
Noch ist Borussia Dortmund in der Tabelle hinten - die Frage ist, wie lange noch.
(Foto: imago/Team 2)
In München werkeln sie mit Niko Kovac an der Fortsetzung der Bayern-Lovestory. Das ist aber völlig egal, denn das Revierderby steht an - mehr Brisanz geht in der Fußball-Bundesliga nicht. Und Leipzig? Will seine Scheißwoche vergessen machen.
Wie geht's dem FC Bayern?
Prächtig, danke der Nachfrage. Vor dem Heimspiel gegen Borussia Mönchengladbach an diesem 30. Spieltag der Fußball-Bundesliga (Samstag, 18.30 Uhr im n-tv.de Liveticker) tummeln sich auf der Liste der erfreulichen Dinge gleich mehrere Kandidaten auf den Spitzenplatz. Ganz oben dabei: Niko Kovac, der ab dem 1. Juli 2018 das Erbe von Bayern-Trainer Jupp Heynckes antritt. Gleich dahinter: Der bajuwarische Identifikationsgott Franck Ribéry ("isch einfach zu Bayern gehöre"), der dem deutschen Fußball-Rekordmeister ein weiteres Jahr erhalten bleibt. Und weil "Robbery" ohne Robben eben nur ein Ribéry wäre, darf auch der schmollende Holländer noch ein bisschen länger mitkicken. Majestätsbeleidigung programmiert, aber damit muss sich zumindest Heynckes künftig nicht mehr rumschlagen. Also, Klappe Kovac: Mit dem beschäftigen wir uns hier aus gegebenem Anlass ausführlich, jetzt gibt's exklusiv das Drehbuch zur neuen Bayern-Lovestory: Karl-Heinz Rummenigge wird den deutschsprachigen (unbedingtes Must-Have für den Job) Kroaten Kovac als "unsere Wunschlösung von Beginn an" präsentieren, Kovac wird "es eine Ehre sein, einen so großen Verein zu trainieren" und die Rolle als betrogener Ehegatte obliegt Fredi Bobic. Uli Hoeneß wird vorsichtshalber doch die Handynummer von Don Jupp & Cando auf der Kurzwahltaste belassen. Der allerdings wird erklären, erst ab Januar 2019 zur Verfügung zu stehen. Prächtig, sagten wir ja bereits.
So, jetzt aber zur eigentlichen Frage: Was macht der Deutsche Meister an diesem 30. Spieltag der Fußball-Bundesliga? Nun, die Aussicht auf das Restprogramm gegen Borussia Mönchengladbach, Hannover 96, Eintracht Frankfurt (witzig), den 1. FC Köln und den VfB Stuttgart lässt den FC Bayern vermutlich nicht vor Freude aus dem Lederhöschen hüpfen. Mit anderen Worten: Fünf Gründe, es jetzt mal locker angehen zu lassen und sich auf das noch abzuarbeitende Double der Triple-Mission zu konzentrieren, oder Jupp Heynckes? "Eines ist klar, und das kann ich noch mal mit aller Deutlichkeit sagen: Wir werden in der Meisterschaft nicht nachlassen. Das kommt überhaupt nicht infrage." Okay, also doch: nö. Das kann übrigens nur KHR noch toppen: "Wer darauf hofft, dass der FC Bayern in seinen Anstrengungen nachlässt, der hat Pech gehabt. Das wird es nicht geben. Dieses Gen, das satt macht, fehlt in unserer DNA." Ahja. Armes Gladbach. Tipp: Ein genetisch prädisponiertes 3:0 für die Super-Bayern.
Was machen der BVB und Schalke?
Lustige Frage, es ist doch Dööööörby-Zeit. Das sorgt im Revier per se für Schnappatmung und Herzrasen. Vor dem 92. Ligaduell von Schalkern und Dortmund (Sonntag, 15.30 Uhr im Liveticker bei n-tv.de) puckern die Herzen diesmal aber noch ein wenig mehr. Mehr Rivalität, mehr Brisanz gab es zuletzt beim "Nur gucken nicht anfassen"-Derby 2007. Dafür sorgt die höchst spannende Tabellenkonstellation mit Schalke auf Rang zwei und dem BVB knapp dahinter, die angesichts der dröhnenden Bayern-Meister-Langeweile als einzig logischen Schluss zulässt: Derby is' die neue Meisterschaft. Oder, um es mit den Worten von Schalkes Fleischbaron Clemens Tönnies gewählter zu formulieren: Es geht um die Wurst. Hat er natürlich nicht gesagt, sondern: "Es ist sicher das wichtigste Spiel der Saison. Es geht um mehr als die Ehre." Fünf Spieltage vor Saisonende können beide Teams Big Points im Kampf um die Champions League einfahren.
Brisant macht die Partie aber auch dieses legendäre Hinspiel, Sie erinnern sich vielleicht. In der verrücktesten Partie der Saison schafften es die Dortmunder tatsächlich, im eigenen Stadion einen 4:0-Pausenvorstand zu vergeigen. Am Ende waren sie froh, nicht noch verloren zu haben, räumte BVB-Keeper Roman Weidenfeller in dieser Woche im "Kicker" ein: "Ich war froh, als der Schiedsrichter abpfiff. Das war eine Erlösung für uns. Noch eine Minute länger, und wir hätten vielleicht noch das nächste Tor kassiert." Was bei Schwarzgelb für Grausen sorgt, beschert den Schalkern immer noch Hühnerfell. "Ich hatte Gänsehaut, als ich das gesehen habe", schwärmte S04-Trainer Domenico Tedesco von einem Video des Hinspiels, das die Schalker zur Motivation extra zusammengeschnippelt haben. Der Schalke-Coach hofft auf das nächste Schlüsselspiel, um eine überraschend starke S04-Saison zu veredeln - und warnt vorm BVB, den der viel kritisierte Peter Stöger "enorm stabilisiert" habe: "Ich höre oft, dass Dortmund in der Krise ist. Wenn man von 14 Ligaspielen nur eins verliert, dann ist man weit weg von einer Krise. Wir haben sechs Spiele in Folge gewonnen, und sie liegen nur einen Punkt hinter uns. Das sagt alles." Tipp: ein hässliches 0:0 (weil Erwins Siegtor per Videobeweis aberkannt wird)
Gibt's doch noch Hoffnung im Keller?
VfL Wolfsburg - FC Augsburg (Freitag, 20.30 Uhr): Eigentlich ist Bruno Labbadia aus seiner Zeit beim Hamburger SV ja nervenaufreibende Grabenkämpfe gewohnt - allerdings bemüht sich der VfL Wolfsburg redlich, die persönliche Unruhebilanz des Trainers auf ein neues Spitzenlevel zu heben. Kudos für Labbadia, dass er trotzdem sagt: "Ich habe aber weiter richtig Lust auf diese Aufgabe." Ehem, okay. Vielleicht ist er aber auch einfach nur froh, nicht an der nächsten Vorstandssitzung der Volkswagen-Konzernspitze teilnehmen zu müssen - da soll's ja derzeit eher ungemütlich sein. Ungemütlich, weil nicht unbedingt der Wolfsburger Feinmotorik entsprechend, ist auch die miese Platzierung mitten im Abstiegskampf. Da gehören bekanntermaßen Tugenden wie Kampfgeist und der Wille zu ergebnisorientiertem Minimalfußball zur Grundausstattung. Nicht ganz das Wolfsburger Metier, bedauert Labbadia: "Das Problem dieser Mannschaft ist, dass viele Spieler über das Fußballspielen kommen. Da kann man jetzt nicht anfangen rumzugrätschen." In der Theorie ist Abstiegskampf also kein Problem - nur auf dem Platz klappen will's nicht so recht. Die Wölfe verloren die letzten drei Heimspiele - schade, dass es nun zuhause gegen den FC Augsburg geht. Der reist derweil mit einem schon fast fürstlichen Polster auf die Tabellen-Gefahrenzone (sieben Punkte auf Wolfsburg, neun auf Mainz) an, hat also sein Saisonziel Deutsche Meisterschaft fast erreicht. Wie bitte? Ja, ganz richtig gelesen. "Der Klassenerhalt ist unsere Deutsche Meisterschaft", sagt FCA-Coach Manuel Baum. Danke. So, und jetzt noch der Tipp: Labbadia knackt den Heimspiel-Negativrekord, und zwar mit einem 0:1.
TSG Hoffenheim - Hamburger SV (Samstag, 15.30 Uhr): Positiv im Fall des Hamburger SV: Vor dem Duell mit der TSG Hoffenheim können die Hanseaten über die Probleme der Kollegen an der Tabellenspitze nur lachen. Trainersuche? Da verfügt der HSV nicht nur über beispiellose Erfahrungswerte, sondern auch über einen Mann, der den Namen "Retter" wirklich mal verdient. Christian Titz ist das personifizierte Klassenerhaltsversprechen - und spätestens nach dem Dreier gegen Schalke am vergangenen Spieltag ist klar: Der Mann vermag vielleicht wirklich zu schaffen, was den Kollegen Hollerbach, Gisdol, Labbadia (ach, wir könnten ewig weitermachen) nicht gelungen ist. Siegtorschütze Aaron Hunt mahnt: Das darf "nur ein Anfang sein". Und auch Lewis Holtby will "das Unmögliche möglich machen". Wo? In Sinsheim. Und, Obacht: Da können wir tatsächlich mal eine Statistik zu Rate ziehen, die für den HSV spricht. Der einzige Bundesligist, gegen den Hamburg die letzten beiden Partien gewann, ist die TSG Hoffenheim. Take this, Abstiegskampf. Tipp: 1:2
FSV Mainz 05 - SC Freiburg (Montag, 20.30 Uhr): Als hätten die Spielplanmacher den Verlauf der 55. Bundesliga-Saison vorausgeahnt: Im Montagsspiel empfängt der FSV Mainz 05 die Gäste vom SC Freiburg. Mit anderen Worten: Mehr komprimierter Abstiegskampf geht nicht. Was für die Mainzer (derzeit Relegationsrang 16) spricht: Die Elf von Sandro Schwarz wartet mit einem "Spieler des Tages" auf, und zwar René Adler, der in den vergangenen Duellen mit Gladbach (0:0) und Köln (1:1) die Pünktchen quasi im Alleingang sammelte. Das wird er vermutlich am Montag wiederholen müssen, denn personell gehen die Mainzer auf dem Zahnfleisch. Weswegen Schwarz bereits kalkuliert: "Notfalls greifen wir auf Jungs aus der U23 zurück." Wäre vielleicht auch ein Modell für die Freiburger - bei nur einem Punkt und einem mickrigen Tor aus den letzten fünf Spielen? Spaß beiseite, schließlich ist auch die U23 im Kampf mit der Statistik machtlos. Das SC-Label "In Mainz noch nie gewonnen" qualifiziert jetzt nicht unbedingt für eine Dreipunkt-Landung. Tipp: 1:0.
Hertha BSC - 1. FC Köln (Samstag, 15.30 Uhr): Es gibt Hoffnung. Zumindest für die gebeutelten Berliner Zuschauer und auch nur in der Theorie. Wenn die Mannschaft mit den wenigsten Torabschlüssen der Saison (Hertha) auf diejenige trifft, die die meisten Abschlüsse zugelassen hat (Köln), dann stehen die Chancen am Samstagnachmittag gar nicht so schlecht, einen Heimtreffer der Hertha zu beklatschen. Ein seltenes Phänomen, das - Stand jetzt - letztmalig vor fünf Stunden und zwei Minuten zu bewundern war. Klingt gut? Bestens, dann können wir uns ja jetzt dem Problemkatalog des FC zuwenden - und der beginnt mit einer vernichtenden Bilanz. Zehn von zwölf möglichen Punkten holten die Berliner aus den letzten vier Heimspielen gegen Köln. Da hilft es wenig, dass die Geißböcke mit 18 Treffern in der Rückrunde allein mehr Tore erzielten als insgesamt in den Spielen der Hertha fielen. Was also kann der FC überhaupt noch tun? Nun, er hat bereits - und zwar verkündet, dass Stöger-Nachfolger Stefan Ruthenbeck im Sommer seinen Stuhl räumen muss. Vieles deutet damit auf einen radikalen Schnitt - und den, Verzeihung, Neu-Anfang mit Markus hin. Auch wenn Sportdirektor Armin Veh da aktuell keine Namen kommentieren wollte, kündigte er an: "Wir werden auch da zeitnah sicher etwas bekannt geben." Fun fact zum derzeitigen Coach von Holstein Kiel: Anfang, der gebürtige Kölner, ist Ruthenbecks Großcousin. Die nächste Familienfeier wird bestimmt witzig. Vermutlich qualifizieren ihn (also Anfang) dann aber doch andere Eigenschaften für den Neustart in Liga zwei, der dank unserem Tipp einen Schritt näher rückt: 0:0 im Olympiastadion, Sorry an die Zuschauer.
Was ist sonst noch los?
VfB Stuttgart - Hannover 96 (Samstag, 15.30 Uhr): Vor dem Duell der beiden Aufsteiger treiben vor allem Hannover 96 große Personalsorgen um - wenn auch erst mittelfristig. Mit Salif Sané verlässt der Abwehrchef und einer der besten Innenverteidiger den Bundesligisten im Sommer - vermutlich in Richtung FC Schalke. Blöd, aber nachvollziehbar, wie 96-Manager Horst Heldt kommentiert: "Er hat die Möglichkeit, international zu spielen. Ich als ehemaliger Spieler kann die Entscheidung nachvollziehen." Davon sind die Hannoveraner in der Tat weit entfernt, allerdings besteht auch in Sachen Klassenerhalt kein Grund zur Sorge. Jedoch könnte das im kommenden Jahr anders aussehen, die Kollegen vom "Kicker" sorgen sich schon und orakeln: "Droht gar ein Ausverkauf?" Probleme, die angesichts der andauernden Streitigkeiten um die 50+1-Regel zur Unzeit kommen. Da das aber ohnehin Schnee von Morgen ist, gucken wir noch kurz auf den Aufreger des Tages (zumindest in den Ohren von Uli Hoeneß), der von VfB-Sportvorstand Michael Reschke kommt: Der nämlich fordert die Einführung von Playoff-Spielen, um - genau - die Dominanz seines ehemaligen Arbeitgebers zu untergraben. "Mehr Spannung wäre auf jeden Fall garantiert", begründet er in der "Stuttgarter Zeitung" und den "Stuttgarter Nachrichten". Bevor die Hoeneß'sche Empörung über uns hineinbricht, geben wir noch schnell den Tipp ab: 2:1.
SV Werder Bremen - RB Leipzig (Sonntag, 18.00 Uhr): Wenn es einen Prototyp der, Verzeihung, Scheißwoche gibt, dann kommt die von RB Leipzig dem schon ziemlich nahe. Wie wir darauf kommen? Nun, durch Zahlen: 1:4 gegen Leverkusen, 2:5 in Marseille und folglich das Aus in der Europa League. Noch Fragen? Ahja, mittlerweile muss die Elf von Ralph Hasenhüttl auch um die Qualifikation für die Champions League bangen. Mit Platz sechs und zwei Punkten hinter dem Vierten Leverkusen ist die Königsklasse ernsthaft in Gefahr und Emil Forsberg mahnt: "Es kommen jetzt fünf Spiele, in denen es um die Champions League geht. Wir müssen jetzt schnell wieder den Fokus auf die Bundesliga haben." Na hoffentlich klappt das dann gegen Bremen besser als bei den jüngsten Kollektivkollapsen. Allerdings hat die Comeback-Mannschaft der Bundesliga-Rückrunde einen entschiedenen Vorteil, wie Bremens Trainer Florian Kohfeldt verkündet: "Wir konnten in Ruhe auf das Spiel hinarbeiten, dieses Privileg hatte Leipzig nicht." Recht hat er. Tipp: 1:0
Bayer Leverkusen - Eintracht Frankfurt (Samstag, 15.30 Uhr): Unschwer vorauszuahnen, dass Niko Kovac mit gewisser Erleichterung zum Auswärtsspiel nach Leverkusen fährt. Schließlich ist alles besser, als nach der Ich-bleibe-in-Frankfurt-Haha-doch-nicht-Posse vor die eigenen Anhänger zu treten. Ob er sich im Mannschaftsbus den Doppelsitz mit Sportvorstand Fredi Bobic teilt, darf ebenfalls bezweifelt werden, denn der ist mächtig wütend - hatte er doch gefühlt als Letzter vom Abschied seines Erfolgstrainers erfahren und von den Münchnern gar nichts gehört: "Es gab keine Kontaktaufnahme mit uns, sondern alle Details sind direkt in die Öffentlichkeit gelangt. Das sind Dinge, die ich so unter Kollegen in der Bundesliga noch nicht erlebt habe." Womit er ja auch nicht ganz Unrecht hat. Einer, der indes nicht daran glaubt, dass die vereinsinternen Abstimmungsprobleme (Euphemismus des Jahres) zu einem Spannungsabfall führen, ist der Trainer des Gegners. Also, Heiko Herrlich: "Niko Kovac hat in den letzten Jahren Großartiges geschafft und super Arbeit geleistet. Er hat aus einem Abstiegskandidaten eine Mannschaft geformt, die ambitioniert ist, oben mitzuspielen. Nun haben sie dieses Ziel vor Augen, und deshalb werden sie hundertprozentig konzentriert sein." Ein hehrer Wunsch, dem wir uns ob des Bundesliga-Friedens gerne anschließen. Deswegen auch der tröstende Tipp: 1:2.
Wer spielt das beste Phrasenschach?
"Einige grinsen hier. Das wird nicht mehr möglich sein, nein, nein. Aber ich habe ja gesagt: Mit 80, wenn Jogi (Löw) dann nicht mehr will, übernehme ich die Nationalmannschaft." (Jupp Heynckes in München vor seinem diesmal wirklich "letzten Spiel" gegen seinen Ex-Club Borussia Mönchengladbach.)
Quelle: ntv.de