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Bakterielle Entzündungen im Mund Parodontitis ist Covid-19-Risikofaktor

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Wird eine Parodontitis lange nicht behandelt, dann kommt es zu Zahnfleischschwund und schließlich zu Zahnverlust.

(Foto: imago images/Shotshop)

Diabetes, Übergewicht und Herz-Kreislauf-Erkrankungen sind nur einige der ausgemachten Risikofaktoren, die den Verlauf von Covid-19 negativ beeinflussen können. Forschende fügen der langen Liste nun einen weiteren Faktor hinzu, der im Mund steckt.

Forschende aus Katar haben festgestellt, dass es einen Zusammenhang zwischen der Zahngesundheit und dem Verlauf von Covid-19 gibt. Ihren Untersuchungsergebnissen zufolge haben Patienten mit Parodontitis, also der bakteriellen Entzündung des Zahnbettes, bei einer Erkrankung an Covid-19 ein höheres Risiko, auf einer Intensivstation aufgenommen und intensivmedizinisch behandelt zu werden, im Vergleich zu Patienten, die keine Parodontitis haben. Auch das Risiko, an Covid-19 zu sterben, erhöht sich durch die Erkrankung im Mund.

Das Forscherteam um Nadya Marouf vom Institut für Mundgesundheit der Hamad Medical Corporation in Doha wertete unter Verwendung der nationalen elektronischen Patientenakten die medizinischen und zahnmedizinischen Daten von insgesamt 568 Patienten aus. Bei 40 davon kam es im Zusammenhang mit Covid-19 zu Komplikationen, die zur Aufnahme auf der Intensivstation und zur Unterstützung der Atmung zwangen. Die Daten wurden zwischen Februar und Juli 2020 gesammelt.

Unter Berücksichtigung von Alter, Geschlecht, Nikotinkonsum und Body-Mass-Index ergab sich bei der Analyse der Daten, dass Covid-19-Patienten mit Parodontitis dreieinhalb Mal häufiger auf Intensivstationen verlegt werden müssen. Dort werden sie viereinhalb Mal häufiger an ein Beatmungsgerät angeschlossen und sterben fast neun Mal häufiger im Vergleich zu den Covid-19-Patienten, die keine Parodontitis haben. Zudem waren die Werte mehrerer Biomarker, die Entzündungen im Körper widerspiegeln, bei Covid-19-Patienten mit Parodontitis erhöht.

Zu Anwendung oraler Antiseptika geraten

Mariano Sanz, der ebenfalls an der Studie beteiligt war, stellte fest, dass Bakterien aus dem Mund bei Patienten mit Parodontitis eingeatmet werden und die Lunge infizieren können. Das treffe vor allem bei Patienten zu, die an ein Beatmungsgerät angeschlossen sind, so der Zahnmediziner aus Madrid. Dies könne zur Verschlechterung des Zustands von Covid-19-Patienten beitragen und das Todesrisiko erhöhen, so Sanz. Das Krankenhauspersonal müsse deshalb Covid-19-Patienten mit Parodontitis identifizieren und bei ihnen orale Antiseptika verwenden. So könne die Übertragung von Bakterien aus dem Mund in den Rest des Körpers verringert werden.

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Die Forschenden rufen angesichts ihrer Ergebnisse dazu auf, Parodontitis als weiteren Risikofaktor für einen schweren Covid-19-Verlauf anzusehen. Zudem wird einmal mehr klar, dass es sich bei der bakteriellen Entzündung des Zahnbettes um eine Erkrankung handelt, die sich nicht nur im Mund abspielt, sondern auf den gesamten Körper Einfluss hat. Die Studienergebnisse wurden im "Journal of Clinical Periodontology" veröffentlicht.

Zahnärztliche Kontrollen auch und besonders in der Pandemiesituation sollten daher regelmäßig durch die Patienten in Anspruch genommen werden, um so vermeidbare Risikofaktoren für einen schweren Covid-Verlauf zu verhindern, ergänzt die Professorin Bettina Dannewitz als Präsidentin der Deutschen Gesellschaft für Parodontologie e.V.

Quelle: ntv.de, jaz

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