Keine Birken mehr in Städten? Luftverschmutzung stärkt Allergene in Pollen
26.01.2023, 10:32 Uhr
Luftverschmutzung macht Birkenpollen allergener.
(Foto: picture alliance / ZB)
Weltweit steigt die Zahl der Allergiker. In Städten kämpfen mehr Menschen mit Pollen als auf dem Land. Ein Forscherteam will herausfinden, woran das liegen könnte, und nimmt Birkenpollen ganz genau unter die Lupe.
Luftverschmutzung könnte dazu beitragen, dass Birkenpollen allergener werden. Das haben Forscherinnen und Forscher der Universität Krakau mit einer Untersuchung herausgefunden. Die Ergebnisse der Studie, die im Fachjournal "Plos One" erschienen sind, liefern damit Hinweise darauf, warum in städtischen Gebieten mehr Menschen unter einer Pollenallergie leiden als auf dem Land. Als Allergene werden die Stoffe bezeichnet, die Allergien auslösen.
Um herauszubekommen, ob und wie Luftverschmutzungen die Beschaffenheit von Baumpollen verändern können, sammelte das Forschungsteam um Monika Ziemianin von der Abteilung für klinische und umweltbezogene Allergologie der Medizinischen Fakultät Proben von ungeöffneten Birkenblüten an sieben verschiedenen Orten mit unterschiedlichen Graden an Luftverschmutzung, darunter drei Standorte in der Großstadt Krakau, drei verschiedene Kleinstädte und aus dem Wald.
Daraufhin wurden die Proben untersucht. Die Blüten wurden im Labor geöffnet und die sich darin befindlichen Pollen mit einem besonderen Verfahren untersucht. Besonderes Augenmerk legten die Forschenden dabei auf das Protein mit der Bezeichnung Bet v1, das als Hauptallergen bei Birkenpollen angesehen wird. Beim Vergleich der Konzentration von Bet v1 stellte das Forscherteam fest, dass diese in den städtischen Proben mit großer Luftverschmutzung höher waren im Vergleich zu den Proben aus den Kleinstädten und dem Wald. Sie schlussfolgern daraus, dass Luftverschmutzung ein Grund dafür sein könnte, dass mehr Menschen Allergien entwickeln und dass die Behandlung von Betroffenen mit Birkenpollenallergien oft fehlschlägt.
Mehr Umweltschmutz, mehr Stress für Bäume
Die Wissenschaftler und Wissenschaftlerinnen maßen noch eine Reihe anderer Werte, die Auskunft über den allgemeinen Zustand der Birken, Betula pendula, geben sollten. Sie stellten dabei fest, dass Veränderungen der Pollenproteine nicht im direkten Zusammenhang mit dem physiologischen Zustand der Pflanze, der anhand der Effizienz der Fotosynthese und der Pigmentzusammensetzung der Blätter beurteilt wurde, steht. Aus ihren Ergebnissen schlussfolgerten sie, dass bei der Planung von Grünanlagen in Städten darauf geachtet werden sollte, dass möglichst keine allergenen Bäume mehr verwendet werden. Der Grund: Trotz der Fähigkeit der Bäume, sich an die Umgebung auch mit hohen Konzentrationen an Luftverschmutzung anpassen zu können, produzieren die Bäume dann mehr Stressproteine, die ein höheres Allergenitätspotenzial haben.
"Birken sind die am stärksten allergenen Bäume in kühlen und gemäßigten Klimazonen und deren Pollen sind Auslöser von allergischem Schnupfen und Asthma bei 10 bis 30 Prozent der Bevölkerung. Wegen ihres attraktiven Aussehens und der relativen Toleranz gegenüber Umweltfaktoren wurden Birken in der Vergangenheit häufig auch in städtischen Wohngebieten angepflanzt", sagt Dr. Stefanie Gilles, Leiterin des Fachbereichs Umwelt-Immunologie an der Universität Augsburg, dem Science Media Center.
Gilles hält die Ergebnisse der aktuellen Studie für nachvollziehbar. "Dieses Ergebnis entspricht insofern den Erwartungen, als dass bereits Studien zu den Zusammenhängen zwischen Pollenallergenität und anthropogenen Schadstoffen bei Ambrosia publiziert wurden", erklärt Gilles weiter. Gleichzeitig bemängelt die Expertin am Aufbau der Studie, dass nicht direkt an den Orten zur Probenentnahme die Werte zur Umweltverschmutzung erhoben worden sind.
Quelle: ntv.de, jaz