Bei Sars-CoV-2-Varianten Neuer Wirkstoff könnte Infektion verhindern
16.12.2021, 14:52 Uhr
Mit dem typischen Spike-Protein bindet das Coronavirus an den ACE2-Rezeptor der Zelle.
(Foto: imago images/Science Photo Library)
Noch immer wird nach wirksamen Mitteln gegen Sars-CoV-2 gesucht. Forschende bauen aus Antikörpern und dem Eintrittsprotein ACE2 ein Mittel, das im Labor genau das macht, was es soll: Coronaviren unschädlich.
Forschende der TU München wollen das Coronavirus Sars-CoV-2 direkt am Spike-Protein packen und unschädlich machen. Dem Team von Ulrike Protzer, Leiterin des Instituts für Virologie der Technischen Universität München und Direktorin am Helmholtz Zentrum München sei es bereits in Zellversuchen gelungen, das Virus komplett zu neutralisieren, schreibt die Technische Universität München (TUM) in einer Mitteilung.
"Sowohl Impfstoffe als auch Antikörper-Medikamente haben das Problem, dass das Virus ihnen mit jeder erfolgreichen Mutation ein klein wenig ausweicht", erklärt Protzer. "Dadurch entstehen sogenannte Immune-Escape Varianten."
Mit Blick auf diese Problematik fokussierten sich die Forschenden bei ihrer Arbeit auf das sogenannte Angiotensin-converting enzyme 2, auch als ACE2 bekannt. Dieses befindet sich auf der Oberfläche von menschlichen Zellen und gilt als Eintrittspforte für Sars-CoV-2. Bekannt ist bereits, dass sich dieses Coronavirus mit seinem Spike-Protein direkt am ACE2-Rezeptor andockt und in die Zelle eindringt. Um das zu verhindern, kombinierten die Forschenden das ACE2-Protein mit einem Teil eines körpereigenen Antikörpers Immunglobulin G (IgG).
"Da ein optimales Andocken an das ACE2-Protein für das Virus überlebensnotwendig ist, kann das Virus einem Medikament, das genau auf diesem Protein basiert, nicht ausweichen", sagt Professor Johannes Buchner, der ebenfalls an der Studie beteiligt war. "Das Fusionsprotein wird daher auch gegen zukünftige Mutationen sicher wirken." Die Annahmen der Forschenden gingen bei Versuchen im Labor mit den Ursprungsviren und den Varianten Alpha, Beta und Delta auf. Das von den Forschern entwickelte Fusionsprotein konnte alle Viren unschädlich machen. Nun sollen auch Versuche mit der neuen Omikron-Variante starten.
Wirksam gegen mehrere Coronaviren
Denkbar ist, dass das Fusionsprotein, das bisher nur die interne Bezeichnung FYB207 trägt, gegen alle Coronaviren eingesetzt werden kann, die den ACE2-Rezeptor als Eintrittspforte benutzen. Darüber hinaus besitze ACE2 eine natürliche Enzymaktivität im Herz-Kreislaufsystem, die einen zusätzlichen Schutz für Lunge, Herz und Niere vor einem bedrohlichen Organversagen bieten könnte, schreiben die Forscher.
"Das Fusionsprotein lässt sich gut biotechnologisch herstellen", sagt Dr. Carsten Brockmeyer, der ebenfalls an der Studie beteiligt war und CEO der Formycon AG ist. Das Forscherteam geht davon aus, im ersten Halbjahr des kommenden Jahres mit den ersten klinischen Studien beginnen zu können. Die Ergebnisse der Studie wurden im Fachmagazin "Antiviral Research" veröffentlicht.
Quelle: ntv.de, jaz