Belastender Jobverlust Arbeitslose sind länger traurig
19.08.2016, 07:57 UhrDer Verlust des Arbeitsplatzes geht oftmals mit einer Menge unguter Gefühle einher. Wie sehr Betroffene tatsächlich daran zu knabbern haben, zeigt eine neue Studie von Wissenschaftlern aus Berlin.

Ist der Arbeitsplatz weg, empfinden Betroffene vor allem lange Traurigkeit.
(Foto: imago/Hans-Günther Oed)
Schreckgespenst Arbeitslosigkeit. Nicht erst seit den Hartz-IV-Reformen sorgt allein der Gedanke an einen möglichen Jobverlust bei Beschäftigten für Angst. Wie sehr und unter welchen Gefühlen Arbeitslose tatsächlich leiden, wollten Wissenschaftler der Freien Universität (FU) Berlin und des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW) wissen.
Auf Basis von Daten der Langzeitstudie Sozio-oekonomisches Panel (SOEP), die zwischen 2007 und 2014 erhobenen wurden, untersuchten die Experten deshalb Veränderungen in der Lebenszufriedenheit und im emotionalen Wohlbefinden vor und nach dem Verlust des Arbeitsplatzes.
Dabei wurden mit der Lebenszufriedenheit die kognitiven Bestandteile des Wohlbefindens, also resümierende Bewertungen der jeweiligen derzeitigen Verfassung, erfasst, wohingegen die emotionalen Aspekte auf aktuelle Gefühlslagen verweisen.
Das Ergebnis: Auch lange Zeit nach einem Jobverlust erreichen Arbeitslose einer Studie zufolge nicht wieder das Niveau an Lebenszufriedenheit, auf dem sie sich vor der Arbeitslosigkeit befunden haben. Demnach empfinden sie langfristig deutlich häufiger Traurigkeit und Freudlosigkeit. Die Untersuchung zeigt jedoch, dass dies nicht so sehr auf die emotionale Befindlichkeit der Betroffenen zurückzuführen ist. Vielmehr spielt die kognitive Wahrnehmung des eigenen Wohlbefindens dabei eine übergeordnete Rolle.
Laut der Untersuchung geht Arbeitslosigkeit jedoch nur kurzfristig mit einem Erleben von Angst einher und steht in keinem bedeutenden Zusammenhang mit dem Empfinden von Ärger. Darüber hinaus zeigen die ausgewerteten Daten, dass die Veränderungen im emotionalen Wohlbefinden unabhängig von der Persönlichkeit der Betroffenen sind. "In Phasen der Arbeitslosigkeit sind alle Menschen ängstlicher als zuvor oder danach - unabhängig davon, wie ängstlich sie sonst sind", erklärt der SOEP-Direktor Jürgen Schupp.
Die Wissenschaftler haben in ihrer Untersuchung die vorhandenen Daten der vier Emotionen Angst, Ärger, Traurigkeit und Glück getrennt voneinander betrachtet und ausgewertet.
Quelle: ntv.de, awi