Die Folgen für Verbraucher Das Ende der Girokarten mit Maestro-Funktion naht
09.06.2023, 12:08 Uhr Artikel anhörenUm die 100 Millionen Girokarten sind in Deutschland im Einsatz. Nutzer von Karten mit einer Maestro-Funktion müssen sich demnächst auf Veränderungen einstellen. Denn ab 1. Juli sollen diese nicht mehr vergeben werden. Was das bedeutet, lesen Sie hier.
Die Girocard ist das in Deutschland am meisten verbreitete Zahlungsmittel - gerne wird sie noch immer als EC-Karte bezeichnet. Sie ist eine Debitkarte der deutschen Kreditwirtschaft. Mit ihr können Kunden bargeldlos zahlen und am Automaten Geld abheben. Der Betrag dann direkt vom Girokonto abgebucht. Nutzer von Girokarten mit einer Maestro-Funktion müssen sich ab dem 1. Juli auf Veränderungen einstellen. Denn das Zahlungssystem mit dem blau-roten Logo soll ab dann für neue Karten der Vergangenheit angehören.
Zur Erklärung: Maestro ist eine internationale Marke für Debitkarten, die vom Kreditkartenanbieter Mastercard herausgegeben wird. Ohne diese Zahlungsfunktion könnten Inhaber mit dieser Karte der deutschen Kreditwirtschaft nur in Deutschland zahlen. Erst durch die Kooperation mit Mastercard wird dieses Manko der Girocard behoben und ein zweites Zahlverfahren der Karte hinzugefügt - das ist das sogenannte Co-Badging, wie Finanztest informiert. Doch zum 1. Juli sollen keine neuen Karten mehr mit Maestro-Funktion vergeben werden.
Fragen und Antworten zum Thema:
Kann die Karte mit Maestro-Funktion ab dem neuen Monat nicht mehr genutzt werden?
Doch. Bis zum 1. Juli dürfen Girokarten weiterhin mit der Funktion ausgestellt werden; bis zum Ablauf des Gültigkeitsdatums dürfen Maestro-Karten auch noch genutzt werden. Und auch ohne die Maestro-Funktion ist die Girokarte in Deutschland voll einsatzfähig. Das Ablaufdatum ist auf der Karte zu finden. Meist sind die Girokarten noch einige Jahre gültig, die Maestro-Funktion wird somit nicht von einem Tag auf den anderen verschwinden. Das Maestro-Akzeptanzzeichen wird daher zum Teil bis 2027 auf der Girocard zu finden sein.
Können die Banken selbst entscheiden, wann sie auf eine andere Zahlungsfunktion umsteigen möchten?
Ja. Sollte die Bank die Zahlungsfunktion umstellen, muss sie den Kunden aber mitteilen, ab wann diese die Maestro-Karte nicht mehr verwenden können.
Müssen sich betroffene Kunden selbst um eine neue Karte kümmern?
Nein. Banken und Sparkassen wenden sich mit Alternativen an ihre Kunden.
Welche anderen Zahl-Funktionen kommen als Alternative infrage?
Laut Verbraucherzentrale wäre eine leichte Option für Banken und Sparkassen, zum Konkurrenten von Mastercard, Visa, zu wechseln und von nun an die Girokarten mit V-Pay- statt Maestro-Funktion auszugeben. Visa erklärt bislang, dass die V-Pay-Funktion weiterhin zur Verfügung stehen wird. Allerdings wird die Girocard mit V-Pay-Funktion in Ländern außerhalb Europas kaum akzeptiert. Viele Banken und Sparkassen setzen daher auf ein anderes Co-Badging: Sie schalten die Debit-Mastercard oder Visa-Debit auf die Girocard. Diese beiden Anbieter sind das internationale Pendant zur deutschen Girocard, wie Finanztest weiß.
Wird dann überhaupt noch eine extra Kreditkarte benötigt?
Finanztest empfiehlt, auf jeden Fall noch eine klassische Kreditkarte im Portemonnaie zu haben. Denn es kann im Ausland passieren, dass die Debit-Funktion auf der Girocard nicht akzeptiert wird, etwa bei Autovermietern. Diese bestehen oft auf Hinterlegung einer klassischen Kreditkarte, bei der die Umsätze über den Monat gesammelt werden und der Betrag am Monatsende auf einen Schlag ausgeglichen wird.
Generell empfehlen die Tester bei Reisen im Ausland mehrere voneinander unabhängig funktionierende Zahlungsmittel wie Bargeld, Kreditkarte und Girocard zur Hand zu haben.
Ist eine Zweitkarte für den Auslandseinsatz sinnvoll?
Wie bei einigen Konten bereits der Fall, könnten die Banken auch ein Zwei-Karten-System nutzen - mit einer Girocard für den Inlandseinsatz und einer Debit- oder Kreditkarte für den Einsatz im Ausland.
Was ist der Unterschied zwischen Debit- und Kreditkarte?
Mit einer Debitkarte können Kunden bargeldlos zahlen und am Automaten Geld abheben. Der Betrag wird dann direkt vom Girokonto abgebucht. Was auch den Unterschied zu einer klassischen Kreditkarte ausmacht, denn hier werden die Umsätze zunächst gesammelt und meist einmal im Monat vom Girokonto abgebucht. Zumindest, wenn es sich um eine echte Kreditkarte handelt.
Warum soll die Maestro-Funktion überhaupt abgeschafft werden?
Wie die Verbraucherzentrale berichtet, erklärt Mastercard, dass die Funktion nicht ausreichend für den Online-Handel ausgelegt und daher nicht mehr zeitgemäß sei. Besonders da die Girocard in Deutschland ein Standardzahlungsmittel ist, könnte es aber auch sein, dass Mastercard mehr am Umsatz des Online-Handels mitverdienen möchte. Wird nämlich zukünftig bei der Zahlung statt des Lastschriftverfahrens häufiger eine Kredit- oder Debitkarte des Unternehmens verwendet, zahlen die Online-Shops Entgelte an das Unternehmen. Gleichzeitig würde das den Anteil an Kredit- und Debitkarten auf dem deutschen Markt stark erhöhen.
Fazit: Auch wenn die Maestro-Funktion in Zukunft nicht mehr zur Verfügung steht, wird es weiterhin die Möglichkeit geben, im Ausland ans Guthaben zu kommen. Entweder mit der noch gültigen Maestro-Karte, der V-Pay-Funktion, einer Debit-Mastercard oder Visa-Debit, einer klassischen Kreditkarte oder auch über eine Zweitkarte.
Quelle: ntv.de