Faktencheck zum Mehl-Mythos Macht Weizenmehl dick?
22.03.2022, 09:04 Uhr (aktualisiert)
Weizenmehl an sich macht nicht dick, aber Menschen, die viel davon essen, "nehmen meist auch zu viel Zucker zu sich, essen weniger Gemüse und rauchen öfter", meint der Ernährungsexperte Kabisch.
(Foto: Jens Büttner/dpa-Zentralbild/dp)
Weizenmehl hat einen schlechten Ruf, gilt vielen als ungesund und wird gern mal als Dickmacher bezeichnet. Aber ist da was dran? Ein Ernährungsexperte meint: nicht wirklich. Aber Menschen, die viel stark verarbeitetes Weizenmehl essen, hätten ein höheres Risiko für Übergewicht.
Brot, Kuchen, Nudeln, Pizza - Mehl, überall Mehl. Eines der bedeutendsten Grundnahrungsmittel weltweit wird auch in Deutschland viel verzehrt: Pro Kopf wurden zuletzt im Mittel jährlich 83 Kilogramm Mehl verbraucht, davon 70 Kilogramm aus Weizen. Gerade diese Sorte hat bei manchen Menschen einen schlechten Ruf - doch was ist dran an der Annahme, Weizenmehl könne dickmachen? Zum Welt-Mehl-Tag am 20. März ein Faktencheck zu der Frage.
Aus ernährungsphysiologischer Sicht ist nicht der Weizen an sich problematisch, sondern der hohe Grad der Verarbeitung eines Getreides. Aber es mache dick, das sei "selbst für sehr stark raffiniertes, weißes Weizenmehl nicht haltbar", sagt der Ernährungsexperte Stefan Kabisch von der Berliner Charité.
Unmöglich, eine Ernährungs-Komponente isoliert zu betrachten
Der Experte weist auf ein allgemeines Problem bei Ernährungsstudien hin: Wenn man die Essgewohnheiten von Menschen auswerte, sei es quasi unmöglich, eine Komponente wie Weizenmehl isoliert zu betrachten. Deshalb lasse sich dessen konkreter Effekt auf die Gesundheit kaum einzeln messen.
Es sei allerdings plausibel, dass Menschen, die viel stark verarbeitetes Weizenmehl essen, ein höheres Risiko für Übergewicht haben, so Kabisch. Dabei spielt das Hormon Insulin eine Rolle. Es ist unter anderem dafür zuständig, Glukose (Traubenzucker) aus dem Blut in die Zellen zu schleusen.
Toast aus weißem Weizenmehl - bald wieder Hunger
Wenn man etwa Toast aus weißem Weizenmehl isst, das viel einfache Stärke enthält, sorgt das dafür, dass Blutzuckerspiegel und Insulinspiegel schnell ansteigen und schnell wieder abfallen. Ist das der Fall, bekommt man bald erneut Hunger. Dann isst man voraussichtlich eher wieder etwas als jemand, der ein Vollkornprodukt mit mehr Ballaststoffen verzehrt hat und bei dem Blutzucker- und Insulinspiegel langsamer steigen und sinken.
Außerdem gebe es einen vor allem statistischen Zusammenhang zwischen dem häufigen Konsum von Produkten aus stark verarbeitetem Weizenmehl und ungesunden (Ess-)Gewohnheiten allgemein, erklärt Kabisch. "Menschen, die viel Weizenmehl essen, nehmen meist auch zu viel Zucker zu sich, essen weniger Gemüse und rauchen öfter."
(Dieser Artikel wurde am Sonntag, 20. März 2022 erstmals veröffentlicht.)
Quelle: ntv.de, abe/dpa