Wegen großer Kostenunterschiede Plattform für Fernwärme soll Preise vergleichbar machen
24.07.2024, 09:51 Uhr (aktualisiert) Artikel anhören
Fernwärme-Preise sind oft nur schwer nachvollziehbar.
(Foto: Thomas Banneyer/dpa)
Fernwärme könnte in Zukunft für noch mehr Verbraucher erste Wahl beim Heizen sein. Doch Konkurrenz gibt es nicht, und die Preise sind oft nicht nachzuvollziehen. Es soll Abhilfe geben.
Die Preise für Fernwärme in Deutschland unterscheiden sich regional deutlich. So zahlten private Haushalte mit Einfamilienhaus beispielsweise im größten Wärmenetz in Köln im dritten Quartal 2023 mit 27 Cent effektiv mehr als doppelt so viel wie im größten Netz in Halle (Saale) mit 12 Cent. Das hat der Verbraucherzentrale Bundesverband (VZBV) anhand einer Untersuchung von Preisdaten aus 31 Fernwärmenetzen ermittelt.
Was auch damit zusammenhängt, woraus die Fernwärme gewonnen wird. Betreibt ein Anbieter mehrere Fernwärmenetze, so hat häufig sogar jedes Netzgebiet einen anderen Preis, was sogar innerhalb derselben Stadt zu unterschiedlichen Preisen führen kann. Aufgrund fehlender Vergleichsmöglichkeiten können Fernwärme-Kunden derzeit nur schlecht einschätzen, ob der Wärmepreis in einem Netz eher hoch oder niedrig ist. Dies wird künftig besonders dann relevant, wenn zunehmend mehr Verbraucher eine defekte Öl- oder Gasheizung nach den Vorgaben des neuen Heizungsgesetzes ersetzen müssen.
Vergleichbarkeit ist schwierig
Eine Preisplattform für Fernwärme-Anbieter soll nun die Transparenz für die Verbraucher bei den Heizkosten verbessern. Der Bundesverband der Energie- und Wasserwirtschaft (BDEW), der Verband Kommunaler Unternehmen (VKU) und die Arbeitsgemeinschaft Fernwärme (AGFW) wollen die gemeinsame Plattform im April starten, kündigte BDEW-Chefin Kerstin Andreae in einem Interview des Nachrichtenportals Table Media an. "Da werden etwa 150 Fernwärme-Unternehmen mitmachen. Damit decken wir nahezu den ganzen Markt ab."
Mit dem neuen Angebot reagieren die Verbände auf Kritik an den Fernwärme-Preisen, bei denen es große Unterschiede gibt, die für die Kunden kaum nachvollziehbar sind. "Wir wissen, dass es bei der Transparenz der Preise ein Problem gibt", sagte Andreae. "Die Vergleichbarkeit ist schwierig. Das wird die Brache jetzt angehen."
Die BDEW-Chefin hofft nach eigenen Worten, dass das neue Angebot auch zu niedrigeren Kosten für die Verbraucher führt. Diese können bei der Fernwärme, anders als bei Strom oder Gas, den Anbieter nicht wechseln. Sie ermutigte Verbraucher, sich gegen hohe Preise zu wehren. "Wer glaubt, zu viel zu zahlen, kann auch Einspruch erheben", sagte die BDEW-Chefin. Die Kunden würden durch das Kartellrecht geschützt.
Dabei setzen sich die Fernwärmepreise meist wie folgt zusammen:
- dem Arbeitspreis in Cent pro Kilowattstunde
- dem Grundpreis pro Kilowatt angeschlossener Leistung (auch als "Anschlusswert" oder "Leistungspreis" bezeichnet)
Über den Arbeitspreis wird der tatsächliche Wärmeverbrauch abgerechnet. Der Grundpreis ist ein Fixpreis pro Jahr und beinhaltet die anteiligen Kosten an Kraftwerk, Netzen, Personal und Wartung. Durchschnittlich macht der Grundpreis einen Anteil an den Gesamtkosten von etwa 25 Prozent aus, der Arbeitspreis ungefähr 75 Prozent.
Wie hoch die Kosten tatsächlich ausfallen, hängt natürlich auch vom individuellen Verbrauch ab. Dieser wird wie bei allen anderen Heizarten auch vom Gebäudezustand (Neubau oder Altbau, großes oder kleines Gebäude), vom individuellen Heizverhalten und vom Bedarf an Warmwasser maßgeblich beeinflusst.
(Dieser Artikel wurde am Montag, 12. Februar 2024 erstmals veröffentlicht.)
Quelle: ntv.de, awi/dpa