
Jens Jehmann hatte in einer Saison sehr viele schlechte Ideen.
(Foto: imago sportfotodienst)
Lukas Podolski war in der Saison 2009/10 nach Köln zurückgekehrt, rund lief es erstmal nicht. Beim FC Bayern präsentierte der neue Trainer Louis van Gaal äußerst ungewöhnliche Methoden. Und beim VfB Stuttgart drehte Keeper Jens Lehmann noch einmal richtig auf.
"Wie merkt man in Köln, dass Donnerstag ist? Lukas Podolski kommt zum ersten Mal in der Woche zum Training." Udo Lattek konnte den Leistungen des Heimkehrers vom FC Bayern München in der Spielzeit 2009/10 wenig abgewinnen. Doch damit war der frühere Meistertrainer in der Liga nicht alleine. In Köln wurde Podolskis Rückkehr zwar zuerst überschwänglich gefeiert, aber seine Torausbeute ließ zu wünschen übrig. Nachdem er am 5. Spieltag getroffen hatte, mussten die FC-Fans bis zum 25. Spieltag warten, bis der spätere Weltmeister erneut einnetzte. Den Fußballspruch des Jahres 2010 gewann übrigens tatsächlich Udo Lattek. Allerdings nicht mit der humorigen Sentenz über Podolski, sondern über den FC allgemein: "Im Kölner Stadion ist immer so eine super Stimmung, da stört eigentlich nur die Mannschaft."
Eine fast unglaubliche Geschichte hatte sich in den letzten Jahren zwischen dem Fußball-Profi Diego Klimowicz und dem Schiedsrichter Lutz Wagner abgespielt. Nun erfuhr sie in dieser Spielzeit ihren Höhepunkt. Als Wagner am Nachmittag des 5. Dezember die Rote Karte zückte, war es seit dem 13. August 2005 bereits das vierte Mal, dass der Schiri Klimowicz des Feldes verwies. Bochums Kapitän Marcel Maltritz war ebenso erstaunt wie sein Mitspieler: "Man könnte meinen, dass Diego ihm mal die Frau ausgespannt hat." Doch Diego Klimowicz sah die Sache nicht ganz so gelassen. "Das ist nicht normal. Der hat was gegen mich", mutmaßte er und kochte vor Wut.
"Schaut der gut aus?"
Lutz Wagner zeigte sich nur ein paar Tage nach dem Platzverweis von seiner romantischen Seite und schickte dem Argentinier über die Medien ein Versöhnungsangebot: "Zum Saisonende ist für uns beide ja in der Bundesliga Schluss. Dann möchte ich Herrn Klimowicz gerne zu mir nach Hause einladen. Bei einem Glas Wein kann man alte Spannungen bestimmt lösen." Und auch die seit über zwanzig Jahren glücklich verheiratete Ehefrau des Schiedsrichters freute sich bereits auf einen Abend mit dem Südamerikaner. Neugierig erkundigte sie sich: "Ich kenne Klimowicz nicht. Schaut der gut aus? Wenn ja, müsste ich mich mal damit beschäftigen …"
Gleich bei seiner allerersten Pressekonferenz als neuer Coach des VfL Bochum präsentierte sich der ehemalige Bundesliga-Profi Heiko Herrlich als feiner Rhetoriker: "Fußball ist wie in der Natur. Die starken Tiere fressen die schwachen Tiere schnell weg. Und wenn ich die Tabelle anguck, sehe ich, dass wir gerade im Moment eher zu den schwachen Tieren gehören. Und da ich nicht gerne gebissen werde und lieber zurückbeiße, werde ich versuchen, die Mannschaft zu motivieren, ab jetzt, und am liebsten schon am kommenden Sonntag, zurückzubeißen."
Und als nach der ersten Trainingseinheit die Journalisten wissen wollten, wie denn der Eindruck von der Mannschaft sei, sagte Heiko Herrlich wieder sehr feinsinnig: "Das Potenzial ist da. Verglichen mit der Tierwelt, sehe ich die Bereitschaft des Teams, aus einer großen, schnellen Katze ein Löwe zu werden!" Nach wenigen Wochen bereits war klar, dass sich der VfL Bochum eher so präsentierte: "Es darf nicht so sein wie beim Stierkampf, wo der dumme Stier immer in das rote Tuch läuft." Herrlich erlebte das Ende der Saison in Bochum nicht mehr mit.
Jens Lehmann dreht frei
VfB-Keeper Jens Lehmann legte in seiner letzten Bundesligasaison die Messlatte für kommende Torwart-Generationen noch einmal sehr hoch. Mit einer Reihe von außergewöhnlichen Aktionen sorgte er in der Liga nicht nur für Schlagzeilen, sondern trug maßgeblich zum Unterhaltungswert der Spielzeit bei. So stieg Lehmann dem Mainzer Bancé absichtlich auf die Füße, klaute am selben Tag einem FSV-Anhänger die Brille, schmiss den Schuh des Hoffenheimers Ibisevic hoch auf sein Tornetz, zeigte den Fans des VfL Wolfsburg den Stinkefinger, pinkelte während eines Champions-League-Spiels hinter eine Werbebande und legte sich zu guter Letzt auch noch mit einem Balljungen an. Der hatte bei der 1:0-Niederlage der Stuttgarter in Hannover dem heranstürzenden VfB-Keeper die Kugel nicht wie erwartet in die Hände geworfen, sondern über den Kopf. Lehmann verlor daraufhin das Gleichgewicht und stolperte gegen die Bande.
Der Balljunge rechtfertigte sich anschließend schulterzuckend: "Ich habe nur meinen Job gemacht. Ich habe ihm den Ball hoch zugeworfen und er kam dann auf seinem Kopf runter. Lehmann hat mich dann gefragt: 'Was soll der Scheiß?'" Der 40-jährige VfB-Torhüter wollte sich auch nach Spielschluss nicht beruhigen. Wütend stand er vor den TV-Kameras und sagte in die Mikrofone: "Wir machen Fehler, wir werden mit Fehlern von anderen Leuten konfrontiert. Die Balljungen spielen auf Zeit. Damit muss man in der Bundesliga leben. Am meisten hat mich heute die Kultur des Zeitspielens und des Betrügens gestört. Ich muss jetzt gehen. Ich muss nach Hause, meine Kinder gut erziehen, damit die sich korrekt verhalten!"
"Das war total verrückt!"
Eine kuriose Begegnung fand am 16. Spieltag in Mönchengladbach statt. Beim 5:3 der Borussia über Hannover 96 schossen die Gäste insgesamt drei Eigentore. Constant Djakpa traf einmal und Karim Haggui gleich zweimal in den eigenen Kasten. Hannovers Trainer Andreas Bergmann meinte hinterher lächelnd: "Wir schießen sechs Tore und verlieren. Das ist unglaublich."
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Ebenfalls eine skurrile Aktion: Vor versammelter Mannschaft zog Bayern-Trainer Louis van Gaal in der Kabine untenherum blank, wie Stürmer Luca Toni berichtete: "Der Trainer wollte uns klarmachen, dass er jeden Spieler auswechseln kann - egal, wie er heißt. Weil er Eier hat. Um das zu demonstrieren, ließ er die Hosen runter. So etwas habe ich noch nie erlebt, das war total verrückt. Ich habe aber nicht viel gesehen, da ich nicht in der ersten Reihe saß!"
Der Bochumer Junge im Trikot des FC Bayern, Hermann Gerland, freute sich ganz besonders über die Münchner Meisterschaft: "Wissen Sie, ich bin ein besessener Fußballer, aber ich hatte noch nie einen Titel gewonnen. Und nun war ich dabei, wenn der renommierteste Verein Deutschlands einen Triumph feiert. Da habe ich an meine Bochumer Zeiten als Profi gedacht, wo Mutter meine Trainingsklamotten waschen musste, und wir Spieler, wir durften uns beim Mittagessen entweder für Suppe oder Nachtisch entscheiden. Da gab es nur entweder-oder, beides kriegte keiner. In mir war immer der Wunsch, einmal sagen zu können: Einer aus Bochum war ein bisschen am Gewinn der Deutschen Meisterschaft beteiligt. Und jetzt stand ich da auf dem Balkon und war überwältigt von dem Gefühl: Junge, du hier oben - es hat sich alles gelohnt!"
Quelle: ntv.de