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Zu langsam für den Klimawandel Faultiere vom Aussterben bedroht

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In Gebieten, in denen Faultiere einst zahlreich vorkamen, sind ihre Populationen in den letzten zehn Jahren vollständig verschwunden.

In Gebieten, in denen Faultiere einst zahlreich vorkamen, sind ihre Populationen in den letzten zehn Jahren vollständig verschwunden.

(Foto: picture alliance / ASSOCIATED PRESS)

Faultiere sind - wie ihr Name schon sagt - eher gemütliche Tiere. Nicht nur ihre Bewegungen laufen in Slowmotion ab, sondern auch ihr Stoffwechsel. Der wird den Tieren angesichts der steigenden Temperaturen nun zum Verhängnis.

Wie ihr Name schon verrät, sind Faultiere nicht gerade die schnellsten Tiere. Ihr Leben läuft im Zeitlupentempo ab. Sie bewegen sich nur langsam, dösen oder schlafen die meiste Zeit und verdauen tagelang. Der Vorteil dieser entschleunigten Lebensweise: Faultiere sind Meister im Energiesparen. Doch angesichts des voranschreitenden Klimawandels könnte ihnen der Energiesparmodus schon bald zum Verhängnis werden.

Bis zum Jahr 2100 könnte das Überleben der Tiere unmöglich werden, insbesondere für jene Populationen, die in hochgelegenen Regionen in Mittel- und Südamerika leben. Der Klimawandel heizt die Lebensräume zu sehr auf. Das hat ein internationales Forschungsteam herausgefunden. In ihrer Studie, die im Fachblatt "PeerJ Life & Environment" erschienen ist, wollten die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler herausfinden, wie der Metabolismus der Tiere auf steigende Temperaturen reagiert.

Dafür untersuchte das Team Zweifingerfaultiere (Choloepus), die sowohl im Tiefland als auch im Hochland von Costa Rica leben. Durch die Messung des Sauerstoffverbrauchs und der Körperkerntemperatur unter simulierten Bedingungen des Klimawandels ermittelten die Forschenden, wie Faultiere mit dem für das Jahr 2100 erwarteten Temperaturanstieg zurechtkommen könnten.

Zu langsamer Stoffwechsel

Das Ergebnis: Durch ihren langsamen Stoffwechsel haben Faultiere nur begrenzt die Fähigkeit, ihre Körpertemperatur zu regulieren. Faultiere in Hochgebirgsregionen verbrauchen viel mehr Energie, wenn es wärmer ist. Tieflandfaultiere hingegen sind besser an wärmere Klimazonen angepasst - allerdings nur bis zu einem gewissen Punkt. Der Studie zufolge stehen beide Gruppen vor großen Herausforderungen. "Unsere Forschung zeigt, dass Faultiere, insbesondere in hochgelegenen Regionen, möglicherweise nicht in der Lage sind, den für das Jahr 2100 prognostizierten erheblichen Temperaturanstieg zu überleben", sagt Studienautorin Rebecca Cliffe, Leiterin der Sloth Conservation Foundation.

Die langsame Verdauung der Faultiere, die bis zu 24-mal langsamer ist als bei anderen Pflanzenfressern ähnlicher Größe, ist dabei das größte Problem. Ein Anstieg des Stoffwechselbedarfs aufgrund des Klimawandels kann somit nicht einfach durch eine erhöhte Nahrungsaufnahme ausgeglichen werden. Auch ein Ausweichen in kühlere Gebiete ist schwierig. "Im Gegensatz zu anderen Arten sind Faultiere Gewohnheitstiere, die auf ihren Lebensraum hoch spezialisiert sind und sich nicht für eine Umsiedlung in andere Regionen eignen", sagt Cliffe.

"In Gebieten, in denen Faultiere einst zahlreich vorkamen, sind ihre Populationen in den letzten zehn Jahren vollständig verschwunden", mahnt die Forscherin. Es brauche dringend Schutzmaßnahmen und weitere Untersuchungen zu Anpassungsstrategien, um das Überleben der Faultiere in einer sich rasch erwärmenden Welt zu sichern.

Quelle: ntv.de, hny

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