu den Champions-League-Rängen. Der Negativlauf vom Jahresbeginn scheint nach dem zweiten Sieg in Folge endgültig überwunden.

Vincenzo Grifo (30.) gelang das goldene Tor, Königstransfer Jan-Niklas Beste kam zu einem Kurzeinsatz. Für Heidenheim wird die Luft im Keller nach nur einem Sieg aus den letzten 15 Ligaspielen immer dünner. Noch liegt das Team von Frank Schmidt zwar auf dem Relegationsplatz, doch Holstein Kiel könnte am Sonntag mit einem Sieg im ultimativen Kellerduell mit Bochum vorbeiziehen. Am Donnerstag geht es erstmal in den Playoffs der Conference League zum FC Kopenhagen.

Kurz vor Ende des Transferfensters hatte Freiburg Flügelspieler Beste für acht Millionen Euro von Benfica Lissabon zurück in die Bundesliga geholt. Ausgerechnet bei der Rückkehr ging es gleich gegen den Ex-Klub. "Das ist dann Zufall. Ich freue mich einfach", sagte Beste. Es werde "schon speziell". Doch der 26-Jährige musste im Europa-Park-Stadion auf der Bank Platz nehmen.

Ohne seinen neuen Linksfuß tat sich der Sport-Club trotz deutlichem Ballbesitzplus schwer, beide Teams neutralisierten sich in einem intensiven Spiel mit vielen Unterbrechungen im Mittelfeld. Erst nach 27 Minuten gab der im vergangenen Sommer aus Heidenheim nach Freiburg gewechselte Eren Dinkci nach hohem Ballgewinn einen ersten Warnschuss ab. Kurz darauf traf Grifo nach Flanke von Ritsu Doan per Flugkopfball.

Auch in Folge blieben die Breisgauer vor 33.400 Zuschauern am Drücker, Heidenheim agierte im eigenen Ballbesitz komplett ideenlos. Dies änderte sich im zweiten Durchgang nach Umstellung auf eine Doppelspitze, das Spiel des Außenseiters bekam nun mehr Struktur. Omar Traore traf mit einem Gewaltschuss aus 23 Metern den Pfosten (54.), Budu Siwsiwadse prüfte erstmals Noah Atubolu (60.).

Mit zunehmender Spieldauer bekamen die Freiburger mehr Räume, spielten die Umschaltsituationen aber meist sehr ungenau aus. Ausnahme war ein Lattenschuss per Aufsetzer des starken Doan nach Flanke von Merlin Röhl (70.). Der eingewechselte Paul Wanner prüfte auf der Gegenseite in der Schlussphase nochmals Atubolu (90.+1).

FSV Mainz 05 - FC Augsburg 0:0 (0:0)

Vereinsrekord verpasst, Geburtstagsgeschenk missglückt: FSV Mainz 05 hat sich mit einem 0:0 gegen den FC Augsburg begnügen müssen. Dadurch bleiben die Rheinhessen einen Tag nach dem 50. Ehrentag ihres Trainers Bo Henriksen zwar im Dunstkreis der europäischen Plätze, vergaben aber die Chance auf eine bessere Ausgangsposition.

Zwar waren die Nullfünfer über weite Strecken die spielbestimmende Mannschaft, gegen diszipliniert verteidigende Augsburger mühte sich der FSV jedoch vergeblich um einen Torerfolg. Somit wurde es auch nichts mit dem sechsten Heimsieg in Folge, der ein Novum in der Vereinsgeschichte bedeutet hätte. Der FCA bleibt im gesicherten Tabellenmittelfeld.

Jubilar Henriksen musste das Spiel gelbgesperrt von der Tribüne verfolgen, "das ist nicht gut für mich und nicht gut für die Mannschaft", hatte der Däne im Vorfeld gesagt. Doch auch mit Vertreter Michael Silberbauer an der Seitenlinie waren die Mainzer, deren Mittelfeldstratege Nadiem Amiri rechtzeitig für die Startelf fit geworden war, zunächst tonangebend.

Vor allem Paul Nebel kam der Führung früh nahe (3., 6.), wobei FCA-Keeper Dahmen bei der zweiten Chance einen starken Reflex zeigte. Die Gäste bissen sich danach in die Partie und hielten den Gegner durch intensive Zweikampfführung weitestgehend vom Tor fern.

Die eigenen zaghaften Offensivbemühungen indes blieben ebenfalls ohne Ertrag, die 31.000 Fans in der Mainzer Arena mussten sich über weite Strecken mit fußballerischer Magerkost begnügen. Für die weiterhin spielbestimmenden Nullfünfer sprang vor der Pause kaum mehr als eine Kopfballgelegenheit durch Nelson Weiper (38.) heraus.

Die zweite Halbzeit war dann zunächst ein Abziehbild der ersten: Die Gastgeber blieben spielbestimmend und verbuchten einen Ballbesitzanteil von teils über 70 Prozent - doch die Lücke durch die dicht gestaffelten Abwehrreihen suchten sie vergeblich. Stattdessen kam Augsburg in der 53. Minute durch Mert Kömür zum ersten Schuss aufs Tor, Robin Zentner parierte problemlos.

Großchancen hingegen blieben hüben wie drüben nun völlig aus, den Mainzern, bei denen in der 67. Minute der zuvor verletzte Topstürmer Jonathan Burkardt aufs Feld zurückkehrte, unterliefen im Angriffsspiel immer wieder zu viele Ungenauigkeiten - und beide Teams scheuten das letzte Risiko.

Quelle: ntv.de, ses/sid/dpa

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