Arzt stellt Zusammenhang her "Feinstaub macht anfällig für Covid-19"
27.10.2020, 13:41 Uhr
Smog liegt über dem norditalienischen Turin.
(Foto: picture alliance/dpa)
Vor allem in Metropolen und Industriegebieten sind die Menschen einer hohen Luftverschmutzung ausgesetzt. Offenbar erhöhen die Schmutzpartikel auch das Risiko einer Covid-19-Erkrankung. Ein Teil der Corona-Toten sei laut dem Mediziner Thomas Münzel auf erhöhte Feinstaubbelastung zurückzuführen.
Der Kardiologe Thomas Münzel geht davon aus, dass in Regionen mit starker Luftverschmutzung auch das Risiko einer Covid-19-Erkrankung steige. "Sowohl Feinstaub als auch das Virus greifen das Endothel, also die Auskleidung der Blutgefäße, jeweils an und verursachen Entzündungen", so Münzel im "Spiegel". Komme eine lange Belastung durch Luftverschmutzung mit einer Corona-Infektion zusammen, gebe es eine größere Anfälligkeit für Covid-19.
Verunreinigte Luft könne außerdem die Ausbreitung des Coronavirus verstärken. Die RNA von Sars-CoV-2 sei in Feinstaubproben in Norditalien nachgewiesen worden. "Etwa 15 Prozent der Covid-19-Toten geht auf das Konto der Luftverschmutzung", sagt Münzel. Darauf deute eine in der Fachzeitschrift "Cardiovascular Research" veröffentlichte Studie hin.
Im Umkehrschluss bedeute dies, dass eine geringere Luftverschmutzung auch gegen Covid-19 helfe. Doch für Münzel stelle Feinstaub alleine die weitaus größere Gefahr dar. Nach Berechnungen des Max-Planck-Instituts für Chemie seien 8,8 Millionen verfrühte Todesfälle jährlich darauf zurückzuführen - 1,6 Millionen mehr als durch das Rauchen.
Im Gegensatz zur Feinstaubgefahr werde auf die Corona-Pandemie viel schneller reagiert. Grund dafür sei, "dass das Virus unmittelbar tötet. Feinstaub dagegen tötet langsamer, mehr im Verborgenen", so Münzel weiter. Diese Toten nähme man mehr oder weniger hin. Kurzfristig sei die Verschmutzung als Nebeneffekt der Pandemie an vielen Orten der Welt allerdings zurückgegangen.
Um die persönliche Feinstaubbelastung zu verringern, empfiehlt Münzel das Tragen einer Mund-Nasen-Bedeckung. Gegen Ultrafeinstaub helfe dagegen nur eine FFP2-Maske. Ebenso gäbe es Apps, die die Feinstaubbelastung der Außenluft anzeigen. Die WHO empfehle einen Grenzwert für Partikel von 2,5 Mikrometern Durchmesser von maximal 10 Mikrogramm pro Kubikmeter Luft, die Grenze der EU läge aber bei 25. Der Ausstieg aus fossilen Brennstoffen, Gas, Öl oder Kohle könne jedoch die Zahl der Todesfälle halbieren.
Quelle: ntv.de, mdi