Ukraine-Krieg mögliche Ursache Zahl der Tuberkulose-Fälle in Deutschland steigt
24.03.2023, 13:16 Uhr
Tuberkulose (TB) ist eine bakterielle Infektionskrankheit, die durch das Bakterium Mycobacterium tuberculosis hervorgerufen wird.
(Foto: picture alliance / BSIP)
In den vergangenen Jahren war die Tuberkulose in Deutschland auf dem Rückzug - doch 2022 gibt es wieder mehr Fälle als im Vorjahr. Das RKI will daraus noch keinen langfristigen Trend ableiten. Hinter den steigenden Zahlen dürfte vielmehr der Ausbruch des Ukraine-Krieges stecken.
Nachdem die Zahl der gemeldeten Tuberkulose-Fälle (TB) in Deutschland für einige Zeit gesunken war, hat sie im letzten Jahr etwas zugenommen - möglicherweise auch wegen des russischen Angriffs auf die Ukraine. 2022 gab es etwa 4080 Fälle, wie das Robert-Koch-Institut (RKI) zum Welttuberkulosetag mitteilte. "Die Entwicklung im Jahr 2022 dürfte vor allem mit den Folgen des Kriegsgeschehens in der Ukraine in Zusammenhang stehen", hieß es. Aus dem kleinen Anstieg könne man aber laut RKI momentan keine Änderung des langfristigen Trends ableiten.
Der Welttuberkulosetag am 24. März soll das Bewusstsein für Tuberkulose erhöhen, eine ansteckende Krankheit, die Millionen Menschen betrifft. Zudem sollen die weltweiten Bemühungen zur Bekämpfung und Prävention dieser Krankheit gefördert werden. Der Welttuberkulosetag wurde von der Weltgesundheitsorganisation (WHO) ins Leben gerufen.
2021 wurden in Deutschland 3938 TB-Fälle gemeldet, in den beiden Jahren davor jeweils deutlich über 4000. In der Ukraine kommt die Krankheit viel häufiger vor als hier. Das RKI weist darauf hin, dass seit Februar 2022 über eine Million Menschen von dort nach Deutschland geflohen sind. Die Ausbreitung wird laut RKI durch enge Wohnverhältnisse, schlechte Ernährung, mangelhafte Hygiene und unzureichende Gesundheitsversorgung begünstigt.
Das RKI sagt, dass vor allem enge Kontaktpersonen von Menschen mit offener Lungentuberkulose gefährdet sind, sich anzustecken. Das Risiko nach einmaligem, kurzem Kontakt sei sehr gering. Zu den klassischen Anzeichen gehört zum Beispiel länger anhaltender Husten. Bei in Deutschland geborenen Menschen konzentriert sich die Krankheit laut RKI vor allem auf die Gruppe der über 80-Jährigen, deren Infektion schon länger zurückliegt. "Eine Erkrankung tritt bei Erwachsenen häufig erst nach Jahren oder Jahrzehnten auf."
Rückschläge im Kampf gegen Tuberkulose
Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) teilte am Donnerstag mit, dass TB mit jährlich 1,6 Millionen Todesfällen eine der gefährlichsten Infektionskrankheiten bleibt. Der jahrelange Fortschritt im Kampf gegen die Krankheit wurde durch die Corona-Pandemie und andere Krisen wie Kriege, Nahrungsmittelunsicherheit und Klimawandel umgekehrt: "Im vergangenen Jahr meldete die WHO zum ersten Mal seit fast zwei Jahrzehnten einen Anstieg der Zahl der Menschen, die an TB und arzneimittelresistenter TB erkrankten, sowie einen Anstieg der Todesfälle." Weltweit ist die Zahl der Fälle seit dem Jahr 2000 aber um 40 Prozent gesunken.
Die WHO begrüßte am Donnerstag eine Entscheidung des indischen Patentamtes, den Antrag der Pharmafirma Johnson & Johnson auf Verlängerung ihres Patents für ein TB-Medikament abzulehnen. Dabei ging es um das Medikament Sirturo (Bedaquilin), das vor allem gegen sehr widerstandsfähige TB-Bakterien eingesetzt wird. Das Patent läuft im Sommer aus. Generikahersteller in Indien wollen günstigere Versionen herstellen. "Wir betrachten diese Entscheidung als positiv", sagte die Direktorin des TB-Programms, Tereza Kasaeva.
Quelle: ntv.de, kst/dpa