Geruchstarnung irritiert Mäuse Weizenkeimöl schützt Aussaat auf Feldern
29.05.2023, 20:25 Uhr Artikel anhören
Bisher werden Mäuse auf Feldern mit Pestiziden und Ködern bekämpft. Doch das bringt kaum etwas.
(Foto: picture alliance / Avalon)
Mäuse richten in der Landwirtschaft große Schäden an. Ein Forschungsteam probiert deshalb aus, wie sich die Nager davon abhalten lassen. Die Wissenschaftler setzen verdünntes Weizenkeimöl auf Weizenfeldern ein und haben damit großen Erfolg.
Einfach, ungiftig und anscheinend wirksam: Das Versprühen einer verdünnten Lösung von Weizenkeimöl kann auf Weizenfeldern Schäden durch Mäuse drastisch reduzieren. Auf Versuchsflächen sanken die Weizensamen-Verluste um 63 Prozent, wenn die Forscher die Lösung zwischen Aussaat und Keimung des Weizens versprühten. Wurde das Feld schon mehrere Tage vor der Aussaat besprüht, gingen die Einbußen sogar um 74 Prozent zurück. Offenbar verhindert der Weizenduft, dass die Nager die Samen gezielt aufspüren können, erläutert das Team um Finn Barker und Peter Banks von der Universität Sydney.
Nagetiere seien jedes Jahr für den Verlust von schätzungsweise 70 Millionen Tonnen Getreide verantwortlich, schreibt die Gruppe im Fachblatt "Nature Sustainability". Bisher würden dagegen Pestizide und Köder eingesetzt - allerdings mit begrenztem Erfolg und verbunden mit Schäden für die Umwelt. Als Alternative setzte das Team nun auf Weizenkeimöl, das beim Mahlen des Getreides anfalle und kostengünstig sei. Damit besprühte es Weizenfelder entweder während oder schon vor der Aussaat.
"Damit konnten wir selbst während Mäuseplagen die Schäden verringern, einfach, indem wir den Geruch der Samen tarnten und es den Mäusen schwer machten, das Futter zu finden", sagt Banks. Mäuse würden sich auf ihren guten Geruchssinn verlassen, die Samen im Boden gezielt aufspüren und genau dort danach graben. "Aber wenn der Geruch der Samen überall ist, dann ziehen sie weiter und suchen nach etwas anderem."
Mehrere Tests während Mausplage
Getestet wurde der Ansatz auf mehreren Parzellen eines 27 Hektar großen Versuchsfeldes - und während einer Mausplage mit mindestens 300 Tieren pro Hektar. Ein Hektar entspricht 10.000 Quadratmetern. Dabei besprühte das Team die Fläche entweder schon sechs Tage vor der Aussaat oder erst unmittelbar vor dem Säen und dann alle zwei bis drei Tage bis zum Erscheinen der Sämlinge nach etwa einer Woche. Kontrollflächen blieben entweder unbehandelt oder wurden mit Rapsöl besprüht. Gezählt wurden die Schäden nach dem Keimen anhand der Zahl der Mauslöcher entlang der Saatreihen.
Auf den Kontrollflächen gingen mehr als sechs Prozent der Samen verloren, auf den mit Weizenkeimöl behandelten Arealen waren es - je nach Vorgehen - mindestens 60 Prozent weniger. Die Menge des versprühten Weizenkeimöls lasse sich vermutlich deutlich verringern, betonen die Autoren. Auch die Häufigkeit der Sprühaktion lasse sich möglicherweise noch optimieren.
"Die Fehlinformationstaktik könnte auch bei anderen Feldfrüchten gut funktionieren", sagt Banks. "Tatsächlich ist jedes Tier, das Nahrung durch Geruch findet, anfällig dafür, dass wir den Geruch manipulieren und ihre Fähigkeit zum Suchen untergraben." Dies sei eine einfache und ethisch vertretbare Lösung, mit landwirtschaftlichen Schädlingen umzugehen.
Quelle: ntv.de, Walter Willems, dpa