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Social Media schadet dem Klima Schätzung: Tiktok hat höheren CO2-Fußabdruck als Griechenland

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Auch wenn das Unternehmen Tiktok seine jährlichen Emissionen nicht öffentlich zugänglich macht, schätzt Greenly, dass Tiktok die höchsten CO2-Emissionen im Jahr hat.

Auch wenn das Unternehmen Tiktok seine jährlichen Emissionen nicht öffentlich zugänglich macht, schätzt Greenly, dass Tiktok die höchsten CO2-Emissionen im Jahr hat.

(Foto: IMAGO/NurPhoto)

Tiktok ist eine der beliebtesten Social-Media-Plattformen weltweit. Doch das Streaming von Kurzvideos verbraucht viel Energie. Eine Berechnung zeigt, dass der CO2-Fußabdruck von Tiktok wohl höher ist als der aller anderen Plattformen.

Plattformen wie Facebook, Instagram, Tiktok und Youtube sind Teil des Alltags. Milliarden Nutzer und Nutzerinnen weltweit scrollen, teilen oder streamen Videos. Doch diese Aktivitäten hinterlassen, wenn sie mit Milliarden von Nutzern multipliziert werden, einen erheblichen ökologischen Fußabdruck. Eine neue Analyse des Beratungsunternehmens Greenly deckt die versteckten CO2-Emissionen der bekanntesten Social-Media-Plattformen auf.

"Hinter jedem Social-Media-Post oder -Video steht eine riesige digitale Infrastruktur, die von Rechenzentren und Servern angetrieben wird, die erhebliche Mengen an Strom verbrauchen", heißt es in der Bilanz des Kohlenstoffbilanzierungs-Unternehmens. "Ein Großteil dieses Stroms wird immer noch aus kohlenstoffintensiven Quellen wie Kohle, Öl und Gas gewonnen, was bedeutet, dass jede digitale Aktion zu den globalen Kohlenstoffemissionen beiträgt." Greenly zufolge ist diese versteckte Umweltbelastung ein wachsendes Problem, das sowohl von Unternehmen als auch von den Nutzern verursacht wird.

Vor allem der jährliche CO2-Fußabdruck der Plattform Tiktok fällt in der Greenly-Schätzung auf. Weltweit hat Tiktok mehr als eine Milliarde Nutzerinnen und Nutzer. In den USA, Großbritannien und Frankreich - Länder, die lediglich rund 15 Prozent der weltweiten Nutzerinnen und Nutzer ausmachen - belaufen sich die CO2-Emissionen im Jahr 2023 auf etwa 7,6 Millionen Tonnen. Weiter schätzt Greenly, dass der gesamte jährliche CO2-Fußabdruck der Plattform wahrscheinlich bei etwa 50 Millionen liegt. In dieser Schätzung noch nicht enthalten, sind Berechnungen für Rechenzentren und andere kleinere Emissionsquellen.

Der "Guardian" vergleicht die geschätzten, jährlichen CO2-Emissionen von Tiktok mit denen Griechenlands: Demnach belaufen sich die CO2-Emissionen Griechenlands im Jahr 2023 auf 51,67 Millionen Tonnen. Damit hat Tiktok vermutlich einen höheren CO2-Fußabdruck als der Mittelmeeranrainerstaat.

Videos machen den Unterschied

Tiktok ist eine Videoplattform, und da Videos mehr Energie verbrauchen als Text oder Bild, trägt das Streaming von Kurzvideos auf Tiktok zu höheren Emissionen pro Nutzungsminute bei. Obwohl Instagram fast doppelt so viele Nutzerinnen und Nutzer wie Tiktok hat, liegt der CO2-Fußabdruck von Tiktok Greenly zufolge über dem von Instagram.

"Der gesamte Algorithmus (von Tiktok) ist auf die Massifizierung von Videos ausgelegt", sagt Alexis Normand, Geschäftsführer von Greenly dem "Guardian". Viele Experten warnen, dass die Tiktok-Suchtgefahr für Menschen besonders hoch ist. Tiktok-Nutzende haben im Vergleich der Greenly-Schätzung zufolge auch die zweithöchsten Emissionen pro Nutzungsminute, direkt nach Youtube.

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Aufgrund der Menge an Inhalten auf der Plattform sowie der längeren durchschnittlichen Scrollzeiten haben Tiktok-Nutzerinnen und Nutzer deshalb die höchsten jährlichen Emissionen. Der durchschnittliche Tiktok-Nutzende verbrennt in einem Jahr laut Greenly 48,49 Kilogramm CO2 über die App. An zweiter Stelle steht Youtube, wobei ein durchschnittlicher Nutzende 40,17 Kilogramm CO2 verbrennt.

Andere Technologieunternehmen wie Meta oder Google veröffentlichten ihre Emissionsdaten. Demgegenüber sind Emissionen von Tiktok undurchsichtiger, denn das Unternehmen macht seine Emissionsdaten nicht öffentlich zugänglich. Laut dem "Guardian" hat sich Tiktok verpflichtet, bis 2030 klimaneutral zu werden. Demnach soll jedoch bisher nur ein einziges Rechenzentrum mit erneuerbaren Energien versorgt werden: eine 12 Milliarden Euro teure Anlage in Norwegen, die zu 100 Prozent mit erneuerbarer Energie betrieben wird. Laut "Guardian" hat das Unternehmen auf Bitten der Zeitung um einen Kommentar nicht reagiert.

Quelle: ntv.de, rwe

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